Der Weg zum ersten Wohnmobil-Urlaub

Auf der Suche nach dem passenden Wohnmobil haben Neueinsteiger die Qual der Wahl. Es gibt aber auch noch ein paar andere Punkte zu beachten.

Die Corona-Pandemie hat den Run auf die Reisemobile weiter verstärkt. Der Caravaning-Verband CIVD registriert eine hohe Zahl vornehmlich jüngerer Neueinsteiger, egal ob die Lust am Camping wiederentdeckt wurde oder vielleicht erstmals mit den Gedanken an einen Wohnmobil-Urlaub gespielt wird. Doch wie gehe ich an das Thema heran? Worauf muss ich achten? Ein Ratgeber nicht nur für Wohnmobil-Novizen.

Was sind die ersten Schritte?
Natürlich gibt es jede Menge Internet-Portale, bei denen man sich mit dem Thema vertraut machen kann. Gerade für Einsteiger ist es aber wichtig, solche Fahrzeuge auch selbst in Augenschein zu nehmen, um ein Gefühl für die Platzverhältnisse zu bekommen. Das geht auf Messen, die in Corona-Zeiten allerdings kaum noch stattfinden, oder bei einem Caravan-Händler in der Nähe.

Wie finde ich das passende Fahrzeug für mich?
Das ist alles andere als einfach, denn die Bandbreite des Wohnmobil-Angebots ist weit gefächert. Das beginnt beim Camper im VW-Bus-Format und reicht über die kompakten Kastenwagen überwiegend auf Basis des Fiat Ducato bis zu den aufgebauten Fahrzeugen als teil- und vollintegrierte Modelle sowie den Alkoven-Typen. Dabei gilt: Jedes Reisemobil ist ein Kompromiss aus Mobilität und Wohnkomfort. 

Die Campingbusse mit einer Länge von fünf Metern und knapp darüber sind natürlich sehr kompakt, mit Pkw-ähnlichem Fahrkomfort und passen sogar in fast alle Tiefgaragen, haben dafür aber in der Regel keinen Wasch- und WC-Raum an Bord und sind räumlich beengt. Die Kastenwagen oder Camper-Vans, zwischen 5,60 und 6,40 Meter lang, sind meist mit fest installierten Betten sowie Dusche und Toilette ausgerüstet, dafür in der Alltagstauglichkeit aber auch schon deutlich eingeschränkt. Die aufgebauten Reisemobile zwischen 6,50 und 9,00 Metern Länge bieten mit zunehmender Größe immer besseren Wohnkomfort und mehr Bewegungsfreiheit, machen aber etwa bei Erkundungsfahrten über enge Bergsträßchen weniger Freude. Und bei den Alkoven-Modellen, die bei bis zu sechs Schlafplätzen besonders für Familien geeignet sind, erschwert zudem die stattliche Höhe von deutlich über drei Metern das Handling. Die Entscheidung, mit welcher Fahrzeugklasse die eigenen Bedürfnisse am besten umgesetzt werden können, kann einem allerdings keiner abnehmen.

Welche Wohnmobile darf ich überhaupt fahren?
Hier teilt die 3,5-Tonnen-Grenze seit der Einführung des EU-Führerscheins 1999 die Berechtigten in eine Zwei-Klassen-Gesellschaft. Wer noch den alten Führerschein Klasse 3 vorweisen kann, darf wegen des Bestandsschutzes selbst Dickschiffe bis zu 7,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht fahren. Besitzer des B-Führerscheins dürfen sich hingegen nur bei Campern und Wohnmobilen bis 3,5 Tonnen ans Steuer setzen – sofern sie nicht den Zusatzführerschein C1 machen. Über 7,5 Tonnen hilft sowieso nur noch der „richtige“ Lkw-Führerschein.

