Der G in olivgrün
Wie der Wolf zur Bundeswehr kam …
Militärgeschäft ging auch nicht am Anfang. Da war nicht mal der Preis das grosse Hemmnis, die kaufen ja auch Leopard oder Hubschrauber. Die Verteidiger fragten nur immer, warum denn die deutsche Bundeswehr VW Iltis und nicht den G gekauft hatte. Wir konnten ja schlecht sagen, dass es sich rein zufällig ergeben hatte, dass VW die kleinen Teile, Daimler die mittelschweren und MAN die schweren LKW lieferte. OK, die französische Armee bekam einige tausend Peugeot P4, einen G mit Motoren, Elektrik und viereckigen Scheinwerfern von Peugeot. Mit letzteren sah er besser aus als mit den runden. Das konnte man im Raum Tübingen gut beurteilen, wo einige rumfuhren, als die Franzosen noch als unsere Befreier da waren. Damals konnte man übrigens auch günstig Hotchkiss-Jeep kaufen, 100% wie der amerikanische aus dem Weltkrieg, aber mit mm-Schrauben und –Muttern.
Los ging es dann erst mit 1.000 G für Argentinien. Die hatten damals gerade Zoff mit Grossbritannien wegen der Falklands (eng.) bzw. Islas Malvinas (sp.). Man musste bei den Vertriebskollegen, die die verschiedenen Regionen bearbeiteten genau drauf achten, jeweils die adäquate Bezeichnung zu verwenden. Der Krieg dort kam und relativ rasch kam eine Anfrage vom britischen Verteidigungsministerium, ob wir Ersatzteile nach England liefern könnten.
Wir hatten damals 2 Generäle im Ruhestand, die sich um die potenziellen Kunden in nato-oliv kümmerten. Der eine war einer, den ich als klassischen Frontsoldaten der Wehrmacht bezeichnen würde – drahtig, preussisch knapp formulierend, Falten an den Augenwinkeln wie vom langen Sehen aus dem Turmluk eines Panzers in der Sahara. Der andere aristokratisch, Hugenotte, auf Etikette achtend, einarmig – den stellte ich mir eher im Generalstab der Bundeswehr vor. Wer weiss, vielleicht war es aber umgekehrt. Flirten und saufen konnten beide gut.
Die zwei halfen in den Ländern bei der Akquisition. Da lief aber lange nichts. Der G war einfach zu teuer. Mein zweiter Chef bei Vertrieb Geländewagen definierte es so: der G ist als Militärfahrzeug nur für die geeignet, die ein Riesenbudget haben und sicher sind, nie in einen bewaffneten Konflikt verwickelt zu werden. Als wir im Iran-Irak-Krieg mal mit den Irakern sprachen, fragten die, was denn am G den hohen Preis rechtfertige. Wir: „Die hohe Qualität bringt eine hohe Zuverlässigkeit und eine lange Lebenserwartung.“ Die: „Unwichtig. Bei uns bekommen die im Schnitt nach 8 Wochen einen Volltreffer.“ Sie haben dann in Spanien gebrauchte Santana gekauft. Das war damals ein in Spanien in Lizenz gebauter Land Rover. Der Durchbruch kam dann, als Norwegen G kaufte und nach und nach andere Natoländer.
Auch die neutrale Schweiz ersetzte die alten CJ Jeep mit G. Die hiessen dort allerdings Puch und sollten dort Benzinmotor und Automatik haben. Die Automatik ist sinnvoll, aber Benzin? Alle anderen nehmen aus logistischen Gründen Diesel. Inzwischen sogar die Amerikaner. In der Schweiz lag der G mit dem Landrover Defender im Wettbewerb. Landrover behauptete, eine Automatik liefern zu können. Wir haben es nicht geglaubt, das Eidgenössisches Militär-Departement wohl. Nicht zuletzt dank der Überzeugungskraft und des langen Arms von Emil Frey, Automobil-Grossunternehmer und Importeur von Land Rover. Zum Glück fiel den Entscheidern noch ein, dass sie nicht über neue Abgasbestimmungen de facto die Katalysator-Pflicht in der Schweiz einführen und dann für das Heer einen Benziner ohne Katalysator anschaffen konnten. Der 230 GE hatte einen, der Land Rover hatte keinen. So wurden es dann doch Puch G.
Bildquelle: http://www.flickr.com/photos/yetdark/3797632031/ http://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0/
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