Eine Allgäuer Firma hat den elektrischen Kleintransporter Peugeot e-Rifter in ein kompaktes Wohnmobil verwandelt – den E-Vanderer. Für den Alltagsgebrauch kann der „Vanderer“ in wenigen Minuten zu einem normalen Fünfsitzer zurückgebaut werden.
Endlich einen Stellplatz auf dem außerhalb der Stadt gelegenen Campingplatz gefunden, Markise ausgefahren und Sitzgruppe draußen aufgebaut. Schnell noch das lange Stromkabel mit der nächsten Steckdose verkuppeln. Campingleben in seiner schönsten Art, das Sechs-Meter-Wohnmobil wird zum neuen Zuhause auf Zeit. Komfortabel, voll ausgestattet und das alles mitten in der Natur. Dann aber der neue Nachbar, der vom Restaurant in der kleinen Stadt schwärmt und dessen landeseigene Spezialitäten anpreist. Also alles wieder einpacken und sich mit den dicken Ding durch die engen Gassen der Altstadt quetschen? Und dann auch noch die nervige Parkplatzsuche.
270 km mit dem elektrischen Wohnmobil
„Es geht auch eine Nummer kleiner“, sagt Tobias Menig, einer der Chefs des noch jungen Kemptener Unternehmens mit dem lustigen Namen „Vanderer“ – einer Verballhornung aus „Van“ und „Wanderer“. Die neueste Schöpfung ist der Umbau des kompakten Peugeot-Vans Peugeot Rifter, der in der Langversion bis zu sieben Sitzplätze bietet und 4,75 Meter lang ist. Vor allem aber ist er ein Elektroauto, der dank einer 50-kWh-Batterie nach geltender Norm je nach Fahrweise rund 270 Kilometer weit kommt. „Die ideale Basis für ein kompaktes elektrisches Wohnmobil“, erklärt Menig in lupenreinem Allgäuerisch. „Hinter den Vordersitzen konnten wir unser Baukastensystem so gestalten, dass es all das bietet, was ein Camper so braucht“.
Dazu hat Vanderer ein Möbelmodul entwickelt, das durch die Heckklappe in das Fahrzeug geschoben wird. Es besteht aus einzelnen verschieden geformten Elementen, die ähnlich wie das berühmte Computerspiel „Tetris“ ineinander verschachtelt werden. Dazu gehört eine Küche mit Gasflamme und Induktionsherd oder ein Spül- und Waschbecken mit fließendem Wasser aus einem 12-Liter-Tank. Eine 16 Liter Kompressor-Kühl- und Gefrierkombination findet ihren Platz zwischen den Vordersitzen. Der ganz Küchenblock ist elektrisch höhenverstellbar, dient auch als Couchtisch oder Essecke. Nachts wird er abgesenkt und zur Basis für eine breite Liegefläche.
Kein Riese
Das große Aufstelldach schafft sowohl Raum für Stehhöhe in Küche- und Wohnbereich als auch für ein weiteres Bett. Hochgeklappt erinnert es an ein Zelt, lässt sich abdunkeln oder per Reißverschluss so gestalten, dass auch frische Luft durch die Mückenschutz-Struktur ins Auto kommt. Liegt es flach auf dem Wagendach ist es nicht höher als die Serienversion des e-Rifter mit der Dachreling. Auf Wunsch gibt es an der Oberseite ein Solarpanel, dass eine der beiden Zusatzbatterien mit Strom versorgen kann.
„Eigentlich ist unser Modell zwei Autos in einem“, sagt Menig. „Der gesamte Küchenblock kann mit allen seinen Komponenten schnell herausgezogen und daheim in der Garage geparkt werden. Dadurch wird aus dem Freizeitmobil wieder ein ganz normales Alltagsauto mit fünf Sitzen, das in jede Garage passt“. Das unterscheidet den Peugeot Vanderer von den großen Wohnmobilen, die eben nur für Ausflüge und Urlaub benutzt werden können und daheim viel Parkraum benötigen.
Trotz Batterie leicht unterwegs
Technisch bietet das derzeit einzige E-Wohnmobil im Kompaktsegment alle Vorteile des normalen Peugeot Rifter. Der 100 kW/136 PS Elektromotor hat mit dem Auto keine Mühe, da für die Möblierung leichtes und trotzdem widerstandsfähiges Material verwendet wird. Inklusive der eingebauten Geräte ist das Auto rund zwei Tonnen schwer. Für die Langstreckenplanung ist hilfreich, dass der Rifter auch an einer 100-kW-Säule andocken kann und so in einer halben Stunde wieder auf 80 Prozent seiner Kapazität aufgeladen werden kann.
Da das Netz an Ladestationen vor allem im Ausland noch lückenhafter als in Deutschland ist, geht Vanderer davon aus, dass die Kunden eher auf kürzeren Routen bis zu 500 Kilometern unterwegs sind und sich dabei im weiteren Umkreis der Städte zum Beispiel am Wochenende bewegen.
Der Basis-Peugeot mit langem Radstand kostet je nach Ausstattung zwischen 42.440 und 45.190 Euro, hat dann Navigation, Spurhalte- und Bremsassistent, Verkehrszeichenerkennung und vieles mehr schon an Bord. Vanderer lässt sich den Umbau je nach Kundenwünschen mit rund 20.000 Euro bezahlen. Wobei die Allgäuer nicht nur den Rifter im Blick haben. Da zum Stellantis-Konzern neben Peugeot auch Citroen und Opel gehören, bieten sich auch deren fast baugleichen Modelle e-Berlingo und Combo e Life (Opel) zum Umbau an, die ebenfalls nur mit E-Antrieb zu haben sind. Da auch Toyota seinen ProAce City von Stellantis bauen lässt, könnten die Allgäuer auch bei ihm Hand anlegen. Den französischen Japaner gibt es allerdings nur mit Verbrennungsmotoren.