Der neue Range Rover Sport
Lästermäuler würden sagen: Das sportlichste an einem Range Rover waren bisher die Fußball spielenden Ehemänner die ihren Frauen einen solchen Vierrad-Aristokraten für Neureiche gekauft haben. Doch – stopp – denn der neue „Sport“ war zusammen mit dem neuen Range Rover im Trainingslager und hat ordentlich Pfunde purzeln lassen. Es ist eine simple Formel: „Weniger Gewicht + Mehr Leistung = Mehr Fahrspaß“
Im Falle des neuen Range Rover Sport sind es 420 Kilogramm die der, noch immer über 2 Tonnen schwere, Range Rover Sport verloren hat. Range Rover wollte den dynamischsten „Sport“ aller Zeiten auf die mächtigen und bis zu 21 Zoll großen Felgen stellen. Ob das gelungen ist?
Landlord im Jogging-Anzug
Der Range Rover Sport im Fahrbericht
Drei Motoren bietet Range Rover zum Start des Sport an. Darunter zwei Diesel und einen aufgeladenen V8 mit überwältigenden 510 PS und 625 Nm Drehmoment.
Erstkontakt
Die Augen zu und die Nase berichtet vom Lederduft. Viel Leder. Selbst das Armaturenbrett wurde zu großen Teilen in Leder gehüllt. So stelle ich mir britische Automobile vor. Da muss ein Teil des Handwerks sichtbar sein, man muss es fühlen können und erleben. Der neue Range Rover Sport macht da keine Ausnahme.
Auch wenn der neue Range Rover Sport nun auf dem Range Rover basiert und nicht mehr auf dem Discovery, so ist der Sport deutlich kürzer (-14,9 cm) und auch um einiges flacher (-5,5 cm) als der Range Rover und im Ergebnis teilen sich beide doch nur 25 % der Bauteile.
Der neue Sport ist gegenüber seinem Vorgänger nur um 6,2 cm in der Länge gewachsen, bekam aber einen um 17,8 cm längeren Radstand, das kommt nicht nur dem Design zu Gute, sondern auch den Passagieren in der zweiten und auf Wunsch auch der dritten Sitzreihe. Aufgrund des wirklich nur als „übersichtlich“ zu bezeichnenden Fußraumes für die dritte Sitzreihe spricht Land Rover auch eher von einem 5+2 Sitzer, denn von einem Siebensitzer. Praktisch: Wer die Option auf die dritte Reihe einlöst, verliert keinen Platz im Kofferraum! Die Plätze 6 und 7 falten sich elegant unter den Kofferraum. (Wo beim kommenden Hybrid dann vermutlich die Batterie sitzen wird..!Vermutung)
Die Karosse des neuen Range Rover Sport besteht vollständig aus genietetem und geklebtem Aluminium, eine moderne Bauweise die nicht nur Gewicht spart, sondern auch mehr Steifigkeit verspricht. Zudem sind die Türen aus Aluminium und viele andere Bauteile aus einem Magnesiumguss.
Weniger Gewicht, mehr Leistung
Allen Motoren gemeinsam ist die Art der Kraftübertragung. Die moderne 8-Gang Automatik von ZF übernimmt die gewohnt unspektakuläre aber perfekte Arbeit der Gangwahl. Über dieses Getriebe habe ich schon viele Lobeshymnen geschrieben und auch im Range Rover Sport demonstriert es die optimale Verbindung von Komfort und Agilität. In Zusammenspiel mit dem „Terrain Response 2“ Allradantrieb erwacht nicht nur im „Dynamik-Modus“ der Sportsgeist im Briten.
Der V8-Kompressor
Ob es positiv ist, weil der V8-Sound so pur und ekstatisch herüber kommt, oder negativ weil das typische Kompressor-Surren und -Heulen fehlt? Ich bin mir uneins. Klar ist: Die Entwickler haben dem Kompressor die klangliche Mitteilung seiner Arbeitswut abgewöhnt. Der per Kompressor aufgepumpte fünf Liter V8 bleibt dennoch der überzeugende Spielführer im dynamischen Range Rover Sport.
Die Physik lässt sich nicht überlisten, mit 510 PS und 625 Nm lassen sich jedoch die Grenzen des Möglichen enorm weit verschieben, auch wenn der V8-Sport mit 2 Tonnen auf der Startbahn steht. Unter wütendem Getöse der 8 Töpfe bollert der V8-Range binnen 5.3 Sekunden von Null auf 100 Kilometer pro Stunde. Aufgrund der puren Kraft ist die enorme Dynamik auf der Geraden auch nicht weiter überraschend, der erste Aha-Moment folgt erst, wenn die britische Wuchtbrumme in den Slalom einbiegt.
Nein, er lenkt nicht ein wie ein Kart und auch jeder Vergleich mit einem Sportwagen aus Zuffenhausen wäre albern und würde nur von Weltfremde zeugen – doch in Anbetracht der Tatsache, dass der Range Rover Sport an der Vorderachse 26 Zentimeter Federweg bietet, an der Hinterachse 27,2 cm und damit im Gelände eine mögliche Achsverschränkung von mehr als einem halben Meter (54.6 cm) bietet und wenn man sich dann zurück erinnert an das Leergewicht von mindestens 2 Tonnen, den 11 Zentimeter Bodenfreiheit (Minimal!) – dann, ja dann ist es geradezu PHÄNOMENAL was mir der Range Rover Sport auf der abgesperrten Landebahn eines Flughafen in Siegerland gezeigt hat.
Mit knapp 80 km/h um die Slalom-Hütchen und mit 120 km/h in den Elchtest. Der Range Rover Sport vergisst förmlich seine Dimensionen. Er dribbelt behände um die Hütchen und bleibt dabei zu jederzeit ein fairer Sportsmann.
Die Dieselmotoren
Für die Tour über Land besser geeignet, die sparsameren Dieselmotoren. Auch wenn der V8 Kompressor der selbst erklärte Kapitän der Range Rover Sport Mannschaft ist, die beiden jeweils 600 Nm starken Dieselmotoren bedeuten keine wirkliche Selbstkasteiung. Im Gegenteil – gerade der 292 PS starke SDV6 besticht durch Kraft, Drehfreude und Laufruhe und lässt zudem einstellige Verbrauchswerte realistisch erscheinen.
Wo der V8 Kompressor wütend trommelnd nicht nur die Mundwinkel des Fahrers zum grinsen, sondern auch die Gesichter im Bundesverband der deutschen Tankstellenpächter zum leuchten bringt, stapft der drei Liter große V6-Diesel mit der Kraft seiner früh anliegenden Drehmoment-Wallungen fast ebenso souverän über die Bahn.
Wenn der größere der beiden Diesel auf Tempo 100 marschiert, dann bleibt die Akustik zwar deutlich dezenter und auf der Uhr 1.9 Sekunden liegen (7.2 Sek. f. 0-100 km/h), aber langweilig ist dennoch anders!
Die aktuelle Einstiegsmotorisierung in die Range Rover Sport Welt ist die 258 PS starke und bis zu 210 km/h schnelle Variante des V6-Diesel. Bis zur IAA wird Range Rover noch den 339 PS und 700 Nm starken V8-Diesel präsentieren und auf der IAA wird zusätzlich ein Diesel-Hybrid seine Prämiere feiern.
Erfolgreich
Der Range Rover Sport spielt eindeutig in der Champions Liga der dynamischen SUV-Welt. Das zeigt auch der Erfolg und das ungebrochene Wachstum der Marke im ersten Halbjahr 2013. Hier steht, trotz der aktuellen Krise beim Absatz von Neuwagen, ein Plus von 19% in den Büchern der Briten.
Und sollte das Wasser dann doch irgendwann mal bis zum Hals stehen, dann hat Range Rover noch ein Ass im Außenspiegel des neuen Sport versteckt: Denn der Range Rover Sport ist der erste Geländewagen mit Wassertiefen-Melder. In den Außenspiegel stecken Sensoren die den Fahrer vor Wassertiefen warnen, die die 85 Zentimeter Watt-Fähigkeit des Range Rover Sport überschreiten würden.
Fakten:
Markteinführung am 20. September.
Zu den Preisen und technische Daten des
Zur Galerie des neuen Range Rover Sport:
Zu guter Letzt:
Die aktuellen Vorverkaufszahlen von 900 Fahrzeugen sprechen zudem dafür, dass mein Vorurteil: Nur Fußballer-Ehefrauen würden einen Range Rover Sport fahren – wirklich nur ein Vorurteil ist.
Sebastian von „passiondriving.de“ ist den Range Rover Sport HSE Dynamic 5.0 ebenso gefahren, lest auch seine Meinung zum sportlichen Briten.
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