Angefahren: Toyota Prius PlugIn Hybrid
Der durchschnittliche deutsche Autofahrer fährt eine tägliche Wegstrecke von weniger als 25 km. Mit diesem Durchschnittswert ist die Nutzung eines Elektromobils als tägliches Fortbewegungsmittel sofort sinnvoll. Keinerlei lokale CO² Emissionen und derzeit auch noch vergleichsweise günstig im „Unterhalt“. Und wenn der Strom nicht einfach nur aus der Steckdose kommt, sondern durch erneuerbare Energiequellen produziert wurde – wären viele Probleme gelöst.
Dumm nur, dass es „den Durchschnitts-Autofahrer¨so leider nicht gibt. Oder eben nicht so häufig – wie man ihn benötigen würde, damit Elektromobile in absehbarer Zeit auf eine rentable Umsatzgröße kommen.
Die einen fahren weniger, die anderen mehr und vor allem da wo mehr gefahren wird, dort beginnen die Probleme für das Elektrofahrzeug. Mit der derzeitigen Infrastruktur ist der vollständige Verzicht auf Fahrzeuge mit Benzin oder Dieselmotoren einfach noch nicht machbar.
Und so haben Hybrid-Fahrzeuge in den letzten Jahren stetig an Marktanteilen gewonnen – aber oftmals hatte man das Gefühl, so richtig sinnvoll ist das Hybrid-Modell an sich noch nicht. Wie wäre es denn, wenn man ein Hybrid-Automobil hätte, mit dem man die „durchschnittlichen“ 25km voll elektrisch fahren kann und für den Fall der „größeren Entfernung“ dann die effiziente Variante des komfortablen Benzin-Hybriden nutzt?
So oder ähnlich müssen wohl die Toyota-Ingenieure gedacht haben und stellen nun vor:
Den Toyota Prius Plug-in Hybrid
Am 16. Oktober ist es soweit, dann kommt der erfolgreiche Hybrid-Pionier Prius in einer „Plug-in“ Version zu den Händlern. Kaufen, bzw. bestellen kann man ihn übrigens bereits jetzt schon.
Was macht den Unterschied zum normalen Hybrid-Prius aus und welche Vorteile bringt der „Plug-In“?
Im Prinzip ist es eine größere Batterie an der gleichen Stelle, an der auch der „normale“ Prius seine Batterie hat und eine Möglichkeit das Fahrzeug per 220V-Steckdose extern auf zu laden. Klingt simpel, war aber am Ende dann doch eine Lösung die Entwicklungszeit benötigte. Toyota hatte sich durchaus auch Mitbewerber wie den Opel Ampera und Chevrolet Volt angesehen – dann aber entschieden, keine reine „Range-Extender“ Lösung zu bauen, sondern den Fokus auf einen Hybrid-Benziner zu legen, der in der Lage ist auch längere Strecken mit der puren Kraft seiner Akkuladung zurück zu legen und danach den effizienteren Weg des direkten Antriebes vom Benzin-Motor, zu den Rädern zu wählen und den Umweg über einen „Stromerzeuger“ zu vermeiden.
Und bei Toyota ist man sich nun sicher, mit dem Plugin-Prius wird man nicht viel weniger als „das beste aus zwei Welten“ anbieten. Im Rahmen der Europäischen Präsentation stand mir der Prius „mit dem Ladekabel“ für eine erste kurze Ausfahrt zur Verfügung.
Ein erster Blick auf den Prius Plug-in
Was will er sein?
Ein Meilenstein in der Entwicklungsgeschichte der effizienten und ökologischen Automobile. Ein Streber und Musterschüler in der stetig wachsenden Klasse der Hybrid- und Elektrofahrzeuge (mit und ohne Range-Extender). Die logische Evolutionsstufe des Hybrid-Pioniers und Gutmenschen-Automobils aus den ersten 2 Prius-Generationen.
Was kann er?
Bei der ersten Ausfahrt schaffte der vollgeladene Prius eine Strecke von knapp 18km bevor sein Benzin-Motor ansprang und den weiteren Vortrieb übernahm. 18km – keine 25km? Hierzu darf ich anmerken – mir war die „theoretische“ Reichweite bei der Abfahrt nicht bekannt und die erste Tour war im Fahrstil nicht wirklich optimiert. Ein Hybrid-Mobil, egal ob mit oder ohne Plug-in Lösung, erfordert eine vorausschauende und sanfte Fahrweise. Bevorzugt mit sehr sanften Brems-Manövern um nicht zuviel der kostbaren Bewegungsenergie in Abwärme zu verwandeln und damit zu verschenken, sondern Reichweiten verlängernd zu rekuperieren.
