Cat-Content aus England
Ein sonniger Samstagvormittag in der Eifel. Pittoreske Nebensträßchen und nervige Staukilometer rund um den Anreiseverkehr für den AvD-Oldtimer Grand Prix. Für den ersten Kontakt zwischen Motor-Bloggern, Lifestyle-Bloggern und anderen „Verlagshaus-Unabhängigen Medienmachern“ hatte sich Jaguar Deutschland das vermutlich beste Umfeld ausgesucht, dass man sich als Benzin-Junkie vorstellen kann: Den AvD Oldtimer-Grandprix 2012.
Kurz angefahren: Jaguars Katzenangebot
Jeremy Clarkson hat es verflucht, ich empfand es als grandiose Homebase für einen Stützpunkt in Sichtweite zur legendären Nordschleife. Das Jaguar-Testcenter am Nürburgring. Für JC von TopGear sind die neuen Jaguar-Modelle zu sportlich. Ich darf zugeben: Die Einschätzungen von Mr. Clarkson konnte mein bisheriges Jaguar-Weltbild nicht beeinflussen. Zu groß die Tragödie der vergangenen Jahre, in denen diese legendäre englische Sportwagenmarke durch zu viele Besitzerhände ging. Darunter der FORD-Konzern der unter anderem so Schandtaten beging, wie einen Ford Mondeo unter eine schwülstig gezeichnete Jaguar-Hülle zu packen. Shame on you, Ford!
Die Angst war groß, nicht nur bei mir, als Jaguar und Land Rover 2008 an die indische Tata Motors Group verkauft wurde. Frisch vorgestellt wurde damals der XF – das erste Nachkriegs-Modell das keinen „Retro-Look“ pflegen wollte. Ein Jaguar, so ungewöhnlich frisch und belebend wie ein britischer Landregen im Spätsommer. Der Marken-Spätsommer und die Herbst-Jahre wurden jedoch – trotz Tata-Engagement nicht eingeläutet. Im Gegenteil. Heute, nach 4 Jahren im Besitz der indischen Tata Motors Group kann man erleichtert von einem erfolgreichen Wiederbelebungs-Versuch am englischen Patienten sprechen. In meiner persönlichen Retrospektive auf die Modelle unter dem Zeichen der Raubkatze, gab es keine Epoche in der mich derart viele Modelle von Jaguar, alleine vom Design, angemacht hätten.
Einer meiner besonderen Lieblinge: Der Jaguar XF.
So frisch. So sportlich elegant – dieser Jaguar durfte sogar die Hochzeit von meiner Frau und mir begleiten. In prominenter Rolle. Und wie es der Zufall so wollte: Auch auf der Hochzeit meines Bruders in diesem Jahr, spielte der Jaguar XF eine prominente Rolle.
Das hat gute Gründe. Denn zu keinem Zeitpunkt der Jaguar Geschichte waren die Modelle derart progressiv im Design und sprachen neben der eleganten auch die sportlichen Seiten des exclusiven Autofahrer-Herzens an. Der XF darf durchaus als Wendepunkt in der Jaguar-Geschichte gesehen werden.
Am Testtag hatte ich mir eine kleine Runde im XF mit dem 2.2 Liter Vierzylinder-Diesel gegönnt. Im Prinzip auch nur, um die Foto-Aufnahmen in den Kasten zu bekommen. Denn um die Qualitäten eines Fahrzeuges zu erfahren, sind Tages-Ausflüge eher ungeeignet. Und wenn man 4 bis 5 Modelle an einem Tag fährt und dafür immer nur 1 bis 2 Stunden Zeit hat, dann sind die Eindrücke vom Fahrzeug viel zu undifferenziert. Was am Ende dabei herumkommt sind Fahrberichte auf dem Niveau von Schüler-Aufsätzen und dafür bin ich mir, als Motor-Blogger, echt zu schade. 😉 (Und vermutlich geht es meinen Kollegen ähnlich.)
Die große Vorfreude, meinen Pulsschlag in Viertakte kurz vor dem Drehzahlbegrenzer versetzt, hatte mir die Aussicht auf den Jaguar XK-RS mit dem Blechdach. Angereist war ich mit einem Porsche Carrera S, die Meßlatte für sportliche GT-Modelle – die Grenzerfahrung zwischen Langstreckensportler und Sprint-Sportler war mitgebracht und brummelte vor sich hin.
