Das breite Spektrum der Teilintegrierten

Mehr als ein Drittel aller Reisemobil-Kunden entscheiden sich für ein teilintegriertes Fahrzeug. Unsere drei ausgewählten Saison-Neuheiten decken ein breites Spektrum von teuer bis preisgünstig und von Mainstream – bis innovativen Grundrissen ab.

Fast 40 Prozent aller Wohnmobil-Kunden entscheiden sich für einen Teilintegrierten. Aus einer schier unüberschaubaren Modellvielfalt haben wir mit den drei Saison-Neuheiten Hymer B-Klasse T680 Modern-Comfort, Dethleffs Just 90 T7052 DBM und Forster T649 HS ein Trio ausgesucht, das die Bandbreite von günstig bis teuer und von traditioneller bis innovativer Innenraum-Architektur verdeutlicht.

Hymer B-Klasse

Beginnen wir mit dem Hymer, dem mit Abstand teuersten Exemplar dieses Trios, obwohl der teilintegrierte Modern-Comfort gerade mal den Einstieg in die Welt der mittlerweile 40 Jahre alten B-Klasse darstellt. Für den Typ 680, mit 7,39 Metern die längste Ausführung, ist der Basistarif von 75.490 Euro bestenfalls ein Orientierungspunkt, summieren sich viele sinnvolle Extras und Ausstattungspakete bei unserem Testfahrzeug doch auf gut 95.000 Euro.

Vom Grundriss her bedient der T680 MC den Mainstream des deutschen Reisemobilisten. Vorn die Sitzgruppe mit der L-Sitzbank, den drehbaren Sesseln aus dem Fahrerhaus, dem Einzelsitz auf der Beifahrerseite und einem in alle Richtungen verschieb- und drehbaren, aber leider nicht verlängerbaren Tisch. Dahinter die Küche mit Drei-Flammen-Kocher und gegenüberliegendem 142-Liter-Kühlschrank. Die Dusche auf der linken Seite lässt sich mit dem WC-Waschraum dank einer schwenkbaren Tür mit Doppelanschlag in ein Raumbad verwandeln. Im Heck garantieren zwei Einzelbetten, die sich mit zwei Mittelstücken zu einer wagenbreiten Liegewiese ausbauen lassen, besten Schlafkomfort. Und die darunterliegende Garage ist riesig, nimmt mühelos zwei E-Bikes und sonstiges sperriges Campingzubehör auf, bietet jede Menge Verzurrösen, Regalfächer zum Ordnung halten und Licht an beiden Zugangsklappen – absolut perfekt!

Aber was macht den Hymer zum Premium-Produkt? Einmal natürlich der Mercedes Sprinter als Basisfahrzeug in Verbindung mit dem von den Oberschwaben aus Bad Waldsee selbst entwickelten Leichtbau-Chassis (SLC). Der 130 kW/177 PS starke Dieselmotor ist durchzugsstark und angenehm leise. Über den Durchschnittsverbrauch von 10,6 l/100 km kann man bei dem 3,5-Tonner nicht meckern. Mit dem Multifunktionslenkrad und dem hervorragenden Multimediasystem MBUX fühlen wir uns zudem fast wie in einem Pkw-Cockpit, wenn nicht die etwas aufrechtere Sitzposition in den bequemen Piloten-Integralsitzen wäre.

Es machen aber auch weitere Pluspunkte den Unterschied: Der durchgängige Doppelboden mit den winterfest geschützten Tanks, das hohe Frischwasservolumen von 180 Litern, viel Stauraum, ein gutes Lichtkonzept mit vielen Lichtquellen, jede Menge 230-Volt- und USB-Steckdosen und – was aus unerfindlichen Gründen oft vernachlässigt wird – zahlreiche Haken für Mäntel, Jacken, Handtücher, Waschlappen und was auch immer.

Minuspunkte: Die Aufbautür ist nicht in die Zentralverriegelung integriert. Es gibt noch immer keine zentrale Versorgungseinheit für alle Ventile und Ablasshähne, und bei einer Zuladung von gerade einmal 330 Kilogramm kann es auch einer Zwei-Personen-Besatzung schon mal eng werden. Erst recht, wenn weitere Mitfahrer auf den gurtgesicherten Sitzbank-Plätzen mit auf Fahrt gehen.

Dethleffs Just 90

Der Dethleffs Just 90 beweist, dass das Ganze auch gut 30.000 Euro preiswerter geht, unter anderem weil der gleichlange Teilintegrierte aus Isny als Jubiläums-Sondermodell preisgünstig positioniert wird. Mit einer günstigen Vollausstattung und verhältnismäßig bescheidener Optionsliste avancierte der Teilintegrierte vom Konkurrenten Knaus-Tabbert zum meistverkauften Modell seiner Gattung, quasi zum Golf unter den Reisemobilen.

So könnte man mit dem 90er-Dethleffs als T7052 DBM zwar schon für den Grundpreis von knapp unter 50.000 Euro problemlos direkt in den Urlaub starten. Mit einem Komplettpaket (8.400 Euro), das von der Markise über die SAT-Anlage mit 22-Zoll-Flachbild-TV und Rückfahrkamera bis zur Dachklimaanlage mit allen Annehmlichkeiten bestückt ist, sowie dem stärkeren 118 kW/160-PS-Motor (3.250 Euro) und der neuen, ausgezeichneten Neungang-Wandler-Automatik (3.470 Euro) für die Fiat-Ducato-Basis bleiben dann für gut 65.000 Euro keine Wünsche mehr offen.

