Tricks mit der E-Autoprämie

Für das Kassieren der E-Autoprämie reicht eine Haltedauer von sechs Monaten. Findige Händler nutzen das aus.

Viele staatlich geförderte E-Autos verlassen Deutschland offenbar wenige Monate nach dem Prämien-Antrag wieder. Eine Untersuchung des Center of Automotive Management (CAM) sieht dabei trickreiche Händler am Werk und kritisiert den Gesetzgeber. Schlupflöcher in den Förderbedingungen ermöglichen Tricksern legal Gewinne auf Steuerzahlerkosten. 

Ein Fünftel der Autos sind weg

Während in den ersten neun Monaten des vergangenen Jahres deutschlandweit 236.695 reine Elektroautos neu zugelassen wurden, erhöhte sich der Bestand in Deutschland nur um 207.435 Fahrzeuge. Entsprechend fehlen rund 29.260 Elektro-Pkw in der Flotte – ein Verlust von 12,4 Prozent. Stichproben zeigen der Studie zufolge bei einigen Herstellern noch stärkere Diskrepanzen: Bei Tesla fehlen demnach rund 4.800 der 26.000 neu zugelassenen Pkw – eine Quote von 18,5 Prozent. Bei BMW liegt dieser Wert sogar bei 20,6 Prozent. 

Dahinter könnte in vielen Fällen nach CAM-Einschätzung ein ungewünschtes, aber legales Geschäftsmodell stecken. Dabei verleast oder verkauft ein Händler ein E-Auto und kassiert den staatlichen Anteil der Förderung von 6.000 Euro. Nach sechs Monaten gibt der Leasingnehmer das Auto zurück, das dann als junger Gebrauchter ins Ausland verkauft wird. Das ist legal, da nach den Förderrichtlinien nur eine Mindesthaltedauer von sechs Monaten eingehalten werden muss, um den Umweltbonus zu erhalten. Einige Autohändler werben auch ganz offensiv mit diesem Modell – und versprechen Kunden E-Auto-Fahren zum Fast-Nulltarif. Die Kosten zahlt in Form der Fördergelder die Allgemeinheit. 

Dänemark erhält seine E-Autoprämie anders

Der Wiederverkauf ins Ausland lohnt sich laut den Experten trotz des Wertverlusts aufgrund der Förderungshöhe und der geringen Mindesthaltedauer. So hätten sich einige Händler darauf spezialisiert, gebrauchte Elektrofahrzeuge nach sechs Monaten ins Ausland mit Gewinn weiterzuverkaufen. In Dänemark entfällt etwa für gebrauchte Elektrofahrzeuge bei einer Fahrleistung von mehr als 6.000 Kilometern die Luxussteuer bei der Zulassung, was eine hohe Nachfrage und hohe Preise für junge gebrauchte Elektrofahrzeuge schafft.

„Die derzeitigen Förderkulissen der Elektromobilität führen zu unerwünschten Nebeneffekten und erheblichen Marktverzerrungen“, erklärt CAM-Leiter Stefan Bratzel. Nach seinen Schätzungen dürften allein im Jahr 2021 bis zu 240 Millionen Euro an staatlichen Fördergeldern für reine Elektrofahrzeuge nicht zweckgemäß verwendet worden sein. Verhindern könnte das eine Erhöhung der Mindesthaltedauer auf zwei bis drei Jahre. Ähnliche Pläne verfolgt Medienberichten zufolge mittlerweile auch das Bundeswirtschaftsministerium.  

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