Drei Milliarden für neue Motoren bei Mercedes-Benz

Die wichtigste Botschaft? Der Verbrenner und der Selbstzünder, sie sind noch nicht tot. Noch nicht. Mercedes-Benz hat jetzt eine völlig neue Motoren-Familie präsentiert. Drei Milliarden Euro hat man in die Entwicklung dieser Triebwerke gesteckt. Drei Milliarden, die man vor fünf Jahren (geschätzt) für die neue Motoren-Generation als notwendig erachtet hat. Heute – mit der Aussicht auf ein Verbot von Triebwerken mit fossiler Nutzung – wirkt das unangebracht. Ist es aber nicht. Denn auch wenn wir mit Vollstrom auf eine elektrische Zukunft steuern, noch sind der Benziner und sein öliger Bruder, der Diesel, nicht tot. Noch nicht. Willkommen zur „Next Generation Motorenfamilie“ bei Mercedes-Benz, eventuell „the last Generation?“

Neue Motoren bei Mercedes-Benz

Die neue Motorenfamilie brennt eigentlich schon seit der Premiere des Mercedes-AMG GT ein Feuerwerk ab. Dessen Hot-V Achtzylinder Turbo war der erste Vertreter der neuen Familie. Jetzt hat Mercedes-Benz auch das Tuch vom Reihensechszylinder und dem neuen Vierzylinder-Benziner gezogen. Reihensechszylinder? JA! Endlich haben die Gerüchte ein Ende, endlich kommen die Fakten auf den Tisch. Und die haben es in sich!

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48 Volt, E-Turbo und Partikelfilter für den Benziner

Wenn 2017 das Facelift, der Schwabe mit Stern sagt Mopf, für die S-Klasse erfolgt, dann feiert der neue Reihensechszylinder-Benziner endlich Premiere. Sechs Zylinder, 3 Liter Hubraum, 500 Kubik pro Zylinder, wie bei allen in der neuen Motorenfamilie. Dazu das neue 48 Volt-Bordnetz für die Aggregate und zwei Turbolader. Ein Twinscroll-Lader im Abgasstrang und ein elektrischer Turbolader, der binnen 300 Millisekunden mit bis zu 70.000 Umdrehungen Druck aufbaut. Adieu, du schnödes Turboloch!

Getrost können wir hier auf 400+ PS hoffen und dank Effizienzsprung mit dennoch weniger Verbrauch als die bisherigen V6-Benziner, die mit rund 333 PS auskamen. Der neue Motor (intern M256) erhält zudem einen integrierten Startergenerator in der Getriebeglocke. Damit entfällt nicht nur der Anlasser, es lässt sich so zudem Leistung in das 48 Volt Bordnetz zurückspeisen – die zusätzliche 48 Volt Lithium-Ionen Batterie gesellt sich zum normalen 12-Volt Bordnetz hinzu. Der Startergenerator dient auch als elektrischer Booster mit bis zu 220 Nm zusätzlicher Kraft. Und noch einmal: Adieu, du schnödes Turboloch! Dass der Direkteinspritzer-Benziner zudem einen Partikelfilter bekommt, zeigt die Ernsthaftigkeit in der Entwicklung. Das 48-Volt Bordnetz des Aggregates versorgt die leistungshungrigen Nebenaggregate des Motors. Von den Wasserpumpen über Servopumpen zum Klimakompressor bis hin zum E-Turbolader. Der so eingesparte Riementrieb des neuen Sechsers sorgt zudem für einen kompakten Aufbau des Motors. So steigt die Leistung des Reihensechszylinders auf Werte, die ehemals den Achtzylindern vorbehalten waren – die Bauraumgröße ähnelt jedoch eher einem Vierzylinder-Triebwerk.

Anders als ein Vierzylinder genießt der Reihensechser jedoch die Balance der sich selbst eliminierenden Massenkräfte. Wie ein V12, so surrt auch ein Reihensechser in eleganter Ruhe und frei von störenden Massenmomenten. Seidenweicher Lauf, gleich einer Turbine. BMW-Fans wissen das. Und auch beim Daimler hatte man Reihensechser. Bis man eine V-Motorenfamilie benötigte, weil – ja warum eigentlich. Doch das ist Geschichte. 500 Kubik und 90 Millimeter Zylinderabstand – die neue Motorenfamilie beim Daimler.

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Vierzylinder mit 48-Volt (M264)

Der neue Turbo-Vierzylinder M264 muss erst einmal auf einen elektrischen Turbolader verzichten. Erst einmal. Die 100 kW Leistung je Liter Hubraum lassen auch so aufhorchen. 136 PS pro Liter. Bei 4 Zylindern mit je 500 Kubik entspricht das einer Leistung von rund 272 PS. Premiere wird der neue Vierzylinder mit Twinscroll-Lader in 2017 feiern. Auch der Vierzylinder erhält ein 48-Volt Bordnetz und einen Starter-Generator, allerdings nicht auf der Kurbelwelle wie beim Sechsender, sondern Riemen getrieben. Auch der Vierzylinder wird damit in die Lage versetzt, Leistung zu rekuperieren, bis zu 12.5 kW, und auch elektrisch zu boosten. Bis zu einer Drehzahl von rund 2.500 Umdrehungen wird der Riemenstartergenerator mit elektrischer Kraft den Benziner aus dem Turboloch treiben. Also auch hier: Adieu, du schnödes Turboloch!

Damit es mit den Partikel-Emissionen hinhaut, bekommt auch der Vierzylinder-Turbobenziner einen Partikelfilter. Direkteinspritzer mit hoher Effizienz haben ein Partikel-Problemchen. Der Partikelfilter für Benziner hebt das neue Aggregat auf ein Emissionslevel, weit vor der aktuellen Gesetzgebung. Das ist wichtig – denn nur so lässt sich der Einsatz von Verbrennern überhaupt noch argumentieren. Der elektrische Antriebsstrang, er zieht dennoch langsam und sicher in unser Automobil. Noch versteckt er sich unter 48-Volt Bordnetzen und Starter-Generatoren, aber auch hier – alles nur ein weiterer Schritt zur Elektrifizierung. Die Grenzen der Hybridisierung verschwinden zunehmend. Mit dem 48-Volt Bordnetz und den Riemen-Startergeneratoren oder den integrierten Starter-Generatoren bei den Sechszylindern erwächst der Verbrenner zum Hybriden.

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Diesel-Reihensechser OM 656

Zwei Turbolader in Reihe, eine so genannte Twin-Turbo-Konfiguration, ein Aluminium-Motorblock mit Stahlkolben und der NANOSLIDE-Beschichtung und mehr als 310 PS Leistung. Der neue Dieselmotor mit sechs Zylindern in Reihe gehört zu den besonderen Leckerbissen. Für Menschen mit Diesel in der Blutbahn. Noch ein letzter satter Aufschlag, bevor wir alle rein elektrisch fahren. Noch einmal Drehmoment-Orgien erleben. Satter Schub aus dem Keller, Effizienz, wie man sie zuvor nicht kannte.

Der neue Reihensechser ist eng verwandt mit dem in der E-Klasse vorgestellten neuen OM 654 Vierzylinder-Dieselmotor.  Bis 2019 will Mercedes-Benz alle Dieseltriebwerke in allen Baureihen auf diese neue Generation umgestellt haben. Damit werden dann auch die neuen Abgasvorschriften nach RDE-Anforderung erfüllt.

 

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