News: Toyota I-Road – Auf drei Rädern in die Zukunft

Die Zukunft rollt auf drei Rädern und legt sich spektakulär in die Kurve. Die Zukunft erinnert aber auch an die Vergangenheit, denn der für die künftige urbane Mobilität auserkorene Toyota I-Road wirkt wie eine futuristische Neuauflage des legendären Messerschmitt-Kabinenrollers aus den 1950er Jahren. Toyotas Dreirad verlangt vom Fahrer ein deutliches Umdenken, denn gesteuert wird das extrem kompakte Mobil über das Hinterrad. Unterwegs ist Toyotas Elektro-Flitzer im französischen Grenoble, wo im vergangenen Jahr ein dreijähriges Projekt begann, bei dem die Kombination aus individueller Elektromobilität und öffentlichem Personenverkehr getestet werden soll.

Vor den ersten Metern müssen die potenziellen I-Road-Piloten allerdings in einen Fahrerlehrgang, denn das Dreirad mit Platz für zwei Menschen, die sich angesichts der Enge sehr gut verstehen sollten, verlangt eine deutliche Umstellung beim Fahren. Allein schon die Hinterradlenkung hat ein vollkommen eigenes Fahrverhalten zur Folge. Hinzu kommt noch die Neigetechnik, die den als Quad zugelassenen Elektroflitzer zu spektakulären Kurvenfahrten verhilft, bei der unachtsame Neulinge aber schon mal zu weit in den Gegenverkehr geraten können.

Hat man einmal die Eigenarten des 2,34 Meter langen und 87 Zentimeter breiten I-Road erfahren, bringt diese Art der Elektromobilität viel Fahrspaß, obwohl die Komforteigenschaften eher unterentwickelt sind. Heizung? Wer braucht die schon? Dafür ist die Windschutzscheibe beheizbar, und in der größten Not könnte man die Hände dort aufwärmen. Geräuschdämmung? Der I-Road beweist, dass auch Elektrofahrzeuge nicht immer als Leisetreter auftreten – wenigstens im Innenraum, wo sich Reifen und Karosserie unmissverständlich bemerkbar machen. Für Zeitgenossen, die konventionelle Konfigurationen bevorzugen, bietet Toyota in Grenoble auch noch den vierrädrigen Einsitzer Coms mit Gepäckraum und Frontlenkung an.

Beide Modelle erreichen eine Reichweite von 35 bis 50 Kilometern oder eine Betriebszeit von drei Stunden und gehören zum Projekt „Cité Lib by Ha:Mo“, mit dem Grenoble die Verzahnung von konventioneller öffentlicher und individueller (elektrischer) Mobilität testen will. Dabei steht „Cité Lib“ für ein Carsharing-Unternehmen, das seit zehn Jahren in der ehemaligen Olympiastadt Fahrzeuge mit Benzin-, Hybrid-, Erdgas- und Elektroantrieb anbietet. Ha:Mo ist Toyotas Abkürzung für Harmonische Mobilität.

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Die Stadt musste sich wegen ihrer Kessellage schon früh mit den Folgen der Luftverschmutzung auseinandersetzen und hat deshalb eine hervorragende öffentliche Verkehrsinfrastruktur aufgebaut. Neben den Elektromobilen, stehen auch E-Bikes zum Mieten bereit. „Wir wollen hier lernen, wie in Zukunft städtische Mobilität gestaltet werden kann“, beschreibt Jean-Yves Jault von Toyota-Europa die Zielsetzung des Projekts. Ob das Konzept danach auch auf andere Städte übertragen wird, ist noch nicht entschieden. Seit vergangenem Oktober sind jeweils 35 I-Road und Coms im Einsatz, die an 27 Ladestationen im Stadtgebiet mit 120 Ladepunkten geladen werden können. Die Zahl wird sich in Zukunft noch erhöhen.

Vor dem ersten Einsteigen müssen sich Interessenten registrieren lassen, ihren Führerschein und eine Meldebescheinigung vorlegen. Nachdem eine Gebühr von 50 Euro und eine Kaution von 150 Euro hinterlegt und eine zweistündige Einweisung in die Eigenarten des I-Road absolviert sind, können die Fahrzeuge über eine App (Apple und Android) gebucht und mittels einer Chipkarte gestartet werden. Bisher haben sich rund 250 Interessenten registrieren lassen „und jede Woche melden sich rund 50 weitere Kunden an“, erklärt Jault. Nach der Fahrt wird das Fahrzeug an einer der Ladestationen wieder abgestellt und abgerechnet. Für die ersten 15 Minuten werden drei Euro fällig, danach zwei für die zweite Viertelstunde und ein Euro für die folgenden 15 Minuten, was einen Stundensatz von sieben Euro ergibt. Das Parken in der Stadt ist für die Elektroflitzer kostenlos.

Das Projekt versteht sich bewusst als Ergänzung des Öffentlichen Personennahverkehrs in der Stadt. „Wir sind teurer als Busse und Bahnen, dafür aber billiger als ein Taxi“, erklärt Jault die Zielrichtung. Der Strom für die Fahrzeuge stammt, und das ist in Frankreich nicht unbedingt selbstverständlich, aus regenerativen Quellen – vor allem aus Wasserkraft, sodass mit I-Road und Co die Umweltbelastung nicht nur lokal verringert wird.

Autor: Walther Wuttke/SP-X

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