Alfa Romeo Giulia in Verona

Vorhang auf – Für sie

Irgendwie sollte die Sache anders ablaufen. Mehr romantisch, flirrend, einmalig. Aber in Verona, der Legendenstadt der Liebe von Romeo und Julia, steckt unsere flammrote Giulia im Touristenstrom so fest wie Rosinen in einer Panettone. Kein Durchkommen in der Altstadt für den Alfa Romeo. Stattdessen schleichen wir jetzt durch Gassen und Nebenstraßen, um wenigstens einen Abstellplatz für die schöne Giulia zu finden. Weit weg vom dem Balkon in der Stadt, um den sich an diesem Herbstnachmittag Heerscharen von Besuchern aus aller Herren Länder drängeln.

Die Stadt schläft noch, als die Giulia zu ihrem Auftritt eilt

Die schönen spätsommerlichen Ideen, die mir auf dem nicht sonderlich inspirierenden Hinweg über den Brenner vor Augen standen, parken jetzt mit der Sportlimousine etliche tausend Schritte weit weg von der Piazza del Erbe. Dann eben später, oder eher früher. Morgens, vor 6 Uhr: Die Stadt schläft noch, als die Giulia ihren Scudetto (zu deutsch: kleines Schild) genannten Kühlergrill im Licht des schwindenden Monds vor der Arena in Szene setzt. Das ist es dann: Die große Oper dort, wo später in den römischen Hinterlassenschaften Aida, Carmen und die andern Klassiker im täglichen Wechsel unter freiem Himmel gespielt werden.

Bella Macchina glänzt mit Bella Figura vor der Arena

Eng um die Räder gezogene Radhäuser, tiefe Schürzen, seitliche Abrisskanten am Heck und eine konturierte Spoilerlippe am Kofferraumende. Mit einer Figur und Silhouette ohnegleichen
glänzt die Guilia auf dem nachtnassen Kopfsteinpflaster. Die Form der Giulia gestaltete Lorenzo Ramaciotti, der als Designer bei Pininfarina schon die Außenhaut der Ferrari 456, 550 Maranello und Enzo entwarf. Mit Alfa Romeo und Italien verhält es sich wie mit Pasta und Parmesan. Jedes für sich ist ein Genuss, aber zusammen entwickelt sich ein Schmelz und Traum im Mund, der sich immer wieder selbst übertrifft. Geschmack kennt bekanntlich keine Grenzen oder nur solche, die man hinter sich lassen sollte. So wie die zu Deutschland, wenn die Sehnsucht nach dem Süden in unserer Alfa Romeo Giulia alle Sinne weckt.

Die Liebe der Alfisti zur Giulia währt ewig

Die Porta Nueva, das Stadttor von Verona aus der Römerzeit, kam uns gestern kurz vor wie die Tür zum Garten im Süden.
Es heißt, wer in Verona seinen Schwur auf ein Zettelchen schreibt und an die Wände des Hauses der Julia pappt, der kann darauf bauen, dass die Liebe ewig hält. Wie die Liebe der Alfisti in aller Welt zu der Alfa Romeo Giulia. Sie war in den 60er Jahren Inbegriff und Alleinunterhalter für Liebhaber sportlicher Nichtalltags-Autos. Schon ein Sportwagen, als Audi noch als DKW Zweitakter zusammenschraubte und BMW sich gerade vom Scheintod erholte.

2016 erwachte die Giulia wieder zum Leben

Geile Teile, würde man heute eine knackige Kurzformel für die Alfas jener Ära suchen, die wenig glücklich zum Ende der 70er Jahre auslief. Sehr zum Kummer ihrer Liebhaber. Unter den namenlosen Alfas danach hatte allein der mit dem wenig romantischen Namen „159“ den Charme und das Flair, Leidenschaft zu wecken. Doch in der Fiat-Ägide hieß die Marschrichtung quälend lange Einheitskost statt Dolce Vita. 2016 hatte der damalige und inzwischen verstorbene Firmenchef Sergio Marchionne endlich, aber spät ein Einsehen und enthüllte höchstpersönlich die wieder erwachte Giulia.

Kehre um Kehre hinauf auf das Timmelsjoch

Unter der Haube pocht der 200 PS starke Vierzylinder Turbobenziner als Kraftspender für ihre Hinterräder, die uns jetzt wieder heimwärts treiben und dabei Fahrspaß vom Feinsten versprechen. Nach der Enge und dem Gewusel der Stadt muss der Berg die Sahne liefern. Klare Sache, zurück geht’s über das Timmelsjoch. Vierundvierzig feine Kehren hinauf auf die Passhöhe bei 2.509 Metern. Verlockung pur für die rassige Italienerin im aufregend roten Blechkleid: Ein Dorado für Automobilisten, die sich auf dieser Traumstraße treffen mit ihren Lambos, Porsches und sonstigen Sportwagen.

Die Suche nach der Ideallinie lässt keine Seitenblicke zu

Die Giulia lebt in dieser gehoben Gesellschaft auf wie ihr Turbo, der nachdrücklich die 200 PS anheizt. Zweiter, Dritter, Zweiter; Gas, bremsen, einlenken, Gasgeben. Das wiederkehrende Wechselspiel mit der Sechsgang-Schaltung, die Konzentration auf die Lenkung bei der Suche nach der idealen Linie den Berg hinauf lässt fast keinen Blick für die hinreißende Kulisse der Dreieinhalbtausender, die den Weg hinauf aus dem Südtiroler Passeiertal garnieren. Das Klima noch mild und mediterran, die Sicht klar und die Straße trocken, führt die Fahrt zunächst vorbei an properen Weinbergen, die zögerlich den Blick auf pittoreske Dörfer freigeben, der in der Sonne glitzernde Gardasee verschwindet rasch aus dem Rückspiegel.

Knackiges Idealgewicht von 1504 Kilogramm

Auch der herrliche Duft von Zitronen, die hier noch hoch im Norden wachsen, verflüchtigt sich bald. Obwohl die Giulia mit 4,64 Meter Länge, einer Breite von 1,80 Metern und einem knackigen Idealgewicht von 1504 Kilogramm keine zierliche Autobraut mehr ist, nimmt sie den Berg mit Leidenschaft und Leistungswillen unter die Räder. Und weil solches Reisen immer ein Genuss sein soll, gönnen wir uns und ihr dann doch den Platz und die Pause für den Blick zurück gen Süden.

Fotos : Craig Pusey

Technische Daten Alfa Romeo Giulia

  • L x B x H : 4,64 x 1,43 x 1,86 Meter
  • Motor: Vierzylinder Turbo Benziner
  • Hubraum: 1.995 ccm
  • Leistung: 148 kW/200 PS bei 4.500 U/min
  • max.Drehmoment: 330 Nm bei 1.750 U/min
  • 6-Gang-Schaltgetriebe
  • 0 bis 100 km/h : 6,6 Sekunden
  • Spitze: 235 km/h
  • Normverbrauch: 6,6 – 7,0 l/100km
  • CO2-Emissionen: 153-162 g/km
  • Abgasnorm: Euro 6d-Temp
  • Preis: ab 37.000 Euro
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