Im Herbst beginnt bei Peugeot eine neue Innenraum-Ära. In Zukunft sollen alle Modelle mit dem Löwen-Logo über ein voll digitales, virtuelles Cockpit bedient werden, das nur noch über wenige klassische Tasten verfügt. Die beiden Monitore werden per Fingerdruck auf dem Display, vom Lenkrad aus oder per Sprachbefehlen gesteuert. Selbst in den Basismodellen haben die vertrauten Instrumente ausgedient. Als erstes wird der Nachfolger des 3008 im neuen Look erscheinen und auf dem Pariser Salon im Oktober seine Premiere feiern.
Die französische Revolution der besonderen Art beginnt in einer stockdunkeln großen Halle, die auf einem abgelegenen Industriegelände in einem Pariser Vorort verborgen ist. Dann zucken Laserblitze, erfassen eine Art Kiste im Zentrum des Düsteren. In ihr ist ein Lenkrad zu erahnen, davor zwei Autositze, Monitore flackern auf, erhellen das Innenleben des geheimnisvollen Rechtecks. Ein Auto also, ohne Räder, ohne Dach, ohne Rücksitze, ohne Front- oder Heckpartie. Mit einer sogenannten Sitzkiste präsentiert Peugeot die neue Art des modernen Autolebens, den Abschied von den klassischen Instrumenten und Anzeigen, die seit mehr als einem Jahrhundert alle Autofahrer vor Augen hatten. Das i-Cockpit genannte System besteht aus einem zentralen Monitor nach I-Pad-Art und einem weiterem hinterm Lenkrad, dort wo Tacho und Co. schon immer zu finden waren.
Neu ist das alles nicht, denn auch eine Mercedes S-Klasse oder diverse Audi-Modelle liefern ihren Eignern alle Informationen über Monitore. Doch Peugeot will die Technik erschwinglich machen, auch die Nutzer von kleineren Fahrzeugen in die virtuelle Welt entführen. Die erste Generation, noch deutlich konventionellere Art von Instrumententafeln, ist bei den Franzosen bereits seit 2012 im Einsatz, mehr als 2,2 Millionen Autos haben sie an Bord, darunter der Bestseller Peugeot 308. „Wir haben viele Kunden befragt“, berichtet Jerome Micheron, Chefstratege bei Peugeot. „Die Autofahrer wollen ein einfach zu bedienendes Cockpit, nur noch wenige Knöpfe und Tasten, aber gleichzeitig den Komfort eines Smartphones“.
Genau diese Wünsche soll das neue i-Cockpit jetzt erfüllen. Es gibt nur noch sieben, nebeneinander angeordnete Schalter. Mit ihnen können die wichtigsten Funktionen des Acht-Zoll-Mittelmonitors oben auf dem Armaturenbrett aufgerufen worden. Navigation, Telefon, Audioanlage, aber auch Klimaanlage, Massagesitze oder Parfüm-Beduftung wie in der Luxusklasse. Micheron: „Man muss sich nicht durch lange Menüs quälen, alles ist mit einem Blick zu erfassen und per Touchscreen zu steuern.“ Das neue Navi nutzt viele Funktionen, die von Tom-Tom stammen und informiert in Echtzeit über Staus und Behinderungen.
Zweites Element des i-Cockpits ist das Farbdisplay vor dem Fahrer. Es ist hochauflösend, misst in der Diagonalen über 31 Zentimeter und kann nach den Wünschen des Nutzers programmiert werden. Da das Lenkrad oben und unten abgeflacht wurde, sind die Anzeigen perfekt im Blickfeld. „Der Tacho ist immer im Bild“, erklärt Jerome Micheron. „Ob in Ziffern oder als nachempfundenes analoges Rundinstrument. Alles andere kann der Fahrer per Lenkradtasten entscheiden“. So kann wie in der Premium-Klasse die Navigationskarte ins Blickfeld gerückt werden, allerdings in einfacherer Graphik als bei Mercedes oder Audi. Man kann aber auch sein Abstandsradar bildlich darstellen, das Cover der gerade eingelegten Musik-CD sehen oder im Nachtmodus eben nur den Tacho aufrufen.
Das Ungewöhnliche an der Peugeot-Strategie: Selbst die Käufer eines Kleinwagens müssen die Technik nicht gegen Aufpreis erwerben, sie ist schon im Basismodell enthalten. Welche Infos man sich darstellen lassen will, hängt dann natürlich von der jeweiligen Ausstattung des Modells ab, welche Assistenzsysteme oder andere Extras beim Kauf mitbestellt wurden. Immer soll aber die Vernetzung mit dem Smartphone möglich sein. Dank Apple-Carplay und anderen Schnittstellen kann das gewohnte Bild des mobilen Begleiters auf den Zentralmonitor gespiegelt werden.
Die gesamte PKW-Palette von Peugeot soll nach und nach mit dem i-Cockpit ausgerüstet werden. Erstmals bestaunt werden kann es im Herbst, wenn der vermutlich 3009 genannte neue SUV auf die Showbühne des Pariser Salons rollt. (Peter Maahn/SP-X)