Audi S5 Coupé – Der Preis der Schönheit

So sagt man doch: Die Frau (wahlweise: den Mann) seines Lebens trifft man nicht in der Disco oder auf Tinder, sondern im Supermarkt oder im Nachbarbüro. Soll heißen, die Liebe kommt, wenn man sie am wenigsten erwartet. Ein wenig so ging es uns mit dem Audi S5. Warum das? Eigentlich sollte zum Test ein Q2 kommen, also das neue kleine Kompakt-SUV der Ingolstädter. Aber das „verunfallte“ wie es heute im schlechten Amtsdeutsch heißt und man bot uns stattdessen eben den S5 an. Da mussten wir natürlich nicht lange überlegen.

Allradantrieb ist immer an Bord

Und dann stand der überraschende Gast auch schon da und was sollen wir sagen, es war Liebe auf den ersten Blick. Schon der Vorgänger war ja ein klassisch schönes Auto, der Neue ist das zweifellos auch und im Detail sogar noch gelungener. Die Linie läuft harmonischer, die Karosseriefalzen sind schärfer, die LED-Scheinwerfer schauen dynamischer. Es gehört nicht viel dazu, um vorherzusagen: Dieses Fahrzeug wird noch in zehn und zwanzig und mehr Jahren als Klassiker die Sinne betören.

Die LED-Scheinwerfer blicken böser als zuvor

Das gilt natürlich nicht nur für den S5, sondern für die A5-Baureihe insgesamt, aber der S zeigt natürlich einige kleine Unterschiede, die man für die Normalo-Modelle höchstens als Optik-Paket der Rubrik „Mehr Schein als Sein“ nachbestellen kann. Der S5 ist da ganz anders und sieht genauso aus wie er sich fahren lassen will.

Für den Antrieb ist ein Turbobenziner mit sechs Zylindern zuständig

Und an dieser Stelle müssen wir natürlich zum Motor kommen, jenem feinen Turbobenziner, der zur sinnlichen Optik passt wie das austrainierte Herz-Lungen-System eines 100-Meter-Läufers zu dessen äußerer Erscheinung – wenn der Vergleich mal erlaubt ist. Der Sechszylinder schöpft aus seinen drei Litern Hubraum potente 260 kW/354 PS. Die Standardzahlen lauten: 4,7 und 250 – Sie wissen schon, was wir meinen. Vor allem aber stellt das Aggregat 500 Newtonmeter an Drehmoment bereit, was alleine noch nicht so erwähnenswert wäre. Aber die liegen zwischen 1.370 und 4.500 U/min an, also eigentlich immer. Damit ist Fahrspaß garantiert, zumal der S5 immer mit dem Allradantrieb Quattro und mit einer Achtgang-Wandler-Automatik kombiniert ist. Die Zusammenarbeit klappt schlichtweg perfekt.

Der Innenausbau zählt zu den Spezialitäten bei Audi

Schade nur, dass es der Motor nicht nur im Dynamic-Modus (dort aber noch mehr) akustisch unnötig wild treibt. Zwar passt das präsente Sprazzeln und Brummeln des Antriebs nach dem Anlassen eigentlich ganz gut zu seiner Potenz, aber so viel lautmalerische Unterstützung hätte das Coupé eigentlich gar nicht nötig. Formen und Linien, Räder und Kühlergrill mit dem dezenten S5-Hinweis würden völlig ausreichen. Auch deshalb, weil man diesen Audi sehr entspannt und zurückhaltend fahren kann. Klar, die schnellstmöglich genommene Kurve ist sein eigentliches Metier, aber sein Fahrwerk ist derart gekonnt abgestimmt, dass man den S5 auch für die ganz lange Fahrt nehmen kann und entspannt am Ziel aussteigt. Übrigens auch dank der tollen, serienmäßig beheizbaren und elektrisch verstellbaren vorderen Sportsitze.

Man sollte übrigens aus letzterer Information nicht auf eine allzu üppige Serienausstattung schließen. Klar, im Grundpreis von 62.500 Euro ist mehr enthalten als nur die formidable Motor-(Sport-)Fahrwerk-Getriebe-Allrad-Kombination. Aber LED-Licht, Klimaautomatik, einen Notbremsassistenten oder 18-Zoll-Räder darf man bei diesem Preis auch erwarten. Unser Testwagen überschritt mühelos die 90.000-Euro-Grenze.

Schon der Vorgänger war ja ein klassisch schönes Auto, der Neue ist das zweifellos auch und im Detail sogar noch gelungener

Aber das hat uns am Ende gar nicht gestört. Und immer über den Preis der deutschen Premiums zu meckern, bringt am Ende ja auch nichts. Die Autos verkaufen sich so oder so wie geschnitten Brot. Gestört hat uns am S5 eigentlich nur zweierlei. Zum einen überraschten uns laute Windgeräusche schon ab etwa 60 km/h am Fenster der Beifahrerseite. Das passt zu einem derart teuren Auto einer Marke, die immer noch als König der Innenraumqualität gilt, überhaupt nicht. Zum anderen sind die langen Türen im Alltag schon ein großer Nachteil. In kaum einem Parkhaus war genügend Platz, um durch den schmalen Spalt bei halb geöffneter Türe unfallfrei das Auto verlassen zu können. Das nennt man dann wohl den Preis der Schönheit.

Aber dafür hätten wir eine Lösung. Zum gleichen Preis wie das Coupé gibt es den Sportback mit vier Türen, die naturgemäß nicht nur kürzer sind, sondern auch eventuell hinten Mitfahrende erfreuen. Denn der Einstieg in den Fond ist beim Zweitürer nur für Kinder ein Vergnügen. Zudem lässt sich die hintere Sitzbank oder der Fußraum davor für Einkäufe viel praktischer nutzen. Und dann gibt es natürlich noch eine Möglichkeit: Man lege 5.300 Euro drauf und erwerbe den S5 als Cabrio. Dann kann man sein Fahrzeug im Zweifel auch mal mit einem eleganten Flanken-Sprung über die Türe verlassen. Natürlich nur bei geöffnetem Verdeck und abgesenkten Fensterscheiben, versteht sich… (Peter Eck/SP-X)

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