Borgward, Lynk und Wey – China-Konkurrenz für Mercedes und Co.
Bloße Kopisten sind die chinesischen Autohersteller schon länger nicht mehr. Und auch das volumenstarke, aber wenig gewinnträchtige Geschäft mit Brot- und Butter-Autos reicht ihnen nicht länger als Betätigungsfeld. Immer stärker drängen sie in den Premiummarkt. Nicht nur in ihrer Heimat.
Neuester Anwärter auf einen Platz unter den Edelmarken: Wey, das neue Luxus-SUV-Label von Great Wall Motors. Mit dem Kompakt-SUV W01 und dem etwas sportlicher gestalteten Ableger W02 hat die nicht ganz uneitel nach Konzernchef Wey Jianjun benannte Marke gerade ihre beiden ersten Modelle präsentiert. Preislich rangieren sie leicht oberhalb der Konzernschwestern Haval H6, auf dessen Plattform sie basieren. Unterscheiden sollen sich die Volumen- und Premium-Modelle vor allem bei Design, Ausstattung und Antrieb. Strategisch gehen die Chinesen somit einen ähnlichen Weg wie vor ihnen Toyota mit Lexus, Honda mit Acura oder Nissan mit Infiniti.
Great Wall ist nicht der einzige chinesische Hersteller, der sich im Premiumsegment etablieren will. Die bekannteste neue Edelmarke chinesischer Herkunft dürfte Borgward sein. Der BAIC-Konzern mit seiner Tochter Foton hat den Namen des einstigen Bremer Traditionsunternehmens gekauft und bietet unter ihm nun aufgemöbelte Varianten von Fahrzeugen der Konzernmarke Senova an. Das Mittelklasse-SUV Borgward BX7 und der kompakte BX5 sollen ab 2018 auch in Europa und Deutschland angeboten werden. Ähnliche Expansionspläne verfolgt auch Lynk&Co., der Premium-Ableger von Volvo-Mutter Geely. Das Kompakt-SUV 01 hat bei der Vorstellung im Herbst mit seinem wettbewerbsfähigen Design bereits für Furore gesorgt. Bevor es nach Europa kommt, startet es zunächst 2017 auf dem Heimatmarkt.
Die Mission von Lynk&Co 01, Borgward BX7 und Wey 01 ist dabei klar: Die Vormachtstellung der ausländischen Marken im Premiumsegment brechen. Aktuell halten diese 99 Prozent des Marktes, rund 75 Prozent teilen sich allein die deutschen Platzhirsche Audi, BMW und Mercedes. Insgesamt geht es um immerhin knapp zwei Millionen Autos im Jahr, Tendenz steigend. Während der Premiumanteil am Gesamtmarkt in den USA bei 12 Prozent und in Europa sogar bei 23 Prozent liegt, beträgt die Quote in China erst rund 10 Prozent.
Raum für Wachstum ist in China also genug vorhanden. Europa scheint vor diesem Hintergrund wenn überhaupt aus Image-Gründen als interessanter Markt. Was in der Fremde Erfolg hat, wird von den chinesischen Autofahrern gleich doppelt geschätzt. Klar dürfte jedoch auch sein, dass für die deutschen Premiumhersteller die Goldrauschzeiten in China langsam ihrem Ende entgegengehen. (Holger Holzer/SP-X)
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