Der Tod des gelben Engels
Blicken wir zurück: Zuerst war da eine Behauptung die durch die Presse geisterte. „Manipulation bei der Wahl zum „Gelben Engel“. Der Ex-Kommunikationschef Ramstetter machte sich darüber – während der „Verleihung des gelben Engel“ sogar noch lustig. Da war das Selbstbewusstsein des ADAC noch unerschütterlich. So meinte das wohl auch die Industrie und feierte beschwingt den „Gelben Engel“.
ADAC – Der Skandal nimmt kein Ende
Das erste Bauernopfer fiel schnell. Michael Ramstetter der Kommunikationschef des Clubs und Chefredakteur der ADAC motorwelt musste gehen. Doch die Zweifel blieben. War Ramstetter alleine schuldig? Vermutlich nicht. Üblicherweise stinkt der Fisch immer vom Kopf. Doch ADAC-President Meyer blieb erst einmal hartnäckig an seinem Posten kleben. Er gelobte Besserung und vollständige Aufklärung. In der Zwischenzeit – der ADAC hatte unabhängige Wirtschaftsprüfer eingeschaltet um den Betrug aufzuklären – nahmen die Skandale jedoch kein Ende. Da flog der Präsident mit dem Rettungshubschrauber zu Terminen, die Kinder von Führungskräften mit Ambulanz-Flugzeugen in den Urlaub. Der Club schien und scheint zu einem Paradies der Selbstbedienung und eitlen Selbstüberschätzung geworden zu sein. Der Eindruck das hier etwas nicht stimmt und zwar von oben herab, manifestierte sich.
Peinliche Demut bei Jauch
Irgendjemand hatte ADAC-President Meyer dann dazu geraten, nun mit Demut in die Öffentlichkeit zu treten, die Fehler einzugestehen und Besserung zu geloben. Der Sonntagabend vor einer Woche bei Günter Jauch schien dafür perfekt. Doch was ADAC-President Peter Meyer ablieferte war eine peinliche Vorstellung.
Da saß ein ADAC-Präsident der es gewohnt war Forderungen zu stellen, Fehler eingestehen und Demut zu zeigen, schien nicht zu den Talenten von Peter Meyer zu gehören. Und wer dem Gespräch aufmerksam folgte, merkte schnell, hier spielt jemand nur den Aufklärer. Als Jauch erste Zahlen zur Austrittswelle wissen wollte, wand sich der ADAC-Chef zuerst. Die Zahlen sollten Montag-Vormittag präsentiert werden. Er wisse dies noch nicht. Jauch wunderte sich zurecht. Ein Chef der am Sonntagabend nicht wisse, was am Montag in der Früh präsentiert wird? Meyer gab klein bei und nannte die Zahl von 5.000. So viele Mitglieder seien seit Beginn des Skandals ausgetreten. Wenige Stunden später nannte der ADAC die Zahl von 15.000 Kündigungen. Nun war klar – Peter Meyer log im TV, selbst der ADAC-Präsident leidet unter chronischer Manipulationslust. Doch warum? Ob 5.000 oder 15.000? Bei 19 Millionen Mitgliedern macht das doch noch keinen Unterschied. Oder doch?
Auch bei der Pannenstatistik redete sich Peter Meyer um Kopf und Kragen. Der ADAC hätte ja nie behauptet, die Zahlen der Pannenstatistik seien repräsentativ. Nun denn. Wenn dem so ist, dann fragt man sich schon – warum dann überhaupt der Aufwand? Nur der Liebe zu den Zahlen wegen? Oder dem Geschäftsmodell zuliebe? Denn wer als Automobil-Hersteller mit dem ADAC zusammenarbeitet, der taucht in der Statistik nicht mit den echten Zahlen auf.
Dazu kamen die Batterie-Verkäufe der „Gelben Engel“ die an Drücker-Kolonnen erinnerten. Der Strom riss nicht ab und Peter Meyer spielte die Rolle des Aufklärers und Saubermanns nur schlecht.
Heute endete die Ära Peter Meyer
Am heutigen Montag hat Peter Meyer seinen Rücktritt vom Amt des ADAC-Präsidenten bekannt gegeben. Vermutlich aber auch nur, um nicht im hohen Bogen durch das restliche Präsidium raus geworfen zu werden. Wobei die Frage gestellt werden muss? Waren es nun nur Ramstetter und Meyer? Zuvor war es nur Ramstetter. Was wissen wir in vier Wochen?
Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte hat heute den Untersuchungsbericht zur Wahl des „Gelben Engel“ veröffentlicht.
Und stellte damit klar: Es wurden nicht nur die Zahlen zur Teilnahme manipuliert, sondern auch das Ergebnis an sich.
