Autos werden sich immer ähnlicher, fahren fast schon von selbst und schirmen die Insassen zunehmend von der Außenwelt ab. Fahrspaß, vor allem der puristische, bleibt da zunehmend auf der Strecke. Wohl auch deshalb ist das Angebot an radikal reduzierten Fahrmaschinen, die oft nur Motor, Fahrwerk, Lenkrad und einen Sitz bieten, stark gestiegen. Die Auswahl extremer Renner mit Straßenzulassung ist jedenfalls größer denn je.
Radikalster unter den Radikalen und bereits ein Klassiker ist der Ariel Atom, der vor allem durchs Weglassen jeglicher Verkleidung auffällt. Wie auf einem Motorrad ist hier der Fahrer den Elementen ausgesetzt, wie Jeremy Clarkson einst auf einer Testfahrt mit entgleitenden Gesichtszügen eindrucksvoll demonstrierte. In ihrer gut zehnjährigen Geschichte hat die kleine englische Manufaktur schon eine Reihe von Antrieben verwendet. Derzeit sorgt im Standardmodell ein Zweiliter-Benziner von Honda mit 183 kW/248 PS für einen mehr als souveränen Vortrieb. Knapp über drei Sekunden dauert der Standardsprint mit 500 Kilogramm leichten Federgewicht. Über 230 km/h sind möglich, wenn man sich traut. Einen Preis gibt es nur auf Anfrage, doch für ein neues Fahrzeug sollte man rund 50.000 Euro einplanen.
Ein absoluter Klassiker der Radikalen ist der Caterham Seven. Nächstes Jahr feiert die Konstruktion ihren 60igsten Geburtstag. In den 1950er-Jahren ging es los als Lotus Seven, seit 1973 hat Caterham Cars offiziell die Rechte an der legendären Chapman-Konstruktion. Mittlerweile bieten die Briten mit dem 165 einen überaus günstigen Einstieg ist die Seven-Welt: 24.000 Euro kostet das 81 PS starke Basismodell, das eine Sprintzeit auf Tempo 100 in 7,5 Sekunden erlaubt. Es geht aber auch schneller und teurer: Der 620 R leistet über 300 PS und kostet knapp 60.000 Euro.
Neben Caterham gibt es noch eine Reihe weiterer kleiner Hersteller, die den Seven in ähnlicher Form nachbauen. Einen sehr aufwändigen und besonders brutalen Ansatz verfolgt hierbei seit über 30 Jahren die holländische Firma Donkervoort. Jüngste Eskalationsstufe ist der D8 GTO, dessen 280 kW/380 PS starker 2,5-Liter-Benziner von Audi eine Sprintzeit von 2,8 Sekunden und eine Höchstgeschwindigkeit von über 250 km/h erlaubt. Ähnlich hoch wie die Fahrleistungen sind die Preise: Hier sollte man mit mindestens 140.000 Euro rechnen.
Es geht übrigens noch klassischer und selbstredend noch englischer: Mit dem Threewheeler hat Morgan eine bereits über 100 Jahre alte Grundkonstruktion im Jahr 2012 wiederbelebt und mit moderner Technik zurück auf die Straße gebracht. Optisch wirkt das dreirädrige Leichtbautorpedo tatsächlich wie ein Oldtimer, doch dank des 60 kW/82 PS starken V2 vom Harley-Zulieferer S&S kommt das 500-Kilo-Gefährt so schnell wie ein moderner Sportwagen voran: Nur sechs Sekunden dauert der 100-km/h-Sprint, maximal sind 185 km/h möglich. Preis: rund 45.000 Euro.
