Alfa Romeo Giulia 2.2 Diesel

Allen SUV, E-Autos und E-Auto-SUV zum Trotz: Es gibt sie noch, die lässigen Sportlimousinen. Sie wirken zwar in unserer aufgeregten Zeit wie aus eben jener gefallen, werden dadurch im besten Fall aber auch zeitlos. Wir sind mal wieder ein solches klassisches Auto gefahren – die Giulia.

Einfach nur ein Auto. Eine Wohltat. Keine Karosse wie vom anderen Stern, dafür zeitlose Eleganz. Kein Innenraum wie aus einem Fernsehstudio, lieber Zurückhaltung und Klarheit. Es hat Spaß gemacht, mit der Alfa Giulia mal wieder ein ganz „normales“, dafür aber sehr schönes Auto zu fahren. 

Optik besser als Technik

Dabei ist die fein gezeichnete Limousine keineswegs altmodisch. Okay, an der Spitze der Mittelklasse fährt der Viertürer nicht, immerhin liegt der Marktstart auch schon wieder fast sechs Jahre zurück. Ein technischer Trendsetter war die schöne Italienerin aber noch nie, ihre Stärken – siehe oben – liegen woanders. Es gibt sogar einige Assistenzsysteme, die man aber sogar in der nicht gerade günstigen, von Alfa für uns gewählten Ausstattungsvariante Veloce zum größten Teil im Paket für recht selbstbewusste 1.750 Euro zukaufen muss.

Aber was heißt hier „muss“? Es geht schließlich auch ohne den ganzen Kram. Die Giulia ist ja ein Fahrerauto, mit sportlichen Sitzen, direkter Lenkung und einem sorgfältig abgestimmten Fahrwerk, das natürlich auch von der perfekten Gewichtsverteilung profitiert. Denn Alfa hat es geschafft, die rund 1.600 Kilo Leergewicht fair auf beide Achsen zu verteilen.

Versteckte Talente

Apropos: Neben dem Allradantrieb ist in der Veloce-Ausstattung auch immer ein aktives Fahrwerk mit elektronischer Dämpferverstellung mit an Bord. Über die Fahrdynamik-Regelung DNA lässt sich die Giulia dreifach verstellen in sparsame, aber etwas langweilige „Advanced Efficiency“, wenig überraschend neutrale „Natural“ und natürlich den spaßigen „Dynamic“-Auftritt. Hier kommen die Talente der Limousine am besten zu Geltung. Es gibt nur wenige Limousinen in dieser Klasse, die ein ähnlich direktes und unverfälschtes Fahrerlebnis bieten. 

Auch praktische Dinge müssen natürlich bedacht werden. Die Giulia ist kein Platzwunder, bietet aber klassenüblich genügend Raum für vier Erwachsene. Und der Kofferraum liegt mit 480 Litern ebenfalls im Normalbereich.

Sparsam aber laut

Wenn die Giulia eine Bekleidung wäre, würde sie einen sportlich-lässigen Sommerlook tragen. Ihr Motor allerdings, wäre in unserem Fall dann eher ein Blaumann. Denn der Vierzylinder-Diesel ist zwar kräftig und sparsam, aber leider auch sehr laut. Das stört die elegant-zweisame Verbindung zwischen Fahrer und Fahrzeug dann doch erheblich. Viel mehr Vorwürfe kann man dem 2,2-Liter-Aggregat aber eigentlich gar nicht machen. Die von uns gefahrene Version mit 210 PS – es gibt auch noch eine Variante mit 190 PS – schiebt mit bis zu 470 Newtonmetern mehr als ausreichend an.

Auch die Höchstgeschwindigkeit von 235 km/h und das Spurtvermögen mit 6,8 Sekunden, um die 100-km/h-Marke aus dem Stand zu erreichen, lassen eigentlich keine Wünsche offen. Und mit dem Testverbrauch von 6,8 Litern bei hohem Autobahnanteil waren wir auch gerade noch zufrieden. Nur fühlt man sich in dieser Karosserie-Motor-Kombi irgendwie falsch, so als würde man eben in jenem Blaumann auf die Sommerparty gehen, wo alle anderen den sportlichen Lässig-Look tragen. 

Habby hat die kleine Schwester getestet

Für den geizigen Genießer mag das angehen. Wir sind aber gegenüber dem Selbstzünder jetzt mal ein bisschen unfair und empfehlen dem potentiellen Interessenten, lieber fremdzugehen. Es gibt nämlich neben diesem Motor und seinen zwei Leistungsstufen auch noch drei Benziner. Der große V6 mit 510 PS ist in jeder Hinsicht vielleicht ein wenig übertrieben, die eher bescheidenen 200 PS des Turbo 16V müssen es aber vielleicht auch nicht gerade sein. Wie so häufig ist die Mitte eine gute Empfehlung.

Denn der 2,0-Liter mit 280 PS und gleicher Veloce-Ausstattung kostet laut Preisliste exakt so viel wie der Diesel, nämlich 57.500 Euro. Da hat man mehr Rasse, erkauft allerdings natürlich mit deutlichem Mehrverbrauch. Doch wer will sich bei Tête-à-Tête mit einer schönen Italienerin schon lumpen lassen?

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Technische Daten


Viertürige, fünfsitzige Limousine der Mittelklasse; Länge: 4,65 Meter, Breite: 1,86 Meter (mit Außenspiegeln: 2,02 Meter), Höhe: 1,44 Meter. Radstand: 2,82 Meter, Kofferraumvolumen: 480 Liter
2,2-Liter-Vierzylinder-Diesel; 154 kW/210 PS, maximales Drehmoment: 470 Nm bei 1.750 U/min, Achtgang-Automatik, Allradantrieb, 0-100 km/h: 6,8 s, Vmax: 235 km/h, Normverbrauch: 5,1-5,2 Liter/100 km, CO2-Ausstoß: 157 – 165 g/km (WLTP), Effizienzklasse: B, Abgasnorm: Euro 6d, Testverbrauch: 6,8 Liter/100 Kilometer
Preis: ab 57.500 Euro (Ausstattung: Veloce)

Kurzcharakteristik


Warum: zeitlos schöne Form; kräftiger, sparsamer Motor; relativ lange Garantie   
Warum nicht: Motor zu laut; viele Assistenten aufpreispflichtig; relativ hoher Preis
Was sonst: Audi A4 40 TDI quattro; BMW 320d xDrive; Mercedes C220d 4Matic

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