Das manipulierte Ergebnis
Offiziell ging die Wahl im Januar wie folgt aus:
- VW Golf 34.299 Stimmen
- Audi A3 27.765 Stimmen
- Mercedes A-Klasse 24.418 Stimmen
- Škoda Octavia 22.237 Stimmen
- BMW 5er Serie 17.235 Stimmen
Doch die Wahrheit sieht anders aus:
Der VW Golf gewinnt – allerdings nicht mit 34.000 Stimmen, sondern mit 3.271 Stimmen. Danach folgt der 3er BMW mit 1.703 Stimmen. Folgt man hier dem Ergebnis der Wirtschaftsprüfer von Deloitte, dann liegt im Falle des BMW 3er jedoch keine Manipulation zu Grunde, sondern Unfähigkeit. Auf Platz 3 folgte der Audi A3 mit 1.664 Stimmen. Die A-Klasse kommt nur auf den vierten Platz und nicht auf das Treppchen.
Doch trotz der angeblichen Meinungsmacht des ADAC – immerhin vertritt man 19 Millionen Mitglieder – nahmen insgesamt nur 45.202 Mitglieder teil. Davon sogar deutlich mehr „online“ als „offline“. Und das bei einem Automagazin das Millionenfach an die Mitglieder verschickt wird. Jeden Monat. So waren es online 28.200 Stimmen die gezählt wurden und Offline (Postkarte) waren es 16.602 Stimmen. Selbst gibt man an, die Motorwelt habe eine Auflage von 13.8 Millionen Exemplare. Das wäre eine Quote von 0,12 % Leser der motorwelt. Absurd niedrig. Absurd.
Reaktionen der Automobil-Industrie
Lächelnde Gewinner sah man häufig. Die Automobil-Industrie spielte das Spiel des ADAC immer brav mit. Man bezahlte den ADAC. Man schaltete Anzeigen. Man war Kooperationspartner. Und man warb mit den Erfolgen bei den den Wahlen des ADAC und der Pannenstatistik. In der aktuellen Februar-Ausgabe der Motorwelt ist im übrigen kein Automobil-Hersteller mit Werbeanzeigen vertreten. Sicher kein Zufall, sondern bereits Ergebnis der peinlichen Situation in die man geführt wurde. Doch sind die Automobil-Hersteller wirklich unschuldig?
Sie wussten aus den Vereinbarungen zum Thema Pannenstatistik wie man beim ADAC arbeitet. (Dort wurden Hersteller die den ADAC als Pannenhelfer beauftragten, nicht mit den tatsächlichen Pannen geführt – aber wie Peter Meyer bei Günter Jauch sagte – die Pannenstatistik wäre nie repräsentativ gewesen..(sic!)).
Mercedes-Benz hat seinen „Goldenen Engel“ bereits zurück gegeben. Man will Distanz schaffen zum Pannen-Verein und hat sich mit der Rückgabe distanziert:
„Publikumspreise sind für Daimler grundsätzlich von hoher Bedeutung, da sie unmittelbar die Meinung der Öffentlichkeit widerspiegeln“, hieß es in einer Mitteilung des Mercedes-Herstellers Daimler. „Unabdingbare Voraussetzung hierfür ist, dass die Leserwahlen korrekt durchgeführt werden. Bei der Vergabe des „Gelben Engel“ war dies nicht der Fall.“
Manipulation und Betrug scheint beim ADAC zum Geschäft zu gehören.
Dem Betrug war auch bei der Auslosung der Gewinner kein Riegel vorgeschoben. Deloitte hat festgestellt:
Der Prozess zur Auslosung der Gewinner war ebenfalls weder schriftlich fixiert noch ausreichend im durchgängigen 4-Augen-Prinzip gegen Fehler abgesichert. Durch die nicht proportionale Auslosung wurden die Teilnehmer der Coupon-Wahl bevorzugt
Das System ADAC darf getrost als „gescheitert“ bezeichnet werden. Das erste Ergebnis der Wirtschaftsprüfer von Deloitte zeigt den Totalschaden des ADAC nur in Auszügen.
Was noch folgen wird? Man darf gespannt sein.
Doch nun stellen sich die Fragen: Welche Gegenleistungen erhielt der ADAC von der Automobil-Industrie?
Die Automobil-Industrie: Opfer oder Mittäter?
Die Frage die noch geklärt werden muss ist: Was – oder wer – steckt hinter den Manipulationen? Welche Motivation trieb die Verantwortlichen beim ADAC. Das man die Zahl der Teilnehmer massiv geschönt hat, dürfte durch die peinlich niedrige Beteiligungsquote zu erklären sein. Aber warum rutscht die A-Klasse von 4 auf 3? Warum landet der Fünfer-BMW auf 5, statt auf 7? Warum verschwand der Dreier-BMW vom zweiten Platz? Und was passierte bei den Wahlen zuvor?
Alles nur Dummheit? Nur Fehler? Oder das Ergebnis von Geklüngel?
Klar ist: Der gelben Engel ist tot. Und der ADAC hat seinen gelben Engel selbst auf dem Gewissen.
Edit: Auf Facebook wird jetzt durchgezählt: https://www.facebook.com/gelberBengelMitgliederzaehlung
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