E-Auto-Fahren im Winter: An Reichweite und Handschuhe denken

E-Auto-Fahrer müssen normalerweise keine Angst mehr um die Reichweite ihres Fahrzeugs haben. Normalerweise. Doch bei Kälte gilt es Vorkehrungen zu treffen. 

Autofahren bei winterlichen Bedingungen stellt so manchen Autofahrer vor Herausforderungen. Schnee und Eis sorgen für schwierige Bedingungen. Fahrer von E-Autos müssen zudem noch andere Misslichkeiten meistern. Dazu zählt Kälte als Reichweitenfresser. Niedrige Temperaturen bedeuten Stress für die Akkus von Elektroautos. Fahrer sollten das unter anderem bei ihrer Routenplanung berücksichtigen.

Ein wenig Theorie

Der wichtigste Grund für den Verluste an Reichweite liegt in der Physik. Generell laufen chemische Reaktionen bei niedrigen Temperaturen langsamer ab als bei Hitze. Bei E-Auto-Akkus betrifft das vor allem den Ionen-Transport. Die elektrisch geladenen Teilchen müssen auf ihrem Weg zwischen Plus- und Minuspol eine Flüssigkeit passieren, das sogenannte Elektrolyt. Dieses wird bei niedrigen Temperaturen dickflüssiger und kann dann nur wenig Ladung transportieren. Dadurch sinkt die Spannung in der Batterie. Um nun aber trotz geringerer Spannung die vom Motor angeforderte Leistung liefern zu können, muss der Akku die Stärke des gelieferten Stroms erhöhen. Denn Leistung ist das Produkt von Spannung und Stromstärke – wird einer der Faktoren kleiner, muss der andere größer werden, um das gleiche Produkt zu erhalten. Die Erhöhung der Stromstärke führt allerdings zu einem schnelleren Entladen der Batterie.Je nach Batterie und vorhandenem Energiemanagement fallen die Verluste höher oder niedriger aus. So sind bei ungünstigen Verhältnissen zwischen 30 und 50 Prozent weniger Reichweite als bei milden Temperaturen möglich. E-Auto-Fahrer müssen also öfter nachladen.

Damit nicht genug, gibt es noch weitere Faktoren, die die Reichweite negativ beeinflussen. Bei einem konventionell angetriebenen Fahrzeug hilft die Abwärme des Verbrenners beim Heizen der Fahrgastzelle. Da dem Elektroauto diese Hitzequelle fehlt, muss die Batterie im Winter nicht nur für den Vortrieb, sondern auch für angenehme Temperatur im Innenraum sorgen. Auch dies geht auf Kosten der Reichweite.

Was dagegen tun?

Im Idealfall steht ein E-Auto im Winter zumindest über Nacht in einer wohltemperierten Garage, so dass der Akku erst gar nicht zu stark auskühlt. Lässt sich das Fahrzeug noch an der heimischen Wallbox laden, umso besser. Außerdem kann man gleich das Auto beim Laden vorheizen lassen. Die dazu nötige Energie geht schon einmal nicht von der Reichweite ab. Diese Vorwärm-Funktion kann man entweder über das Fahrzeugmenü oder über die Fahrzeugapp aktivieren und individuell festlegen. Das Vorheizen funktioniert natürlich auch an einer öffentlichen Ladesäule.

Muss das Fahrzeug nachts oder tagsüber draußen stehen, hilft es, vereiste Scheiben mittels Eiskratzer sorgfältig zu befreien, um den Einsatz von Heck- und sofern vorhanden Frontscheibenheizung reduzieren zu können. Diese Helfer sind zwar praktisch, erhöhen aber den Stromverbrauch. Am besten verzichtet man auch auf zu kuschelige, durch die Heizung generierte Innenraumtemperaturen und nutzt besser – sofern vorhanden – Sitz- und Lenkradheizung für ein angenehmes Wohlfühlklima für denn Allerwertesten und die Hände. Auf Heizleistung zu verzichten und mit beschlagenen oder vereisenden Scheiben unterwegs zu sein, ist allerdings keine Option. Sicherheit geht vor Reichweite.

Apropos Heizung: Moderne E-Autos sind mittlerweile oft serienmäßig oder zumindest gegen Aufpreis mit einer Wärmepumpe ausgestattet. Diese trägt dazu bei, den Stromverbrauch beim Heizen zu reduzieren.

Fahrstil anpassen

Dass die individuelle Fahrweise Einfluss auf den Verbrauch hat, ist nichts Neues. Diese Binsenweisheit trifft auch auf batterieelektrische Autos zu. Wer also bei kalten Temperaturen auf Sportlichkeit setzt, strapaziert die Reichweite zusätzlich. Ein verhaltener Abruf der Leistung schont dagegen den Stromverbrauch. Verfügt das Auto über einen „Eco-Modus“, sollte man ihn aktivieren. Er begrenzt die Kraft beim Anfahren und Beschleunigen, was dem Verbrauch und damit der Reichweite zugutekommt.

Was tun, wenn’s knapp wird?

Bevor die Reichweite gegen Null tendiert, sollte man sich rechtzeitig eine Lademöglichkeit suchen. Navigationssysteme oder Smartphoneapps zeigen vorhandene Ladesäulen in der Nähe an. Wer bislang nur zuhause oder am Arbeitsplatz geladen hat, sollte sich im Vorfeld informieren, wie das Laden an einer öffentlichen Ladesäule funktioniert. Welche Zahlungsarten gibt es? Wie wird eine Ladestation freigeschaltet? Was kostet das Laden? Muss man ein Kabel dabeihaben? Nichts blöder, als bei eisigen Temperaturen wie der viel zitierte Ochs vorm Berg beziehungsweise vor der Ladesäule zu stehen.

Sonst noch was?

Auch E-Autos benötigen bei winterlichen Bedingungen passende Bereifung. Winterreifen oder Ganzjahresreifen, die mittels Schneeflockensymbol als Winterreifen markiert sind, sollten aufgezogen sein. Außerdem gilt es – wie bei jedem anderen Fahrzeug auch -das Scheibenwischwasser mit Frostschutzmittel zu versehen. Selbstverständlich sollte die Beleuchtungsanlage einwandfrei sein. Außerdem sollte man einige praktische Dinge im Auto mitführen. Dazu zählen etwa ein Eiskratzer, eine warme Decke und Handschuhe. Wie wichtig letztere sind, merkt man, wenn man bei eisiger Kälte mit dem Ladekabel und ungeschützten Fingern hantiert.

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