Einer zum Pferde stehlen

Praxistest Ford Ranger Wildtrak

Pferde können nicht rotsehen. Sie merken aber genau, wenn etwas aus dem Rahmen des Gewohnten fällt. Unser Testwagen der Woche, ein Ford Ranger Wildtrak in auffälligem Canyon-Orange, sorgt nicht nur in dieser Hinsicht gerade für Aufregung auf dem Islandpferdehof. Auch seine Dimensionen sprengen den Rahmen dessen, was normalerweise an Zugfahrzeugen für den Transport der zotteligen Vierbeiner aus dem hohen Norden vorfährt. Mit seiner Länge von 5,36 Metern, einer Breite von 1,86 Metern  und einer Höhe von 1,84 Metern gehört der Kölner Laster mit Ladefläche als Marktführer in diesem Segment zwar zu den Mittelklasse-Pick-Ups, lässt aber jetzt all die SUVs und Kombis in seiner Umgebung vergleichsweise mickerig aussehen.

Mit einer Zuglast von 3.500 kg macht dem Ranger kaum einer was vor

Auch in Sachen Zug- und Nutzlast. Mit der festen Anhängervorrichtung kann die 2,2 Tonnen schwere Allradpritsche mit dem 213 PS starken Vierzylinder Turbodiesel bis zu 3.500 Kilogramm ziehen. Das reicht theoretisch schon mal locker aus, um einen Hänger mit drei Islandpferden von Hof zu Hof zu bringen. Wir haben es heute aber nur mit einem vierbeinigen Passagier zu tun. Der lässt sich mit dem Einsteigen in den rollenden Unterstand reichlich Zeit, bis es dann gilt, schnell selber über die ausladenden Trittbretter die Doppelkabine des Rangers zu erklimmen und den Pferden unter der Motorhaube die Sporen zu geben.

Satte 500 Nm stehen schon früh parat

Nach dem Druck auf den Startknopf meldet sich der Selbstzünder grummelnd zu Wort. Satte 500 Nm stehen schon bei 1.500 U/min zum Vortrieb parat und bringen in Zusammenarbeit mit dem leichtgängigem Sechsganggetriebe die Fuhre sanft in Fahrt. Der Vierbeiner hinter uns dankt es. Mit an Bord des in Südafrika produzierten Ranger: zuschaltbarer Allradantrieb mit Untersetzung und ein separat sperrbares Hinterachsdifferential. So gelingt das leichte Gelände bis zur Bundesstraße sogar ohne Allradantrieb. Durch seine vergleichsweise direkte Lenkung lässt sich der Gigant über das angenehm in der Hand liegende und dick mit Leder ummantelte Lenkrad gut durch die Kurven zirkeln. Auf der langen Autobahnetappe schlummert das Ross und der Reiter wird durch Abstandsregeltempomat und Spurhalteassistent entlastet.

Verständnisvolle  Konnektivitätslösungen

Im gut verarbeiteten Cockpit des „Försters“ herrscht Ordnung, die  Instrumente sind übersichtlich angeordnet. Der klassisch analoge Tachometer wird von je einem Farbdisplay mit Informationen vom Drehzahlmesser bis zur Darstellung des schnell rechnenden Navigationssystems eingerahmt. Auf dem Acht-Zoll-Farbdisplay erscheint das Musikprogramm des Smartphones und ohne zögerliches Nachfragen gehorcht SYNC 3 dem Sprachbefehl  „A Horse With No Name“ . Passend   zum aufkommenden WildWest-Feeling : Musik von „America“.

Im Gelände zeigt der Ranger seine wahren Talente

Wenig später kann der Ranger dann im „Bergischen Land“ wegen einer Straßensperrung seine wahren Talente zeigen. Einfache Waldwege absolviert er natürlich noch mühelos, bei Anhöhen mit schlammigen Untergrund wird der Griff zur Differentialsperre dagegen unvermeidbar. Mühelos wühlt sich der Offroad-Experte mit seinen 265er Offroadreifen durch das Gelände bis hin zu seinem Ziel, wo die Fuhre bereits erwartet wird. Jetzt kann alles nicht schnell genug gehen. Die Öffnung der Ladeflächenabdeckung bedarf reichlich Kraft und Schwung, bis in Augenhöhe des ausgestiegenen Vierbeiners mitgebrachte Heuvorräte als Belohnung locken. Derweil erfreut die Info über einen Durchschnittsverbrauch von knapp 10 Litern den Fahrer.

Für den Ford Ranger Wildtrak sollte man mindestens 49.700 Euro auf die Tresen legen können. 

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