Test: Skoda Karoq Sportlich – Ein kleiner Schuss Dynamik

Der Karoq zählt zu den ausgereiften Allroundern im SUV-Segment. Als „Sportline“-Modell orientiert er sich nun ein wenig mehr in Richtung Sportlichkeit. Ein klein wenig.

Wo der Skoda Yeti mit schrägem Charme punktete, setzt sein Nachfolger Karoq ganz nüchtern auf Massentauglichkeit. In der neuen „Sportline“-Variante würzt er die Sachlichkeit seit kurzem mit einer Extras-Prise Dynamik. Die lässt ihn gut aussehen, macht das Kompakt-SUV aber selbst in Verbindung mit dem Spitzenmotor der Baureihe noch lange nicht zum Sportwagen.

Das Gesamtbild wirkt dabei durchaus sportlich

Wer seinen Karoq ein wenig von der Masse abheben will, hat schon bei der Neuwagenbestellung zwei Möglichkeiten. Entweder er wählt das „Scout“-Modell im kernigen Offroad-Stil oder er entscheidet sich für das komplette Gegenteil: die „Sportline“-Variante. Die Verzichtet auf Beplankungen, Unterfahrschutz und Co. und macht den Skoda stattdessen schick für Boulevards und asphaltierte Landstraßen. Zum Programm zählen ein geschwärzter Kühlergrill, schwarze 18-Zoll-Felgen und eine im gleichen Ton gehaltene Dachreling. Passend dazu sind auch die Scheiben dunkel abgetönt. Das Gesamtbild wirkt dabei durchaus sportlich, verkneift sich aber grelle Effekte. Mit besonderer Motorleistung ist der Design-Auftritt übrigens nicht verknüpft, mit Ausnahme der Einstiegsvarianten sind alle Karoq-Modelle in der Ausstattungslinie zu haben. Was übrigens auch für den „Scout“ gilt, der keineswegs immer über Allradantrieb verfügen muss.

Die neue „Sportline“-Variante lässt den Skoda Karoq gut aussehen

Dezent dynamisch ist auch der Innenraum gestaltet, in dem das dunkle Dach für eine leicht sportwagenhafte Grundatmosphäre sorgt, die von den serienmäßigen Sportsitzen mit stark ausgeprägten Wangen und integrierter Kopfstütze verstärkt wird. Allerdings können Polsterung und Materialauswahl beim Gestühl nicht voll überzeugen, in den auch sportlich motorisierten RS-Modellen der Marke beispielsweise wirken sie verbindlicher und wertiger. Generell merkt man dem Innenraum an der ein oder anderen Stelle die Sparbemühungen des Herstellers an, nicht überall wurde beim Material in das höchste Regal gegriffen. Im Gegenzug sorgen aber die gute Verarbeitung und die durchdachte Ergonomie dafür, dass man sich auf jedem der fünf Sitzplätze rundum wohl fühlt. Dazu sorgen die bekannten Skoda-Gimmicks in Form von praktischen Haken im Kofferraum, dem Papierkorb in der Türverkleidung oder dem bekannten Eiskratzer im Tankdeckel für einen Schuss Originalität, der in der nicht nur im VW-Konzern stetig wachsenden Masse der kompakten SUV als Unterscheidungsmerkmal nicht schaden kann. Bei den Grundtugenden leistet sich der Skoda sowieso keine Schwächen: Das Platzangebot ist gut, der Kofferraum leicht nutzbar und die Variabilität aufgrund der verschiebbaren und herausnehmbaren Sitze (Option, rund 400 Euro) groß.

Dezent dynamisch ist auch der Innenraum gestaltet

Ein besonders dynamischer Charakter zählt hingegen nicht zu den hervorstechenden Eigenschaften des Karoq. Und daran ändert auch die „Sportline“-Ausstattung nichts Grundlegendes. Auch nicht, wenn der 140 kW/190 PS starke 2,0-Liter-Top-Benziner gewählt wird, der serienmäßig an Doppelkupplungsgetriebe und Allradantrieb gekoppelt ist. Vielleicht hat das Zusatzgewicht von letzterem und das leicht verzögerte Ansprechen der Automatik damit zu tun, dass man dem SUV die eigentlich starke Papierform auf der Straße nicht unbedingt anmerkt. Ein wenig mehr Spontanität und Bissigkeit hätten der immerhin als dynamisches Top-Modell positionierten Karoq-Variante jedenfalls nicht geschadet.

Die gute Verarbeitung und die durchdachte Ergonomie sorgen dafür, dass man sich auf jedem der fünf Sitzplätze rundum wohl fühlt

Ach der stärkste Karoq gibt sich also eher entspannt und ruhig als wirklich sportlich, was auch zum grundsätzlich durchaus geschmeidigen Fahrwerk passt. Das lässt sich zwar auf Knopfdruck schärfer stellen, um die Seitenneigung in der Kurve zu reduzieren, macht aus dem Allround-SUV aber noch lange keinen Sportler. Gleiches gilt für den elektronisch modulierten Motorsound, bei dem Skoda immerhin einen gut hörbaren Kompromiss zwischen kerniger Sportlichkeit (vor allem im per Taste wählbaren „Sport“-Modus) und Dauerbeschallungs-Tauglichkeit (vor allem in den übrigen Modi) komponiert hat.

Bei Sportline zählen ein geschwärzter Kühlergrill, schwarze 18-Zoll-Felgen und eine im gleichen Ton gehaltene Dachreling

Der Verbrauch des Vierzylinder-Turbos geht zwar mit acht Litern bei entsprechend unaufgeregter Fahrweise durchaus in Ordnung, provoziert aber angesichts der überschaubaren Fahrdynamik die Frage, ob es eine Motorstufe niedriger nicht auch getan hätte. Dort findet sich ein 1,5-Liter-Turbobenziner mit 110 kW/150 PS, der auch aus anderen Konzernmodellen als angemessen starker und sparsamer Begleiter bekannt ist, zurzeit allerdings nicht mehr als „Sportline“-Modell angeboten wird.

Ein wenig finanzielle Erleichterung dürfte dem geneigten Käufer aber durchaus gefallen, denn mit knapp 37.000 Euro ist die getestete Top-Variante sehr selbstbewusst eingepreist. Wer zum Standard-Setup mit LED-Licht, adaptivem Fahrwerk und Sitzheizung noch ein paar anspruchslose Extras wie Metalliclack, Einparksensoren, vernünftiges Infotainment und einige Assistenzsysteme hinzu bucht, überschreitet schnell die 40.000-Euro-Grenze.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert