Wer heute ein batterieelektrisches Auto einem Benziner vorzieht, schont langfristig das Klima. Laut einer neuen Studie des ICCT emittiert der Stromer zwei Drittel weniger Klimagase.
Die Umweltorganisation ICCT hat in einer Lebenszyklusanalyse die Treibhausgasemissionen verschiedener Pkw-Typen und Antriebsarten verglichen. Die Ergebnisse zeigen, dass nur batterieelektrische oder mit Brennstoffzellen angetriebene Pkw das Potenzial für eine treibhausgasarme Nutzung bieten. Speziell mit batterieelektrischen Pkw lassen sich demnach bereits heute deutliche Vorteile bei den Treibhausgasemissionen im Vergleich zu Benzinern erzielen. Damit stützen die Forscher die Forderungen des Mitte Juli von der EU vorgestellten Zukunfts- und Klimaschutzprogramms „Fit for 55“, dass ein generelles Zulassungsverbot für Neuwagen mit Diesel-, Benzin- oder Hybridantrieb vorsieht.
Diese und andere Pläne für Verbrennerverbote wurden in der jüngeren Vergangenheit immer wieder kritisiert und dem E-Auto unter anderem unter Annahme eines niedrigen Grünstromanteils in den Stromnetzen eine nur geringfügig bessere Klimabilanz unterstellt. Doch die ICCT-Forscher kommen zu einem ganz anderen Ergebnis. Demnach sorgen bereits in diesem Jahr zugelassene Pkw mit batterieelektrischem Antrieb für deutlich weniger Treibhausgasemissionen im Vergleich zum Benziner. Dem Rechenmodell zufolge würden aktuelle BEVs der Kompaktklasse speziell in Europa im Vergleich zum Benziner 63 bis 69 Prozent weniger Treibhaus emittieren. Dabei wird ein Strommix für den Zeitraum 2021 bis 2038 auf Basis der Klimapläne der EU vorausgesetzt. Käme der Strom ausschließlich aus CO2-neutralen Quellen, wären sogar bis zu 78 bis 81 Prozent weniger Lebenszyklus-Emissionen erwartbar. Angesichts der EU-Vorgaben zum Ausbau erneuerbarer Energien halten die Forscher einen Emissionsvorteil für ab 2030 neuzugelassene E-Autos gegenüber Benziner der Kompaktklasse von 71 bis 77 Prozent als wahrscheinlich.
Die Analyse mit dem Titel “A global comparison of the life-cycle greenhouse gas emissions of combustion engine and electric passenger cars” hat ihr Augenmerk auf die vier wichtigsten Automarkt-Regionen Europa, USA, China und Indien gelegt, da auf diese derzeit rund 70 % aller weltweiten Neuwagenverkäufe fallen. Das ICCT-Team betrachtete Batterie- und Wasserstoff-Brennstoffzellen-EVs, Plug-in-Hybrid-EVs, Erdgas, Biokraftstoffe und E-Fuels. Die Analyse berücksichtigt zudem durchschnittliche Kohlenstoffintensität von Kraftstoff- und Strommixen unter Berücksichtigung gegenwärtiger Energiepolitik über die gesamte Fahrzeuglebensdauer. Auch wurden die CO2-Emissionen bei der Produktion in ihrer langfristigen Entwicklung auch unter Berücksichtigung lokaler Unterschiede einberechnet. Bilanziert wurde für die beiden Zulassungszeiträume 2021 und 2030.
Aufgrund der Unterschiede beim Strom- und Fahrzeugmix und vieler verschiedener Faktoren bei der Produktion fallen die Emissionsvorteile in anderen wichtigen Fahrzeugmärkten niedriger aus. Die Analyse sieht jedoch auch hier bereits jetzt den batterieelektrischen Antrieb im Vorteil. In den USA würden heute zugelassene Stromer 60 bis 68 Prozent weniger Treibhausgase emittieren, in China sind es aufgrund des hohen Anteils von Kohlestrom 37 bis 45 Prozent, in Indien wird die Emissionsminderung mit 19 bis 34 Prozent beziffert.
Neben den batterieelektrischen Autos können langfristig betrachtet auch E-Autos mit Wasserstoffantrieb vorteilhaft fürs Klima werden. Erdgas bietet hingegen im Vergleich zu Benzin und Diesel keine Klimavorteile, und viele Biokraftstoffe ebenfalls nicht. Laut ICCT seien keine ausreichenden Angebote an Biokraftstoffen mit sehr niedrigem Treibhausgasgehalt, Biogas und E-Kraftstoffen erwartbar, um Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren zu dekarbonisieren. Fahrer von Plug-in-Hybriden seien zudem zu stark auf den Benzinmotor angewiesen, als dass diese Gattung als langfristige Lösung für das Klima in Frage käme, so der ICCT.