Exklusiv – Erste Fahrt: Alfa Romeo Giulia 2.0 Turbo

Als einziges deutschsprachiges Automedium hatte mein-auto-blog die Gelegenheit, neben dem Dieselmotor auch die Benziner-Variante der Alfa Romeo Giulia Probe zu fahren. Wie passt der Turbomotor zum neuen Italiener?

Interessante Option für 300 Euro Aufpreis: gelb lackierte Bremssättel (Foto: Bernd Conrad)
Interessante Option für 300 Euro Aufpreis: gelb lackierte Bremssättel (Foto: Bernd Conrad)

Das 147 kW / 200 PS starke Turbotriebwerk wird später im Jahr 2016 die Modellpalette bereichern. Im Gegensatz zu den Dieselbrüdern ist der Benziner mit der hervorragenden Achtstufen-Automatik zwangsgekoppelt.

Giulia 2.0 Turbo. Eine ungewohnt schlichte Modellbezeichnung. Ein Hinweis auf den Charakter des Autos? Klare Antwort: Ja! Wer vor lauter klassischen Zitaten wie der Baureihenbezeichnung und dem wederbelebten Konzept des Standardantriebes ganz entzückt auf herrlich bollernden Boxersound gehofft hatte, so wie er selbst einen Basis-145er begehrlich machte, muss umdenken.

Schöne neue Welt: Die einzige Benziner-Option der Giulia, diesseits des Quadrifoglio-Monsters, serviert automobile Hausmannskost. Die Eckdaten des Motors lesen sich gar spröde. Zwei Liter Hubraum, vier Zylinder in Reihe, natürlich mit Turboaufladung.

Objektiv gibt es am Zweiliter-Motor in der Giulia wenig zu meckern. Natürlich ist ausreichend Leistung für den automobilen Alltag vorhanden. Im Gegensatz zum Diesel ist diese Giulia bauartbedingt drehfreudiger, zudem wirkt das Auto leichtfüßiger.

Der Benziner macht den Underdog: Nur ein Endrohr, der Diesel hat zwei (Foto: Bernd Conrad).
Der Benziner macht den Underdog: Nur ein Endrohr, der Diesel hat zwei (Foto: Bernd Conrad).

Jetzt kommt es, das ABER: Der Klang des Turbomotors ist dünn und dieses Alfa Romeo nicht würdig. Es liegt bestimmt an zu hohen Erwartungen auf ein bisschen mehr Spaß im Italiener. Das schlicht nicht vorhandene Sound-Design überrascht dann aber doch. Genau so sehr, wie es überrascht, dass man das Fehlen eines solchen Firlefanzes heutzutage schon bemerkt.

Auf der ersten kurzen Ausfahrt konnte ich die Giulia 2.0 Turbo auf Landstraßen und durch Ortschaften fahren. Hier legt auch dieses Modell eine schöne Performance hin. Die gelungene Fahrwerksabstimmung und die einstellbaren Parameter für Antrieb und Lenkung über den DNA-Regler auf der Mittelkonsole intensivieren auch hier die Beziehung zwischen Auto und Fahrer. Subjektiv steht der Benziner aber nicht besser im Futter als der 180 PS-Diesel. Der zieht mit seinem höheren Drehmoment (450 Nm zu 330 Nm beim Benziner) aus allen Lebenslagen besser und ist auch laut Datenblatt nicht merklich langsamer. Beide Varianten laufen 230 km/h Spitze, der Benziner hat nach 6,6 Sekunden Tempo Hundert erreicht. Dem Diesel benötigt dafür nur 0,2 Sekunden mehr.

Die Stoff-/Leder-Bezüge der Giulia Super sind wunderbar (Foto: Bernd Conrad).
Die Stoff-/Leder-Bezüge der Giulia Super sind wunderbar (Foto: Bernd Conrad).

Wie und ob sich der Benziner beim Herausbeschleunigen aus höheren Autobahngeschwindigkeiten abzusetzen vermag, konnte beim Erstkontakt im tempolimitierten Italien nicht ausprobiert werden. Aber jetzt schon ist klar, dass es dann plärrig aus dem Motorraum tönt. Ein Klangbild, dass den Alfa nicht von x-beliebigen Mitbewerbern aus Europa und Asien absetzt. Und deswegen einem Auto nicht würdig ist, in dem so viele Emotionen verarbeitet wurden.

Das gleiche lässt sich natürlich über den Dieselantrieb sagen. Dort hat man sich vor dem Ausritt aber auch keine anderen Erwartungen zusammengeschustert. Und genau das ist das Problem, dass Dir mit dem 2.0 Turbo die Laune verderben kann: Als Angebot für wenig fahrende Privatkunden muss der 95-Oktan-Alfa emotionaler klingen, weniger synthetisch am Gas hängen, mehr analoges Spaßgerät als digitales Fahrdings sein. Wäre die Giulia nicht die Reinkarnation einer Traditionsmarke, sondern schlicht ein weiteres Mittelklasseauto, es gäbe wenig zu meckern. Was den Zweiliter für Märkte wie China interessant macht. Dort, wo der Dieselmotor kaum eine Rolle spielt und Markengeschichte keine Rolle spielt, wird das Auto in genau dieser Konfiguration seinen Weg gehen.

In der alten Welt aber ist nicht etwa ein Mittelklassemodell aus Ingolstadt, München oder Stuttgart der ärgste Widersacher des 2.0 Turbo, sondern der 20 PS schwächere Diesel im gleichen Stall. Was für die Marke kein Problem darstellen sollte. Und für den Kunden erst recht nicht. Denn dass er mit dem Selbstzünder ein passables Auto kaufen kann, erfahrt Ihr hier.

DSC01050 (2)Ob zumindest das finanzielle Angebot für den Benziner spricht, kann noch nicht berechnet werden. Für dieses Modell liegen noch keine Informationen zum Preis und den Versicherungseinstufungen vor. Der Bordcomputer spuckt während der Testfahrt einen Verbrauch von 9,5 Litern auf 100 km aus, immerhin 2,8 Liter über dem Anzeigenwert im Diesel.

Fazit:

Ich hätte es nicht zu träumen gewagt, aber mein Abschlusssatz lautet: Wenn Giulia, dann Diesel! Sofern man den extra scharfen Quadrifoglio außer Acht lässt. Aber das ist eine andere Geschichte…

 

Technische Daten Alfa Romeo Giulia Super 2.0 Turbo

Hubraum 1995 ccm
Leistung 147 kW / 200 PS bei 5.000 U/min
Maximales Drehmoment 330 Nm bei 1.750 U/min
Beschleunigung 0-100 km/h 6,6 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit 230 km/h
Norm-Verbrauch kombiniert Noch nicht bekannt
Grundpreis Noch nicht bekannt

 

 

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