Kaufen oder mieten?
Das ist natürlich eine Frage der eigenen, pekuniären Möglichkeiten. Für absolute Neueinsteiger ist aber auch vor einem Kauf in jedem Fall ein „Schnupper-Urlaub“ vorab zu empfehlen. Und das geht sowohl übers Mieten, über Sharing-Portale oder neuerdings auch als Abo-Modell. Die Vorteile der großen Vermieter wie ADAC, McRent, Rent and Travel, Deutsche Reisemobilvermietung oder dem Camper- und Kastenwagen-Spezialist Roadsurfer sind große Flotten, die bei unvorhergesehenen Ausfällen schnelle Ersatzlösungen ermöglichen, sowie neuwertige Fahrzeuge nicht älter als ein bis zwei Jahre. Eine preisliche Orientierung: Campingbusse werden außerhalb der Saison ab etwa 65 Euro pro Tag angeboten, Teilintegrierte mit vier Sitz- und Schlafplätzen in der Hauptsaison ab mindestens 130 Euro.
Bei den Sharing-Portalen – die größten sind Paulcamper, Yescapa und Campanda – können günstigere Tagestarife erzielt werden, aber hauptsächlich weil hier auch wesentlich ältere Fahrzeuge angeboten werden. Viele schätzen auch die persönlichen Kontakte in der Community. Bei beiden Mietoptionen sollte in jedem Fall auf ein Versicherungspaket mit Vollkasko und die Höhe der Selbstbeteiligung geachtet werden, ebenso wie eine mögliche Kaution mit kleineren Schäden verrechnet wird.
Noch ziemliches Neuland bei den Wohnmobilen ist das Abo-Modell, das bisher nur von Roadsurfer angeboten wird. Das Rundum-Sorglos-Paket, das mit Ausnahme der Treibstoffkosten sämtliche Nebenkosten inklusive Vollkasko und Wartungsarbeiten enthält, kann für drei, sechs oder zwölf Monate geschnürt werden – ab 850 Euro monatlich für einen VW California. 

Können Hunde in einem Mietfahrzeug mitgenommen werden?
Tatsächlich ist die Mitnahme von Hunden im Wohnmobil problematisch, oft verboten. Die Begründung: Wenn der Folge-Mieter ein Allergiker ist, könnten Hundehaare zum Problem werden. Es gibt aber Vermieter wie etwa „Hannes Camper“, die für eine solche Kundschaft extra Fahrzeuge (Kastenwagen „Hunde Hannes“) bereitstellen, oder wie die Spezialanbieter „4Pfoten-Mobile“ und „Waumobil“ sogar Teilintegrierte mit einer zur Hundehütte umgebauten Heckgarage anbieten.

Worauf ist bei der Übergabe zu achten?
Lassen Sie sich bei der Fahrzeug-Übergabe alles genau erklären. Nehmen Sie sich ausreichend Zeit dazu! Testen Sie eventuell nötige Umbaumaßnahmen an Bord selbst, etwa die drehbaren Vordersitze, ein möglicherweise vorhandenes Aufstelldach, eine zum Bett umbaubare Sitzgruppe oder eine wandelbare Dusche/Toilette. Die Gasflaschen sollten gefüllt, Stromkabel vorhanden sein. Am besten eine Kabelrolle mit den beiden Anschlusskabeln für Ladestation und Fahrzeug. Auffahrkeile zum Niveauausgleich sind hilfreich. Ganz wichtig: Lassen Sie sich sämtliche Ablasshähne und Ventile zeigen (für Abwasser, Frischwasser und Boiler), den Sicherungskasten und wie die Cassetten-Toilette zu entsorgen ist. Dass dies nur an den entsprechenden Stationen auf Stell- und Campingplätzen erfolgen sollte, versteht sich von selbst. Auch die Funktion von Heizung, Lüftung und Kühlschrank, der in der Regel mit 230 Volt, 12 Volt oder Gas betrieben werden kann, sollte man sich demonstrieren lassen. Campingmöbel gehören dagegen nicht zwingend zum Mietumfang.

