Citroen C3 – Probier‘s mal mit Gemütlichkeit

Fahrkomfort war jahrzehntelang ein Wesensmerkmal französischer Autos. Zuletzt konnten aber auch sie sich dem Trend zu dynamischeren Gangarten nicht mehr komplett verschließen. Nun jedoch legt der Citroen C3 den Fokus wieder ganz klar auf Bequemlichkeit. Und kombiniert das kommode Fahrwerk mit einem urgemütlichen Innenraum. Im heiß umkämpften Kleinwagensegment kann dieser eigenständige Charakter ein echtes Kaufargument sein.

Der im Testwagen montierte 1,2-Liter-Dreizylindermotor mit 81 kW/110 PS bringt den Kleinwagen beim Ampelstart schnell in Schwung und schlägt sich auch beim flotteren Mitschwimmen im City-Verkehr gut

Das Design ist fraglos der Glanzpunkt des kleinen Citroen. Schon die Front mit den bauräumlich getrennten Leuchten und die Seite mit den rustikalen Plastikplanken sorgt für hohen Wiedererkennungswert. Endgültig zum potenziellen Hingucker wird der Fünftürer aber durch das umfangreiche Individualisierungsprogramm. Sowohl als flippiger Stadtflitzer mit Zweifarblackierung und bunten Applikationen als auch monochromatisch-elegant in gedeckten Farben und mit unaufdringlichen Zierstreifen kann er sich sehen lassen. Besonders gelungen ist der mit Liebe zum Detail gestaltete Innenraum, der trotz hohem Hartplastikanteil besonders wohnlich wirkt. Vor allem das mit Stoff bezogene Cockpit vertreibt die sonst in modernen Autos häufig anzutreffende technoide Kälte. Dazu kommt ein Touchscreen-basiertes Armaturenbrett, das die Knöpfchenzahl im Innenraum auf nahezu null reduziert und aus dem klassischen Fahrer-Arbeitsplatz fast ein kleines Wohnzimmer macht. Dass das Konzept im Detail Bedienschwächen zeigt – etwa wenn zum Regulieren der Klimaanlage der Navibildschirm weggeklickt werden muss – lässt sich da locker verkraften.

Endgültig zum potenziellen Hingucker wird der Fünftürer durch das umfangreiche Individualisierungsprogramm

Als Schnittstelle zwischen Wohnkomfort und Fahrkomfort fungieren die sofaartigen Sitze. Die nahezu flachen Auflagen für Gesäß und Rücken sind straff genug gepolstert und engen selbst beleibtere Insassen nicht ein. Natürlich bieten sie im Gegenzug null Seitenhalt – doch Kurvenfahrten zählen eh nicht zu den Stärken des C3. Dafür ist das Fahrwerk einfach zu weich und komfortabel abgestimmt. Im Stadtverkehr ist das sehr angenehm, schwingt der Kleinwagen doch trotz kurzen Radstands groben Asphalt und Schlaglöcher ganz nonchalant weg. Dank der solide wirkenden Verarbeitung dringt dabei auch kein Knarzen oder Knirschen an die Ohren der Insassen.

Passend zum Stadtverkehrs-Schwerpunkt ist der C3 auffällig leicht zu fahren. Die Pedalerie ist so leichtgängig, dass auch stundenlanger Stop-and-go-Verkehr mit ständigem Ein- und Auskuppeln nicht für Krämpfe im Oberschenkel sorgt. Der Servolenkung fehlt es zwar etwas an Gefühl, dafür entlastet auch sie den Fahrer mit kräftiger Unterstützung beim Rangieren. Und dank der guten Sicht nach hinten und den klar abgezirkelten Dimensionen des Hecks ist auch das Einparken des Vier-Meter-Mobils ein Kinderspiel.

Der Innenraum ist besonders gelungen

Der im Testwagen montierte 1,2-Liter-Dreizylindermotor mit 81 kW/110 PS bringt den Kleinwagen beim Ampelstart schnell in Schwung und schlägt sich auch beim flotteren Mitschwimmen im City-Verkehr gut. Schon bei niedriger Drehzahl steht ausreichend Kraft zur Verfügung, so dass der Griff zum etwas hakeligen Schalthebel des Fünfganggetriebes vergleichsweise selten nötig ist.

Der Touchscreen sieht gut aus, hat aber Bedienschwächen

An Grenzen gelangt das C3-Konzept allerdings spätestens auf der Autobahn. Dort lässt das sanfte Fahrwerk den Citroen unruhig wirken, wenn kurze Wellen und Fugen die Karosserie zum permanenten Nachschwingen anregen. Der Motor lässt bei höheren Drehzahlen zudem erkennen, dass es mittlerweile durchaus kultiviertere und besser gedämmte Dreizylinder auf dem Neuwagenmarkt gibt. Zumindest hält er sich beim Durst zurück – rund 7,0 Liter gehen bei Autobahntempo in Ordnung. Im Stadtverkehr kann man mit anderthalb Litern weniger auskommen.

“Mandelgrün” ist die aufpreisfreie Farbe in den höheren Ausstattungslinien

Und selbst unabhängig von der eher mäßigen Langstreckentauglichkeit ist der C3 nicht ohne Fehl. Auch in der Stadt etwa nerven die kleinen Türausschnitte, die den Ein- und Ausstieg in die erste Reihe erschweren. Nicht optimal dimensioniert ist auch der Kofferraum mit seiner hohen und breiten Ladekante. Spätestens dort registriert man die funktionalen Nachteile der hübschen Form. Trotzdem bleibt der Citroen C3 unterm Strich einer der derzeit interessantesten Kleinwagen. Seine praktischen Schwächen macht er mit seinem speziellen Charme locker wett. Ganz billig ist das aber nicht. Zwar ist das Basismodell mit 11.990 Euro recht zivil eingepreist, wer allerdings die Styling-Möglichkeiten voll ausschöpfen will und ein paar nette Extras ordert, zahlt schnell mal 5.000 Euro mehr. In Verbindung mit dem getesteten Benziner startet die Preisliste bei 18.400 Euro – für das Modell in der ziemlich speziellen Farbe „Mandelgrün“. Wer schön sein will, muss also beim C3 immer draufzahlen, in diesem Fall mindestens noch einmal 500 Euro für einen gescheiten Lack. (Holger Holzer/SP-X)

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