Citroen Autonomous Mobility Vision

Wie sieht morgen der Verkehr in Mega-Citys aus? Citroen hat einige Ideen und zeigt Lösungen, die typisch für die kreative Franzosen-Marke sind.

Es wird voll auf unseren Straßen. Megavoll. Die Weltbank sagt voraus, dass bis 2050 zwei Drittel der Bevölkerung in Städten leben wird. Und sie alle wollen mobil sein. Da ist Chaos Programm. Nur mit Intelligenter, vernetzter Autonomous Mobility scheint der Verkehrsinfarkt in den großen Metropolen noch abwendbar. 

Mit einigen Kooperationen futuristische Ideen

Citröen hat ein ziemlich genaues Bild davon, wie die städtische Mobilität in zehn, zwanzig Jahren aussehen könnte. Unter dem Namen „The Urban Collëctif” hat sich der französische Autobauer mit zwei großen Partnern zusammengeschlossen, die man nicht unbedingt in Zusammenhang mit Mobilität erwartet. Mit im Boot, das Richtung Zukunft segelt, sind der Hotel-Riese Accor und JCDecaux, Weltmarktführer für Außenwerbung sowie Spezialist für Dienstleistungen jeglicher Art. 

autonomous mobility
Das „Sofitel En Voyage” ist eine Art rollender Living-Room, ein 3,16 Meter langer, luxuriös ausgestatteter Cocoon mit gemütlicher Sitzecke, der Gäste in lauschiger Atmosphäre mit einem Glas Champagner in der Hand vom Flughafen ins Hotel bringen soll

Vom Erfinder der Göttin DS, der Ente oder eines avantgardistischen Ami erwartet man fast schon reflexartig besonders kreative Antworten, auf Fragen, die unsere Zukunft bewegen. Und Citröen liefert sie. Sie sind bunt wie das Leben, etwas spleenig und sie klingen – ja – aus heutiger Sicht noch wie Visionen vom fernen Planeten Orion. 

Kleine Plattform für die Autonomous Mobility

Basis des Projektes ist ein hochflexibles Science-Fiction-Skateboard auf dem binnen zehn Sekunden verschiedenste Pods (Aufbauten) über vier hochfahrende Zylinder andocken können. Das kompakte High-Tech-Baguette trägt sämtliche Technik in sich: Batterie, E-Motoren, Sensorik, die gesamte Technologie. Es ist 2,60 Meter lang, 1,60 Meter breit und nur 51 Zentimeter flach. Die Technik ist modular aufgebaut und skalierbar, Skateboards in vielen anderen Dimensionen also denkbar. 

Automatisch gespeicherter Entwurf
Die zweite Accor-Hütte ist der Pullman Power Fitness Pod (3,26 m), ein spaciges Sportstudio für den Weg zur Arbeit

Der voll fahrfähige Prototyp, den uns Citröen in einer Pariser Messehalle vorführt, hört auf den Namen „Autonomous Mobility Vision” und wurde als sogenanntes Open-Source-Modell ausgelegt. Heißt: Nichts ist unmöglich, der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt.  Firmen, Händler, Kommunen, Städte oder Logistik-Anbieter können auf die technische Basis ihre eigenen Hütchen setzen. Citröen Designchef Pierre Leclerq bestätigt den universellen Ansatz des Konzeptes: „Wir haben über 65 Ideen für verschiedenste Pods in nur zwei Tagen zu Papier gebracht.” Er zeigt uns Skizzen von Friseur-Pods und Werkstattwagen, rollenden Yoga-Studios, Food-Trucks, Paketdiensten, Krankentransportern und, und, und….. 

Viele Autos, keine Fahrer

Die Visionen der Franzosen zielen dabei auf die optimale Nutzung der Verkehrsfläche in den Citys. Laut Citröen könnte das Konzept-Sandwich den innerstädtischen Verkehrsfluss um mindestens 35 Prozent verbessern. Bedarfsgerecht eingesetzt, soll später mal eine ganze Armada von fahrerlosen und vernetzten Fahrzeugen auf speziellen Spuren rund um die Uhr durch die Citys surren. Kontrolliert über ein intelligentes Flottenmanagement. Und natürlich rein elektrisch. Aufgeladen wird weitgehend induktiv, Standzeiten von höchstens vier Stunden sind geplant, die Höchstgeschwindigkeit liegt momentan bei 25 km/h. In der Pariser City darf man ohnehin nicht schneller als Tempo 30 fahren.

Die Skateboards verfügen über autonome Technologie der Stufe 5, brauchen also keinen Fahrer an (Skate-)Bord. Radar- und Lidarsensoren sitzen unsichtbar hinter den Citröen-Logos versteckt. Lediglich die Beleuchtung der Logos ist unterschiedlich, damit Passanten sehen, wo vorne (weiß) und hinten (rot) ist. 

Designs richten sich nach den Partnern

Goodyear hat für das Projekt spezielle 360-Grad-Räder mit kugelförmigen Reifen entwickelt, die sich drehen und wenden wie die Rädchen einer Computer-Maus. Jedes einzelne ist mit Elektromotoren ausgestattet, was das Rangieren auf kleinstem Raum in jede Richtung ermöglicht. 

Wie die bunte Welt da draußen mal aussehen könnte, zeigen uns drei Ideen, die das Design-Team um Pierre Leclerq schon mal gemeinsam mit Accor und JCDecaux umgesetzt hat. Accor ist gleich mit zwei Kapseln am Start. Das „Sofitel En Voyage” ist eine Art rollender Living-Room, ein 3,16 Meter langer, luxuriös ausgestatteter Cocoon mit gemütlicher Sitzecke, der Gäste in lauschiger Atmosphäre mit einem Glas Champagner in der Hand vom Flughafen ins Hotel bringen soll. Oder abends zur Oper. Die Außenhaut besteht aus über 1000 Holz-Kacheln, vom Computer auf den Millimeter genau zugeschnitten. 

Die zweite Accor-Hütte ist der Pullman Power Fitness Pod (3,26 m), ein spaciges Sportstudio für den Weg zur Arbeit. Die Ausrede, „Ich konnte keinen Sport machen, ich stand im Stau” gilt jetzt nicht mehr. Im Pullman-Pod soll während der Pendelzeit der Schweiß fließen. Wahlweise per Fahrrad-Ergometer oder Rudergerät. Auf einem holographischen Bildschirm erfährt der Stau-Sportler alles über seine Leistung oder die Route. Mit der durch das Training erzeugten Energie, werden zusätzlich die Batterien gespeist. 

Eine kleine Wohnung auf 4 Rädern

Dritter Pod im „Urban Collëctif” ist der City Provider von JCDecaux, der optisch ein wenig an Kutschen des vorletzten Jahrhunderts erinnert. Reduziert im Design, soll er eine Idee vermitteln, wie Busfahren 2035 aussehen könnte. Unter einem begrünten Dach können bis zu fünf Personen im nur drei Meter kurzen City Provider mitfahren, es gibt zwei kleine Räume, einen offenen Bereich mit Vordach und ein geschlossenes, voll verglasten Abteil. Interaktive Bildschirme versorgen die Passagiere mit Infos zu touristischen Attraktionen oder aktuellen Nachrichten. 

Alles ganz schön abgefahren und gefühlt noch zig Jahre entfernt. Doch spätestens auf der Fahrt zurück zum Flughafen kommt man ins Grübeln. Kilometerlange Blechlawinen, Stoßstange an Stoßstange, senden eine klare Botschaft: So kann es nicht weitergehen.