Zuvor wartete der Jaguar XJ auf seine Dienstfahrt
Die Oberklassen-Limousine stand mit dem Top-Diesel bereit. Ein Urteil über diesen Leder-Vollsortimenter will ich mir an dieser Stelle nicht erlauben. Zu kurz die Ausfahrt. Beeindruckend auf jeden Fall, dass Niveau der Verarbeitung im Innenraum. Ob man bei Jaguar auch auf lange Sicht mit Qualität überzeugen kann? Der XJ L mit langem Radstand, der als Shuttle diente, war der Bereich um die in den Lehnen der Vordersitze versteckten Tischchen auf jeden Fall bereits arg mitgenommen. Aber es ist, wie gesagt, eine Moment-Aufnahme. Für wesentlich mehr eignen sich Tages-Termine mit dem vollen Programm an Modellen und Rahmenprogramm auch nicht.
(Sidestep: Mit dem Blogger-Roadtrip – werden die Grenzen in der Erfahrung neu gesteckt!)
Jaguar XK-R – Böße Miezekatze
5 Liter V8 – Kompressor – Ausstattungsversion der gefahrenen Cabrio-Variante: „Volle Hütte“, inklusive einer weiteren Lederausstattung, deren Herstellung für eine größere Dezimierung im Bereich der Huftiere gesorgt haben dürfte. Dem animalischen Faktor des Sinnbildes von Mann und Jäger wäre damit bereits im Stand zur Genüge Rechnung getragen. Doch das echte Männer-Spielzeug erwacht erst mit dem Druck auf den unwürdigen Start-Stopp Knopf. Was danach startet hätte mehr Pathos, mehr Show, mehr Dramatik verdient. Eine Reihenfolge ähnlich dem Startprozedere für den bemannten Raumflug wäre angebracht. Kraftstoff-Pumpen: On. Kraftstoffdruck überwachen. Zündkerzen in Bereitschaft. Batteriespannung geprüft. Luftfilter und Ansaugwege kontrolliert und frei. Kompressor-Schaufeln geschärft, Katalysator bereit für das Inferno, es war schön Deine Bekanntschaft gemacht zu haben 3- 2 -1 – ZÜNDUNG —- „and we have a lift off“.
Den V8 Kompressor startet man nicht einfach. Man entfacht ein Armageddon in den Brennkammern und setzt die Abgasseite unter extremen Schalldruck. Volllast, kurze Gaspedal Schnapper und eine Auspuffanlage auf Betriebstemperatur beantwortet die böße Miezekatze während des Ausflugs mit der englischen Version eines flammen spuckenden Flugdrachens. Metarmophose geglückt. „Der Bock hat ordentlich Dampf an der Kette“.
Jaguar XK-RS – Mieze auf Drogen
Hier könnten die Eindrücke zum XK-RS stehen. Leider war es Jaguar nicht gelungen, einen XK-RS zum Ausritt bereit zu stellen. Schade. Auf eine 30min Exkursion mit einem Aufpasser auf dem Beifahrersitz konnte ich dann auch verzichten. Motor-Bloggern war es auch nicht „gestattet“, die Miezekatzen auf die Nordschleife zu führen. Schade. Aber zum Glück hatte ich ja den 911 Carrera S dabei … da kommt bestimmt auch noch was von Teymur und Sebastian – die badeten in Endorphinen nach dem Ritt im 911 durch die grüne Hölle.
Ende gut – alles gut
Jaguar war mutiger als andere deutsche Premium-Hersteller. Den Kontrollverlust wagen. Die Unbekannte Misch-Rasse der „Blogger“ einladen – das ganze aufgefüllt mit einem Abendprogramm wie es für mich nicht besser hätte sein können. Ein erster Schritt der „Standing-Ovations“ verdient.
Ich bin gespannt wie es weiter geht. Das Fahrzeug-Programm von Jaguar bietet genug Potenzial für mehr Beiträge, voller Benzingeruch, Emotionen und Geschichten!
Weitere Beiträge von Kollegen:
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- Passion:Driving
Fotos: Die Fotos kommen teilweise von Jan Gleitsmann (auto-geil.de). Hierzu bitte den Bildtext beachten! Die Bilder ohne Quellenangabe sind von mir.
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