Konzertcouch – Der Autoblogger im Konzertsaal

Wenn ich gefragt werde, welche Musik ich besonders gerne höre, dann sage ich üblicherweise: Radio.  Und wenn es noch genauer sein soll, dann antworte ich mit: SWR 3. So einfach ist das bei mir. Natürlich habe ich auch Musik auf dem Handy, aber dieses ständige aktualisieren, das zusammenstellen von Playlists ect., alles das, das nervt mich nur. Dafür nehme ich mir einfach keine Zeit.

Autoblogger und Musikbanause?

Doch ein Musikbanause bin ich deswegen vermutlich nicht – im Gegenteil – beim Auto fahren höre ich gerne auch mal gute Musik (eben SWR3) und wenn es darum geht, die Soundanlage eines Autos zu testen, dann greife ich durchaus auf meine “Standard-Auto-HiFi-Playlist” zurück und höre immer die gleichen 5 bis zu 10 Lieder um mir einen Eindruck von den Fähigkeiten der Soundsysteme zu verschaffen.

Klassische Musik? Konzerte? Orchester?

Weder das eine, noch das andere und auch keine Kombination daraus. Vermutlich genau deswegen war ich sofort begeistert als mich Ulrike Schmid per Twitter anfragte, ob ich nicht Lust hätte, auf Ihrer Konzert-Couch Platz zu nehmen. Alleine wäre ich nie auf die Idee gekommen ein Orchester-Konzert zu besuchen, am Ende sogar noch mit klassischer Musik. Ich? Einfach so? Vermutlich nicht. Aber die Tatsache, dass es “Orchester-Fans” gibt, das hat mich neugierig gemacht und was sollte denn schon passieren? Mehr als zwei verschenkte Stunden hätte mich dieses Experiment nicht gekostet. Und wer mich kennt, der weiß – ich mache auch Experimente gerne mal mit.

Orchesterbesuch Alte Oper Frankfurt

Mit Ulrike auf die Konzertcouch

Bevor es zu meiner Orchester-Prämiere ging, hatte mich Ulrike um einen Steckbrief gebeten und mir eine Auswahl an möglichen Termin gegeben. Da mein eigener Terminkalender ziemlich vollgestopft ist, war es nicht ganz leicht meine Termine und die möglichen Konzerte unter einen Hut zu bekommen. Die Wahl fiel am Ende auf das Abschiedskonzert von Paavo Järvi in der Alten Oper in Frankfurt.

Sieben Jahre war Paavo Järvi der Chefdirigent des “hr-Sinfonieorchsters” und meine Konzertprämiere sollte also sein Abschied sein. Dem Umstand des Abschiedes war es dann wohl auch zu verdanken, dass die so genannte “Konzert-Einführung” auch direkt mit ihm gestaltet wurde. In dieser Einführung wird das Stück besprochen, welches später vom Orchester vorgespielt wird. Mir sagte so vieles aus dem Interview mit Paavo Järvi einfach gar nichts. Weder der Name des Stückes: “Turangalîla-Sinfonie von Oliver Messiaen” noch die Vergleiche zu anderen Stücken. Die Zeit aus der dieses Stück stammt lag, zu meiner Entschuldigung, aber auch weit vor meiner Geburt 😉

Abschiedskonzert Jaavo Pärvi

Gemeinsamkeiten von Dirigenten und Autofahrern

Da saß ich also auf einem der besten Plätze im ganzen Saal und konnte einen wunderbaren Überblick über das ganze Orchester genießen. Was ich für ein musikalischer Total-Versager bin (in der Schule bekam ich im Fach Musik immer eine Note 4- aus Mitleid, es hätte eigentlich eine 6 sein müssen), merkte ich unter anderem daran – dass ich nicht einmal alle Musik-Instrumente kannte.

Dafür brachte mir der Platz an der Seite des Orchesters etwas ganz geiles: Direkten Blick in das Gesicht des Dirigenten. Paavo Järvi stand hinter (vom Saal aus gesehen) hinter dem Klavier des Pianisten “Goodyear” auf einem kleinen schwarzen Podest. In der Hand der zierliche Taktstock.

Die Erfahrung

Ich habe zwar bis heute nicht verstanden, was genau der Dirigent Jaavo Pärvi mit seinem Taktstock angezeigt hat, doch es muss für die Musiker des hr-Sinfonieorchesters ganz klar gewesen sein. Und als ich  nach dem Konzert in den Toyota GT 86 einstieg, den ich zu diesem Zeitpunkt als Testwagen hatte, wurde es mir klar:

Es ist nicht das Orchester, das den Klang macht – es ist der Dirigent. Und beim Auto fahren ist es nicht das Auto, das die Fahrt macht, es ist der Fahrer. Der Fahrer dirigiert das Fahrzeug. Vor allem bei sportlichen Fahrzeugen wird aus dem Fahrer ein Dirigent. Der Taktstock wird durch den ganzen Körper des Fahrers ersetzt. Das Zusammenspiel von Gas, Lenkung, Schaltung, Beschleunigung und Bremsen wird erst dann zu einer beeindruckenden Darstellung, wenn der Dirigent und sein Orchester zusammenpassen und der Fahrer sein Auto mit der energischen Eleganz eines Jaavo Pärvi dirigiert.

Und weil Ulrike so ein “Orchesterfan” ist, denke ich – sie wird meine Idee mögen und schon bald mit mir eine Runde über die Nordschleife fahren – das ist wie ein Orchesterbesuch, nur lauter und wilder 😉

 

 

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