4matic – Traktionsvorteil für die C-Klasse

Die aktuelle C-Klasse soll der beste Dreier-BMW aller Zeiten sein. So oder so ähnlich hat es Axel kolportiert, als er von der internationalen Fahrveranstaltung aus Marseille zurück kam. Nun – Axel ist einer meiner Lieblings-Blogger und deswegen auch einer meiner Lieblings-Redakteure, aber natürlich liegt er mit diesem Fazit völlig daneben!

Denn ein Mercedes-Benz kann nie ein BMW sein. BMWs, das sind doch die „Dynamischen“ und dann war doch auch noch Audi im Spiel, das waren die mit dem Allradantrieb und so. Also muss ein Mercedes, per Logik, ein Mercedes bleiben. Bequem und irgendwie so – langweilig. Natürlich hübsch vor der eigenen Garage, aber einen verschneiten Hang hinauf toben – nein, dazu nimmt man keinen „Benz“ – oder doch?

Let’s fetz: Wenn sechs Töpfe unter Dampf geraten und vier Räder in den Schnee beißen.

Mercedes-Benz C400 4matic im Anflug auf das Timmelsjoch.

Man möge doch bitte langsam machen, beim ersten Mal in Richtung Pass-Museum. Droben bei 2.509 Meter wäre gut Schnee und auf dem Weg dorthin gäbe es auch einige Eisplatten. Natürlich gehe es um den Allradantrieb 4matic, der ist jetzt in der C-Klasse mit dem neuen V6-Turbo und mit dessen 333 PS zu kombinieren…Und natürlich ist der „voll effektiv“… aber trotz Traktionsvorteil solle man sich … blabla… ja, ne, ist klar.

Erst einmal durch das Menü des Bordcomputers hangeln. Einfach so das ESP ausmachen? Geht heute nicht mehr. Menü, Einstellungen, Assistenten, Unnötiges. Auf dem Weg zur ersten Spitzkehre erlöschen die praktischen und sicher (!) auch hilfreichen Assistenzsysteme. Aber was der S124 konnte, wird der W205 doch auch können – nicht? Im Falle des C400 wollen 480 Nm durch den Schnee gefräst werden. Da mag das ESP eine gute Idee sein, bevor sich die Limousine nach den Winterreifen der Seitenführung entledigt. Aber im Hinterkopf habe ich die Momenten-Verteilung des Allradantriebs: Hecklastig. Und das bedeutet? Da muss auch was quer gehen.

Der 2.996 ccm³ große V6 lässt sich beim Atmen von zwei Turbos helfen. Von denen merkt man im Prinzip nichts, nur das Ergebnis. Ladedruck aufbauen und verzögert loslegen? Nicht wirklich spürbar. Der 333 PS starke V6 geht nahtlos und zügig an seine Arbeit.  Das bekommen bei der ersten Eisplatte dann auch die Reifen zu spüren, 480 Nm durch vier? Ist bei Reibwert Null noch immer zuviel Kraft für den einzelnen Gummi. Egal, wie Premium die Marke.  Der richtige Zeitpunkt für die 4matic-Steuergeräte. Von ihrem Treiben spürt man als Fahrer nur wenig. Mal zuppelt links vorne die Bremse, mal rechts hinten, mal umgedreht. Per 4ETS-Regelsystem (elektronische Differentialsperre via Bremseneingriff) schiebt des Daimlers-Allradantrieb die Kraft des Motors behände von Rad zu Rad. Und hält die Limousine stabil.

4matic C400 Timmeljoch 39 Fahrbericht

Willig in den Drift?

Wer die Leistung nutzen will, um die Passagiere im Fond in Führung zu bringen, der muss grob fahrlässig am Gaspedal agieren. Der 4matic-Antrieb in C- und E-Klassen lässt 55 % der Kraft in Richtung Hinterachse wandern. Wer sich redlich müht, der darf also auch im Allrad-Daimler die Hinterachse zu einem Schnee-Walzer auffordern. Als rigider Aufpasser versteht sich jedoch das ESP-System. Selbst deaktiviert achtet es auf den Rest-Anstand beim Hüpfen aus der Spur. Zu viel Driftwinkel und es rattern die Bremsen, um die vermeintliche Schlittenfahrt einzubremsen.

Schnee-Fontänen jagen am Fenster vorbei, der nächste Kurvenscheitelpunkt will durch die Seitenscheibe anvisiert werden. Mit ein wenig Gefühl lässt sich der 4matic-Antrieb von Mercedes für ein beherztes bergaufwärts hämmern nutzen.  Ganz gleich, ob Schnee, Schnee-Matsch oder Eisplatten den Kraftschluss versemmeln wollen.

4matic C400 Timmeljoch 30 Fahrbericht

C400 4matic – der beste „Dreier“, den Mercedes-Benz je gebaut hat!

Der neue V6-Turbobenziner ist eine Wucht und bringt einen grummeligen V6-Sound zur Berg-Etappe. Wenn es sein muss.

Und am Ende hatte Axel doch recht. Der C400 ist als 4matic in der Tat der beste Dreier BMW, den Mercedes-Benz je gebaut hat. Aber auch der coolste A4, der je in Stuttgart vom Band lief. Die knapp 4.70 Meter lange Limousine wirkt dank üppigen Radstands elegant und dynamisch wie kein „Baby-Benz“ zuvor.

Und wer das ESP eingeschalten lässt, das Gaspedal mit Gefühl behandelt und es erst einmal langsam angehen lässt, der wird sich beim Aussteigen wundern, wie glatt es draußen ist. Davon hatte man am Steuer doch gar nicht gemerkt..

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[tab title=“Technische Daten“]

Modell
C400 4MATIC
Zylinder Zahl/Anordnung
6/V
Hubraum (cm3)
2.996
Nennleistung (kW/PS bei 1/min)
245/333 bei 5.250-6.000
Nenndrehmoment (Nm bei 1/min)
480 bei 1.600-4.000
Verbrauch kombiniert ab (l/100 km)
7,3-7,8
CO2-Emission kombiniert ab (g/km)
170-182
Effizienzklasse
D
Beschleunigung 0-100 km/h (s)
5,2
Höchstgeschwindigkeit (km/h)
250

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[tab title=“Das war super“] [yes_list]

  • Der V6 ist ein richtig feiner Motor geworden. 333 PS und 4matic, das passt gut zusammen.

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[tab title=“Das verdient Kritik“] [no_list]

  • Wenn man dieses dämliche ESP ganz abschalten könnte, dann könnte man auch feine Drifts für das Foto hinlegen.

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