Im Wohnraum ist der Just 90 ähnlich aufgebaut wie der Konzernbruder aus dem Hause Hymer. Vorne ebenfalls die L-Sitzgruppe ohne ausziehbaren Tisch für fünf Personen. In der Küche muss sich der Hobbykoch allerdings mit zwei Kochstellen begnügen. Toilette, Waschraum und Dusche lassen sich in ähnlicher Weise vom Wohnraum abschotten. Nur im Heck wartet auf die müden Reisemobilisten ein Doppelbett, das an den vorderen Ecken allerdings stark abgeschrägt ist. Es ist von drei Seiten sehr gut zugänglich, und die beiden seitlichen Kleiderschränke sind sehr nützlich. Optional kann noch ein elektrisch absenkbares Hubbett für zwei Personen über der Sitzgruppe eingebaut werden.

An Stauraum mangelt es nirgends. Besonders praktisch ist der große Kleiderschrank am Fußende des Queensbettes, auch wenn in das untere Fach noch der 90-Liter-Frischwassertank hineinragt. Immerhin ist er auf diese Weise gut zugänglich, was für das Boilerventil unter der Sitzbank nicht gilt. Auch hier vermisst man eine zentrale Entsorgungseinheit. Ein Pluspunkt: Der Fahrradträger am Heck ist eigentlich überflüssig, denn in die große Garage passen auch von der Höhe her zwei Fahrräder hinein, was keineswegs selbstverständlich für Queensbett-Grundrisse ist.

Ausreichend vorhanden sind, wenn auch nicht so üppig wie in der B-Klasse, USB- und 230-Volt-Steckdosen. Mit der 70 Zentimeter breiten Aufbautür steht der Dethleffs sogar besser dar, kann auch gut 500 Kilogramm zuladen, bietet in der Aufbaubreite sogar vier Zentimeter mehr Platz, und im Fahrbetrieb gab sich der Ducato kaum weniger temperamentvoll als der Sprinter. Der Fiat ist allerdings nicht ganz so leise und mit 11,2 l/100 km zeigte er sich zudem etwas durstiger.

Forster T649 HS

Genügsamer erwies sich mit exakt 10,0 l/100 km Diesel die 103 kW/140 PS starke Ausführung des 2,3-Liter-Ducato-Triebwerks im Forster T649 HS, der sich im Gegensatz zu den beiden anderen Teilintegrierten durch einen ungewöhnlichen, innovativen Grundriss auszeichnet. Die Reisemobil-Neuheit für das Modelljahr 2021 hat keine fest installierten Betten an Bord, sondern setzt auf zwei elektrisch zu betätigende Hubbetten: eine Doppelkoje im Heck und für eine weitere Person ein absenkbares Einzelbett über der vorderen Sitzbank. Ein vierter Schlafplatz entsteht nach dem Umbau der L-Sitzgruppe.

Das Hubbett-Konzept hat zwei Vorteile: Es ermöglicht eine kompakte Bauweise auf nur 6,50 Meter Gesamtlänge, und es schafft Raum für eine Hecksitzgruppe, die in der Beliebtheitsskala wieder weiter nach oben geklettert ist. Zusammen mit der vorderen L-Sitzgruppe würden im Forster T649 HS in der Tageskonfiguration mit den beiden hochgefahrenen Hubbetten gut und gerne zehn Personen bequem Platz finden. Eventuell könnte die Aufteilung in zwei Beschäftigungsräume für Eltern und Kinder als Argument für die ungewöhnliche Innenarchitektur sprechen. Mit dem Forster können ohnehin nur vier Personen auf die Reise gehen, da es lediglich so viele gurtgesicherte Plätze an Bord gibt – die zwei auf der Sitzbank immerhin auch mit Isofix-Befestigungen.

Für Klamotten gibt es zwar vier Fächer über der Hecksitzgruppe und davor noch einen halbhohen Kleiderschrank und eine weitere offene Hängemöglichkeit, im vorderen Bereich steht aber praktisch nur ein kleiner Dachschrank zur Verfügung. Erschwerend kommt hinzu, dass in der relativ kleinen und zerklüfteten Garage sperrige Gegenstände nicht gerade einfach zu verstauen sind.

In der Küche sollten dagegen in dem Dachstaufach sowie im Unterschrank mit einem großen Ladefach und drei Schubladen alle Kochutensilien ihr Plätzchen finden. Der Kühlschrank hat die übliche Dimension von 142 Litern. Gebrutzelt wird nur auf zwei Flammen und für das Gemüse-Schnippeln zuvor steht auf dem Küchenblock leider nur wenig Arbeitsfläche zur Verfügung. Die Füllmengen der Frisch- und Abwassertanks sind für ein 6,50-Meter-Reisemobil mit 115 und 100 Litern eher überdurchschnittlich groß. Im gegenüber der Küche liegenden Kombibad mit Dusche, Waschbecken und Toilette ist genügend Bewegungsfreiheit vorhanden.

Der T649 HS der Einstiegsmarke Forster von Eura-Mobil wird mit einem Grundpreis von knapp über 49.000 Euro angegeben und liegt knapp unter dem Dethleffs Just 90, dürfte bei vergleichbarer Ausstattung dann aber auch rund 63.000 Euro kosten.

Für potenzielle Kunden eines Teilintegrierten heißt das: Unter 50.000 Euro wird man bestenfalls bei absoluten Billigmarken mit magerer Ausstattung fündig. Zwischen 50.000 und 60.000 Euro dürfte man für komfortables Reisen bei Marken wie Dethleffs oder Forster schon einige Treffer landen. Mit einer Vollausstattung und allen Annehmlichkeiten von der Markise bis zur SAT-Anlage wird eher ein Tarif jenseits der 60.000 Euro die Regel sein. Nach oben hin reicht die Preisspanne bei Premium-Marken wie Hymer dagegen bis weit in den sechsstelligen Bereich hinein.

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