Der edle Golf aus Ingolstadt
Audi A3 – Fahrbericht – Kurzform
Schlagwort: MQB
MQB steht für „Modularer Querbaukasten“ und beschreibt die neue Plattform-Technik im Haus Volkswagen und den Konzern-Töchtern. Der MQB wird mit dem neuen Audi A3 erstmalig als Konstruktionsgrundlage verwendet und wird in der Zukunft für über 30 Modelle aus dem Konzern-Baukasten der Wolfsburger und der hübschen Töchter das Fundament der Entwicklung bilden. Mit der breiten Verwendung des MQB-Baukasten wird der Konzern Stückkosten und Einmal Aufwendungen im Bereich von 20% senken können.
Damit bildet der MQB den strategischen Schlüssel für die vielfältige Anzahl an Modellen im Konzern und der Möglichkeit auch Nischen- und Nischen-Nischenmodelle mit geringer Stückzahl fertigen zu können, ohne hierfür einen Verlust zu kalkulieren. MQB steht für 20 % mehr Effizienz in der Fahrzeug-Fertigung des Konzerns.
Schlagwort: Premium
Premium. Das Lieblings-Schlagwort von Marketing-Experten und Profi-Verkäufern, wenn es darum geht, etwas hochpreisiges an den Mann (oder die Frau) zu bekommen, dessen Vorteil oder Nutzen nicht sofort auf der Hand liegt.
Premium kostet halt ein wenig mehr, weil und so lautet die Erklärung: Das Produkt mit diesem Prädikat deutlich höhere Qualitätsansprüche erfüllt. Im Automobil-Bereich erfüllt das Prädikat: „Premium“ für mich, wenn eine Marke den Faktor des „sich wohlfühlens“ vollends erfüllt hat. Haptisches Feedback der Finger und der olfaktorische Einfluss von Leder und besonderen Werkstoffen wie Echt-Holz, Glas oder Keramik im Innenraum sind hier die am schnellsten benannten Punkte.
Premium bleibt jedoch ein weicher Begriff und sollte durch Beispiele und Alleinstellungsmerkmale von besonderer Güte unterstrichen werden.
Bodywork: „Athlet mit gutem Geschmack.“
Dank der neuen MQB-Plattform des Mutter-Konzerns, bekommt die Kompaktwagenklasse aus Ingolstadt und später dann auch die aus Wolfsburg, ein sportiveres Grunddesign. Kürzere Überhänge und ein längerer Radstand sorgen für eine gestreckte Linienführung mit Spannungs geladenen Design-Spitzen. Die Tornado-Linie – im Prinzip eine zu tief hängende Schulterlinie – spannt als Sichtkante die flachen und weitläufigen Blechformen und lässt das Auge an einer Linie um das Fahrzeug herum wandern.
Oberhalb des Schwellers formt eine Spannungslinie die Taille und lässt den unteren Karosserie-Teil, zwischen den Radhäusern, mit Kraft und sportiver Eleganz als Ausdruck der Leistungsfähigkeit in Erscheinung treten.
Das sportive Design wird bestätigt durch das – erstmalig bei Audi – gesenkte Fahrzeuggewicht innerhalb eines Generationenwechsels – Minus 80 Kilogramm, das ist ein guter Anfang und der richtige Schritt.
Powerhouse: „Leistung ist keine Sünde!“
Aktuell bringt Audi eine überschaubare Zahl von Motoren an den Start. Mit einem 122PS TFSI-Vierzylinder geht es los, das Leistungs-Ende der Benzin-Motoren bildet am Anfang der 180PS 1.8 Liter TFSI Motor. Für die Diesel-Fraktion endet die Auswahl derzeit beim 2.0 TDI mit 150PS. Audi hat jedoch bereits weitere Versionen angekündigt. So bildet die Basis im Herbst ein 1.2 TFSI Benzin-Motor und für die Diesel-Faktion wird es einen besonders sparsamen 1.6 Liter TDI mit 105PS geben.
Wirklich interessant für eine große Käuferschicht dürfte der 140PS starke 1.4 TFSI mit Zylinderabschaltung werden. Dieser Motor ist in der Lage, trotz seiner süffisanten Leistungsausbeute von 140PS und dem breiten Drehzahlband – in definierten Drehzahlbereichen – 2 seiner 4 Zylinder ab zu schalten und so nicht nur innere Reibung zu sparen, sondern auch Kraftstoff.
Sportfreunde bleiben selbst beim 180PS starken TFSI derzeit noch auf der Strecke. Sowohl mit DSG als auch manuell geschaltet, ist der aktuelle 180PS TFSI Motor viel mehr ein solider Allround-Motor, als ein Sportmotor. Die sportlichen Versionen haben derzeit noch viel Platz sich zu entfalten. 230PS und mehr sollten für die Zukunft bereits in der Planung sein.
Audi hat dem neuen A3 eine umfangreiche Revitalisierung des Standard-Antriebskonzeptes mit Frontmotor und Frontantrieb zu kommen lassen. Dank der Möglichkeit von dynamischen Einstellungsmöglichkeiten an Lenkung, Gaspedal und Dämpfung – kann man sowohl mit Hut, als auch mit Ray Ban Sonnenbrille, den Fahrspaß am Auto finden, den man sucht. Vorbei damit auch die Zeiten der stuckrigen, weil zu sportlich hart abgestimmten Vorderachse. Eine Prima Balance aus sportiver Lust und entspannendem Komfort.