Sehr radikal und sehr modern kommt der X-Bow von KTM daher. Die österreichische Motorradschmiede entwickelte vor zehn Jahren die Idee, ein Ready-to-Race-Auto in Kooperation mit dem Formel-Fahrzeugbauer Dallara auf die Straße zu bringen. Dort sieht man den X-Bow allerdings selten, da er sich vor allem auf Rennstrecken tummelt. Für den Track-Einsatz ist der X-Bow jedenfalls gut gerüstet. In seiner schärfsten Version, 200 kW/300 PS stark, ist der Standardsprint in unter vier Sekunden abgehakt, maximal sind 231 km/h möglich. Rund 85.000 Euro muss man allerdings für den Carbon-Feger erübrigen können.
An KTM finanziell beteiligt ist übrigens der kanadische Schneemobil-Spezialist Polaris, die seit 2015 mit dem Slingshot einen höchst interessanten Staubaufwirbler im Programm hat. Wie beim Morgan Threewheeler handelt es sich beim Slingshot um ein Dreirad – vorne mit zwei, hinten mit einem Rad. Angesichts der 760 Kilogramm hat der 2,4-Liter-Benziner mit seinen 129 kW/175 PS leichtes Spiel. 5,9 Sekunden soll der Sprint dauern, maximal sind 190 km/h drin. Doch vor allem der Preis ist heiß: Rund 30.000 Euro soll ein Neufahrzeug kosten, das zudem noch so lobenswerte Errungenschaften wie ABS und ESP bieten kann.
Die britische Firma BAC bietet mit dem Mono seit kurzem ein Formel-Feger mit Straßenzulassung an. Der nur 580 Kilogramm leichte Einsitzer wird von einer gut 310 PS starken 2,5-Liter-Maschine in weniger als drei Sekunden auf Tempo 100 katapultiert und fährt bis zu 273 km/h schnell. Dafür werden allerdings auch fast 180.000 Euro fällig. Ein Vorteil der Konstruktion des Mono: Der Käufer muss sich nicht mit einem klassischen Problem britischer Importe herumärgern, denn es gibt ihn weder als Links- noch als Rechtslenker, da sich das Volant in der Mitte befindet.
Immerhin zwei Sitze bietet ein ebenfalls knusperleichtes und nach oben offenes Lustmobil aus Mexiko namens Vuhl 05. Der Roadster bringt es dank Aluminium-Chassis und CFK-Karosserie auf schlappe 725 Kilogramm. Ein Zweiliter-Benziner von Ford wirft gut 290 PS in den Vortrieb, was eine Sprintzeit von 3,5 Sekunden und eine Höchstgeschwindigkeit von 245 km/h ermöglicht. Preis: rund 90.000 Euro.
Leicht und schnell sind immer auch steigerungsfähige Adjektive, wie die junge englische Sportwagenmanufaktur Elemental mit dem Rp1 beweist. Der superflache Zweisitzer soll gerade einmal 580 Kilogramm auf die Waage bringen und dank 324 PS in lediglich 2,8 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h beschleunigen und 265 km/h schnell werden. Preis: rund 90.000 Euro.
Mit dem Radical SR3 SL kommt eine weitere Leichtbau-Superflunder aus England. Eigentlich handelt es sich um einen Rennwagen, der als reines Track-Toy gedacht war, den man mittlerweile aber auch mit Straßenzulassung bekommen kann. In dieser Version sorgt ein 179 kW/243 PS starker Zweiliter-Benziner von Ford für Vortrieb, der einen Sprint in 3,5 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 erlaubt. Maximal sind 266 km/h möglich. Preis: rund 85.000 Euro.
Last but not least: Der Lotus 3-Eleven, dem seine britischen Konstrukteure einen mächtigen 3,5-Liter-V6-Motor mit 416 PS eingepflanzt haben. Damit soll der rund 900 Kilogramm schwere Einsitzer den Sprint auf 100 km/h in 3,4 Sekunden ermöglichen und bis zu 280 km/h schnell werden. Preis rund 110.000 Euro. Lotus bietet auch eine reine Rennversion an, die weniger wiegt und mit 466 PS deutlich mehr leistet und damit sogar 290 km/h fahren kann. (Mario Hommen/SP-X)