Was ist beim Packen zu beachten?
Generell gilt, dass schwere Sachen am besten in Bodennähe oder – sofern vorhanden – im doppelten Boden untergebracht werden. Lose Gegenstände sollten während der Fahrt nirgends herumliegen, da sie beim scharfen Bremsen zu Geschossen werden können. Ein besonderes Augenmerk gilt dem Gesamtgewicht. Markise, TV mit SAT-Anlage, Klimaanlage, zusätzliche Aufbaubatterien, vielleicht noch die E-Bikes in der Heckgarage – das alles geht mächtig ins Gewicht. Und wenn eine vierköpfige Familie für die erste Fahrt im Reisemobil etwa ein Alkoven-Modell mietet, ist der Spielraum für die Zuladung schnell erschöpft. 
Überladung ist einmal ein sicherheitsrelevantes Risiko, weil Bremswege länger sowie Ausweichmanöver tückischer werden und führt zudem zu saftigen Strafen besonders im Ausland– in Österreich beispielsweise bis zu 5.000 Euro. Deshalb kann im Zweifel vor der Abfahrt in den Urlaub eine Fahrt über eine öffentliche Waage durchaus sinnvoll sein.

Welche Tipps gibt es für unterwegs?
Vor jeder Abfahrt sollte eine kleine Checkliste abgearbeitet werden: Alle Stromkabel abstöpseln und verstauen, ebenso mit den Auffahrkeilen verfahren, alle Fenster und alle Dachluken schließen, Trittstufe einfahren. Beim Rangieren ist es hilfreich, wenn eine Begleitperson assistiert, besonders falls keine Rückfahrkamera an Bord sein sollte. Bei Fahrzeugen bis 7,5 Tonnen Gesamtgewicht daran denken, dass die Verkehrsschilder für Lkw zu beachten sind, also auch Überholverbote einzuhalten sind. Für diese Wohnmobile gilt ein Tempolimit von 100 km/h.

Wo darf ich übernachten?
Auch wenn die Caravaning-Werbung gerne die grenzenlose Freiheit vorgaukelt und Wohnmobile einsam in malerischer Natur zeigt, ist freies Campen in Deutschland prinzipiell verboten. Allerdings ist eine Übernachtung auf einem regulären Parkplatz zur „Wiederherstellung der Fahrtüchtigkeit“, wie es offiziell heißt, erlaubt. Dabei dürfen aber weder eine Markise ausgefahren, noch Campingtisch und -stühle benutzt werden. 
Stellplätze bieten sich als preiswerte, auch mehrtägige Übernachtungsmöglichkeit an – als Alternative zu Campingplätzen. 5 bis 15 Euro sind pro Nacht auf Stellplätzen zu veranschlagen, 20 bis 35 Euro auf Campingplätzen in der Hauptsaison für ein Reisemobil mit zwei Personen. In der Nähe von Hauptstädten freilich auch 50 bis 60 Euro oder gar mehr. Grundsätzlich empfiehlt es sich, die für eine Reise angedachten Campingplätze zu reservieren. Durch den Camping-Boom sind viele Plätze schnell ausgebucht.

Und wenn ich dann doch kaufen möchte?
Das möchten im Moment viele. Deshalb betragen Lieferfristen derzeit oft über ein Jahr. Erschwerend kommt aktuell hinzu, dass in Pandemie-Zeiten Zulieferer-Probleme zu weiteren Verzögerungen bei den Caravaning-Herstellern führen. Die Modellvielfalt gerade bei den Einsteigermarken ist sehr groß und ziemlich unübersichtlich. Die Preisangaben der Hersteller dürfen bestenfalls als Orientierungsmarke gelten, enthalten die Serienausstattungen doch oft nur das Allerallernötigste. Schon bei den Kastenwagen (ab ca. 36.000 Euro) sind schnell 5.000 bis 10.000 Euro oder gar mehr obendrauf gepackt. Ein gut, aber keineswegs umfänglich ausgestatteter Premium-Van von Eura Mobil liegt beispielsweise bei 60.000 Euro. Gebrauchte Reisemobile werden aufgrund der großen Nachfrage ebenfalls eher hochpreisig gehandelt. Aber auch da ist der Markt ziemlich abgegrast.

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