Lifestyle: „5-Sterne Premium, oder doch nur Business as usual?“
Er ist die Benchmark. Mag er fahrdynamisch noch ein wenig hinten anstehen, was die Verarbeitung und die Materialwahl im Innenraum angeht, so ist der neue Audi A3 schlicht die Benchmark, die Hürde der Hürden, das obere Ende der Skala – der Audi A3 ist nicht „ein“ Premium-Kompakter.
Der neue Audi A3 ist DER Premium-Kompakte im Golf-Segment.
Ein Basis-Modell für den avisierten Preis von 21.600€ stand leider nicht zu Testfahrten zur Verfügung und bei keinem der Modelle war der Gesamtpreis benannt – aber, da Audi den Konfigurator bereits online gestellt hat, habe ich einfach mal ein wenig „konfiguriert“ und bin nun sicher: Auch bei Audi wird weiterhin der „richtige Spaß“ am Premium-Kompakten erst bei 30.000 € aufwärts los gehen.
Dann aber richtig. Die gezeigten Kombinationen aus roten S-Line Modellen mit schwarzer Leder-Ausstattung macht in der Tat ebenso viel Lust auf den Premium-Einstieg, wie die Gletscherweißen Modelle mit brauner Lederhaut für den Innenraum.
Wenn Auto fahren mehr als ein notwendiges Übel ist, dann sollte es doch auch richtig schön Spaß machen – oder? Wer mehr als „nur einen Kompaktwagen“ kaufen will – der kann sich einen Premium-Kompakten kaufen. Der Audi A3 gehört nicht nur dazu, was die Haptik angeht – ist er die Nummer 1.
Haptik? Sie baden gerade Ihre Hände darin.
Schalter, Module, Elemente – die Finger fühlen weiches Leder, kaltes Metall, sensibles Kunststoff. Nichts klappert – alles klickt oder rastet, nur mit der subtilen Eleganz der Oberklassen-Wertigkeit im Innenraum alleine, kann der A3 die Insassen begeistern. Da muss man noch keinen Meter gefahren sein.
Der Audi hat eine einfache Antwort auf die Frage, was bei ihm „Premium“ ist: Er fordert auf, seinen Innenraum mit geschlossenen Augen zu erkunden.
Die Rechnung bitte:
21.600€ soll der Einstieg mit dem noch nicht lieferbaren 1.2 TFSI Motor sein. Wer Premium-Kompaktmodelle sucht und vom Audi A3 gefunden wird – dürfte die niedrige 20.000er Klasse schneller verlassen haben, als der 1.8 Liter TFSI aus der in Serie lieferbaren Start/Stopp Automatik aufwacht.
Unterhalb der 30.000€ Grenze wird vermutlich kein Kaufvertrag unterschrieben, sucht der Käufer den Faktor „Premium“ in seinem neuen Kompaktmodell. Das ist bei anderen Herstellern in dieser Klasse nicht anders – 70€ für den beleuchteten Make-Up Spiegel in den Sonnenblenden zu verlangen zeugt allerdings von einiger Selbstüberschätzung in Ingolstadt. (Nur in der Ambiente Ausstattung bereits Serie!)
Der Käufer wird es schlucken und bis zur Auslieferung bereits vergessen haben.
Zwei Sätze zu:
..dem Design:
Verkürzte Nase, längerer Radstand und hierzu eine spannungsgeladene Seitenlinie die trotz allem nicht überladen wirkt. Der neue Audi A3 wird von vielen nicht sofort als neu erkannt – was man mit progressivem Design entschuldigen kann, könnte auch mangelnder Mut sein.
..dem Image:
Die Hüte und Hosenträger sind bei Audi schon lange verschwunden. Es bleibt alleine die Frage ob eine Marke mit dem Anspruch an die Klassen-Benchmark, die gesamte Breite vom Kleinwagen bis zur Luxuslimousine glaubhaft abdecken kann, wenn das wichtigste Modell am Ende nur ein Golf im eleganteren Blechkleid ist.
.. der Effizienz:
Weniger Gewicht ist einer der wichtigsten Schritte auf dem Weg zu sparsameren Automobilen. Bei Audi wird die Karosserie-Diät unterstützt durch so clevere Motoren wie den neuen 1.4 TFSI mit 140PS und Zylinderabschaltung.
..dem 180PS TFSI-Motor:
Der Sprung zwischen dem 140PS 1.4 TFSI mit Zylinderabschaltung und dem 180PS TFSI war subjektiv nicht besonders groß – der 1.8 TFSI wirkte zugeschnürt und eingebremst in seinem Elan.
Fazit: „Alles Premium?“
Ein neues Modell über eine Strecke von weniger als 200km zu fahren, kann nur ein erster Eindruck sein. Im Falle des kleinen Audi mit dem großen Kühlergrill wird bereits nach wenigen Stunden klar: Hier fährt einer, der meint es ernst mit seinem Führungs-Anspruch an die Premium-Kompaktwagenklasse. Das überschaubare Angebot an Motorisierungen zum Start, wird die Begeisterung der Kunden für den neuen A3 nicht weiter belasten – zumal eine Ausbau des Motorenprogramms bereits angekündigt ist.
Im Innenraum sind die Ingolstädter, was den eigenen Anspruch darstellt die Premium-Benchmark zu sein, am Ziel angekommen. Fahrdynamisch bleibt Luft nach oben. Aktuell noch zu viel Luft.
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