Das tut auch der Prius Plug-in im ersten Augenblick für Hybrid-Neulinge betont kraftvoll. In vielen Situationen langt das „vom Gas gehen“ bereits aus. Wer voraus schauend an Stau-Situationen heran rollt und ohne die Nutzung des Bremspedals die maximale Menge der Bewegungsenergie durch den Vorgang des rekuperierens zurück in die Batterien speist, erreicht im Stadt-Alltag durchs beachtenswerte Verbrauchswerte. Wurde das Lithium-Ionen Battery-Pack zuhause per Steckdose (Plug-in) vollständig aufgeladen – versprechen die Toyota-Verantwortlichen eine rein elektrische Fortbewegung mit bis zu Tempo 85 km/h.
Im Alltag fährt der weiterhin 136PS starke Plug-in Prius nicht anders, als seine Geschwister ohne Ladekabel. Nur eben deutlich länger ohne Motorengeräusch. Und in der Tat – es ist auch beim Prius die Faszination der vollständigen Stille – die besondere Reize auf den Fahrer ausübt und für eine entspannte Fahrsituation sorgt. Ein elektrisch angetriebener Klima-Kompressor sorgt dafür, dass die Passagiere auf der bis zu 25km langen Strecke im E-Modus nicht ins schwitzen geraten.
Ob man beim Kaufpreis zum transpirieren neigen wird?
36.200€ werden für den Prius in der „Life-Ausstattung“ fällig. Das ist ein Aufpreis von fast 9.000€ gegenüber dem „normalen“ Prius. Hierfür bekommt der Käufer einen betont kompromisslosen Hybrid-Antrieb, der sowohl im E-Modus als auch im gemischten Betrieb mit dem Benzinmotor überzeugend agiert. Trotz des größeren Akkus hat der Plug-in Hybrid nur 2 Liter Kofferraum-Volumen verloren und nur 60kg an Gewicht zu gelegt und wiegt nun 1.425kg – was immer hin noch beeindruckende 235kg leichter ist, als der Opel Ampera, dem einzigen Fahrzeug mit dem der Prius Plug-In derzeit „in etwa“ vergleichbar ist.
Was kann er nicht?
Mit Tempo 200 über die Autobahn flitzen (wie der Opel Ampera) und auch keine 80km reine elektrische Reichweite (wie der Ampera) erzielen.
Fazit:
Mit 36.200€ für die Life, bzw. 42.500€ für die TEC-Variante, hat Toyota ein selbstbewusstes Preisschild an die Plug-in Version gehängt. In Anbetracht des weiterhin eher spröden Charmes und an Detail-Liebe mangelnden Innenraums wird schnell deutlich, wo man bei Toyota die Schwerpunkte gesetzt hat. Mir persönlich fällt diese enorme Differenz zwischen der technischen Perfektion in der Antriebstechnik und dem oberflächlichen Eindruck des Innenraums besonders negativ auf.
Der Prius Plug-in Hybrid wird in Deutschland seine Käufer finden, wenn auch hier die Frage nach dem solventen Käufer einer „Öko-Limousine“ erst einmal ausgesprochen und dann auch beantwortet werden muss. Mit den 5 Sitzen und einem gut nutzbaren Kofferraum befriedigt der Plug-In die üblichen Wünsche an eine vollwertige Limousine und bietet zugleich ein extrem spannendes Antriebskonzept – leider mit einem deutlichem Fokus auf die Technik.
Aber vermutlich werden wir bald eine etwas wertigere Variante in den Showrooms finden. Da die Technik, die einen Hybriden zum Plug-in macht, nicht besonders günstig ist – bieten sich vor allem die Modelle CT200h und GS450h der Schwestermarke Lexus als Plug-in Basis an.
Und wer mit dem etwas spröden Charme hinter dem Lenkrad des Prius leben kann, der wird froh sein zu wissen, dass Toyota auch für den Plug-in Hybriden und dessen Batterien mit einer Lebensdauer von mindestens 10 Jahre rechnet.
Bis dahin dürften die restlichen Fragen zum Thema E-Mobilität und Pendelverkehr hoffentlich gelöst sein und auch unsere Regierung einen Kaufanreiz für besonders ökologisch sinnvolle Fahrzeuge ausgesprochen haben.
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