Audi A3 Sportback – unterwegs mit Audis kompaktem Nicht-Kombi-Kombi.
„Dieses Auto ist ein guter Einstieg für junge Familien“, sagt ein Herr mittleren Alters zu mir. Und genau in diesem Moment weiß ich, dass mein Gegenüber entweder keine Kinder hat oder diese bereits jenseits der 16 Jahre sind.
Denn wir unterhalten uns über den Audi A3 Sportback.
Der A3 ist ein wunderbares Auto. Er verdient das ihm aus Ingolstadt auferlegte Siegel „Premiumfahrzeug“ ohne jeden Zweifel. Wenn man denn will, darf man gern so weit gehen, ihn gar den König unter den Premium-Kompakten aus Ingolstadt, München und Stuttgart zu nennen. Er fährt sich makellos – zumindest auf den wenigen Kilometern, die man auf einer Presseveranstaltung wie jener in Monaco zur Verfügung hat. Und in der qualitativen Anmutung des Innenraums legt Audi hier die Messlatte ganz weit hoch. Nur über eines kann man sich im A3 Fünftürer beklagen. Und genau dies blendet der Kollege im Gespräch aus. Platz.
Mit dem Audi unterwegs.
Es ist November. Hier jedoch scheint die Sonne, T-Shirt-Wetter. Willkommen in Nizza, zur internationalen Pressevorstellung des Audi A3 Sportback.
Keine 24 Stunden haben Journalisten hier Zeit, den neuen „großen kompakten“ Audi kennen zu lernen. Zwischen Ankunft, Abendessen, Frühstück und Abflug bleiben insgesamt vielleicht neun Stunden, die man mit dem Auto verbringt. Das ist gemeinhin mehr Zeit, als jeder Kunde vor Unterzeichnung eines Kaufvertrages mit einem Fahrzeug verbringt. Aber ehrlich gesagt auch zu wenig, um sich ein endgültiges Urteil zu erlauben.
Trotzdem bleibt natürlich einiges hängen. Zum einen wäre es das hochwertige Interieur des Audis. Der neue A3 teilt sich die technischen Grundlagen mit seinen Konzernbrüdern um den VW Golf. Was man in Ingolstadt dabei an Mehrkosten spart, wird scheinbar ins Innenleben gesteckt. Zum anderen sind da die agilen Motoren. Selbst der kleine 1.6 TDI kann bei der Fahrt durch die hügelige Landschaft von Nizza nach Monaco überzeugen. Klar, hier ist man eher in einem „Vernunftauto“ unterwegs, trotzdem bringt der Kleine beim Tritt aufs Gaspedal immer auch Leistung. Vor einigen Jahren waren Selbstzünder noch nicht so spritzig.
Raumgefühl in einem verkappten Kombi.
Platz aber ist, was man im A3 eher suchen muss.
Während man vorn noch bequem sitzt und dank vieler Einstellmöglichkeiten der Sitze die Kilometer komfortabel zurücklegen kann, ist die zweite Reihe eher ein Notbehelf, denn für Langstrecken geeignet. Sicher, hier kann man sitzen, ohne Stützstrümpfe würde ich längere Fahrten jenseits der 100 Kilometer jedoch nicht empfehlen.
Nun hat der geneigte Journalist und Autoblogger zu einem solchen Pressetermin natürlich auch keinen Kindersitz dabei. Aus meiner Erfahrung mit Maxi-Cosi-Babyschalen und Co. jedoch würde ich behaupten, dass man alle Kindersitze bequem auf die Rückbank bekommt. Sitzen darin dann jedoch vor allem ältere Kinder, könnte es für Mama sowie Papa beim „Entladen“ mitunter unbequem werden.
Gänzlich familienuntauglich wird der Audi dann beim Kofferraum. Zwar tauft Audi seinen Fünftürer „Sportback“ und impliziert damit Kombi-Qualitäten, doch die Wahrheit ist etwas ernüchternder. Der A3 Sportback steht steil im Wind, sein Single-Frame-Kühlergrill dominiert das Gesicht, die lang gestreckten Schultern und das kurze, steile Heck lassen ihn durchaus wie einen Kombi wirken, wie einen leicht geduckten Sportler. Das wirkt alles unheimlich stimmig – der von außen suggerierte Platz indes fehlt. Es ist, als hätten die Audi-Ingenieure irgendwo eine Falte im Raum-Gefüge des A3-Universums eingebaut. Der Kofferraum-Deckel geht hoch, mein für 17-Zoll-Notebooks geeigneter Messanger-Bag fliegt hinein – und der Kofferraum ist optisch voll.
Klar, mit den richtigen Tetris-Skills, über die meine Generation der Thirdy-Somethings absolut verfügt, passen hier ohne weiteres die von Audi angegebenen 380 Liter rein (immerhin 30 Liter mehr als in den BMW 1er 5-Türer). Nur viel ist das nicht. Genug für eine Familie erst recht nicht.
„Nein“, erwidere ich dem Kollegen. „Der A3 Sportback ist ein wunderbares Auto. Eines, mit dem man Spaß haben kann. Er ist agil, sein Innenleben ist sagenhaft gut verarbeitet, die technischen Spielereien absolut auf der Höhe der Zeit. Aber er ist definitiv kein Auto für eine Familie.“ Wir leben nicht mehr in den 60er Jahren. Ansprüche sind gewachsen. Und mit ihnen Autos. Und Kindersitze. Und Kinderwagen.
Fazit Audi A3 Sportback.
Für wen der A3 Fünftürer dann was ist?
Für Väter, die einen hervorragenden Zweitwagen neben dem VW Bus suchen. Für Singles, die ab und an mal Mama und Papa mitnehmen. Für Vertreter, die ordentlich gebügelte Hemden griffbereit haben müssen. Für Großeltern, die den Enkel mal vom Kindergarten holen.
Für all diese Menschen ist er. Und zwar nahezu perfekt.
Audi schafft es, ein Fahrzeug auf die Räder zu stellen, dass unheimlich ausgewogen ist. Auf einer Passstrecke am Col de Braus bewies der 1.6 Liter-Diesel mit 77 kW (105 PS) gute Sportlerqualitäten, über das 2.0 TDI quattro Top-Modell mit 135 kW (184 PS) und 380 Nm muss ich fast nichts schreiben, außer „!!!“. Und selbst der 1.2 TSI-Einstiegsbenziner gibt ein gutes Bild im kompakten Ingolstädter ab. Insgesamt bleibt mir im Grunde nur ein Fazit zu ziehen:
Dieser Audi definiert die Kompaktklasse.
Gut austariert zwischen „alltagstauglich“ und „sportiv“ ist der Audi, für Fahrer und Beifahrer bietet er jede Menge Platz. Dazu überzeugt das wertige Interieur auf Anhieb.
Aber so gut der Eindruck ist – ein Sportback ist am Ende eben doch kein Avant. Und auch wenn es für Familien nicht zwangsläufig immer ein Avant sein muss, dieser A3 hier dürfte nicht genug sein. Da helfen auch die 5,8 Zentimeter nicht, die Audi dem Neuen gegenüber seinem Vorgänger an Radabstand mehr mit auf den Weg gibt.
Der Audi A3 Sportback steht ab Februar bei den Händlern. Ihn gibt es in drei Ausstattungsvarianten. Darüber hinaus darf man sich in der bei VW traditionell langen Zubehörliste austoben.
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