Erste Ausfahrt: Volkswagen Sportsvan

Genau genommen ist der VW Golf Sportsvan nichts anderes, als der altbekannte Golf Plus. Dem Produktmarketing ist allerdings aufgefallen, dass „Golf Plus“ nicht sonderlich spannend klingt. Denn man möchte nicht mehr nur noch das Auto für die rüstigere Generation bieten, sondern will vor allem junge Familien mit aufs Parkett locken. Also geschwind ein „Sport“ in den Produktnamen verpflanzt, ein paar Gadgets für den Papa mit an Bord gebracht, der eigentlich lieber im GTI seine Runden drehen würde und nun für die Stammtischrunde mit den Kumpels ein Buzzwordarsenal mit Wörtern wie; „adaptives Fahrwerk“ und „Soundsystem mit Subwoofer“ benötigt. Die junge Generation will man aber nicht auf Kosten der nach Marketingsprech „Best Ager“ hinzugewinnen. Man will denn Spagat zwischen jung und alt, sportlich und nicht mehr ganz so sportlich schaffen.

Für den Papa gibt’s beim Stammtisch genug Argumente

Erste Ausfahrt mit dem VW Sportsvan

Papa freut sich beispielsweise über die adaptiven Dämpfer. Damit lässt sich das Fahrwerk zwischen „Komfort“ und „Normal“ spürbar in der Härte verstellen,  aber auch in die – für dieses Fahrzeug völlig unsinnige Einstufung „Sport“. Damit reagiert der Sportsvan dann schlicht bockiger auf Querfugen und Unebenheiten, sportlicher wird die Vorstellung aufgrund der nach wie vorgegebenen Wankfreudigkeit aber nicht. Sinn macht das irgendwie alles keinen, ist der Sportsvan doch kein Auto, dass – im Sinne eines radikalen Supersportlers – die volle Bandbreite zwischen Rennstreckentauglichkeit und Alltag meistern müsste. Man fühlte sich wohl einfach dem „Sport“ im Namen verpflichtet – komme was wolle. Eigentlich schade, denn auf den anderen beiden Stufen leistet das Fahrwerk mit der adaptiven Dämpferregelung (DCC genannt) durchaus ganze Arbeit. Ob der Papa sein Geld in das ein oder andere Bierchen beim Stammtisch oder lieber in die Ausstattung für die passenden Argumente beim Stammtisch investiert, obliegt natürlich ganz seiner Entscheidung. Aber investieren lässt sich in den Sportsvan eine ganze Menge: denn Spielereien, wie das DCC, gibt es im völlig nackten 19.000-Euro-Sportsvan nicht.

volkswagen 14 vw golf sportsvan herstellerfotos

Die Kinder freuen sich über satte Bässe und volle Bandbreite

Zu solchen Spielereien über die sich die junge Familie mitsamt Anhang freuen darf, gehört auch das „DYNAUDIO Excite“ Soundsystem, das mit einem zentralen Lautsprecher auf dem Armaturenbrett und einem Radmulden-Subwoofer im Heck um Käufer ringt. Tatsächlich klingt das System schön ausgewogen und macht durchaus Spaß. Die Kinder wird’s freuen, wenn sich Papa an frühere Tage mit dem eigenen Holzbretter-Kofferraum-Audioausbau erinnert fühlen darf. Natürlich ist auch die neueste Version des Infotainment-Baukastens an Bord. Es darf also in bester Smartphone-Manier gewischt und „gepinched“ werden und damit die Kinder auch auf längeren Fahrten mit Smartphones, Tablets & Co ins Netz gehen können, gibt es optional auch einen WLAN-Hotspot an Bord. Das klingt alles ganz fein und schön durchdacht für die moderne Familie. Warum es aber an den Rücklehnen der Vordersitze zwar aufklappbare Tische, aber (auch optional) kein Fondunterhaltungssystem gibt, überrascht ein wenig.

Dafür aber ist das Platzangebot in der hinteren Sitzreihe sehr üppig bemessen. Ob Papa also die Kinder zur Schule oder die Kumpels zum Fußball transportiert: an Platz wird es niemandem Fehlen. Der ist ausreichend vorhanden und dank der variablen hinteren Sitzreihe (um 18 cm in der Tiefe verschiebbar), lässt sich problemlos zwischen Kofferraumvolumen und Beinfreiheit abwägen. Im besten Fall stehen im Gepäckabteil bis knapp über 1.500 Liter Kofferraumvolumen zur Verfügung.

volkswagen 01 vw golf sportsvan herstellerfotos

Übersichtlichkeit und Praktikabilität für die „Best Ager“

Der bisherigen Zielgruppe des VW Golf Sportsvan nimmt man sich vor allem durch kleinere und feine Details an. Beispielsweise helfen der erstmals in dieser Klasse erhältliche Tote-Winkel-Warner und der Ausparkassistent im Stadtverkehr die Übersicht zu behalten – letzterer warnt beim Ausparken vor herannahenden Fahrzeugen. Zudem ist die C-Säule im Look zwar typisch Golf, aber sehr schlank und verhältnismäßig gerade ausgefallen, was eine gute Sicht nach hinten ermöglicht. Beim Blick nach vorne helfen die Dreiecksfenster und die nach hinten tiefer an den Türen angeschlagenen Außenspiegel, um eine gute Übersichtlichkeit zu gewährleisten. Im Innenraum unterstützen jede Menge praktische Haken und zum Beispiel ein Schlitze für die Parkhauskarten den “Herr Papa” beim Alltagsverkehr in der Stadt.

Der VW Golf Sportsvan zeigt sich also – wie zu erwarten war – als echter Golf. Er macht alles das, was man von ihm erwartet, ganz hervorragend. Dass das „Sport“ im Namen doch mehr Marketing ist und das einzig damit in Verbindung zu bringende Extra, das DCC, in diesem Auto so sinnvoll ist wie ein Sektkühler in einer Lotus Elise – sei’s drum. Produkte verkaufen sich eben auch oder manchmal „vor allem“ auf Grund ihres Marketings. Aber auch preislich schlägt er voll in die Golf-Kerbe und zeigt sich eher als selbstbewusster Volkswagen, denn für 19.000€ möchte niemand freiwillig einen Sportsvan kaufen. Spaß hat man mit ihm erst wirklich ab 25.000€. Die Motoren sind allesamt sparsam und angemessen in ihrer Leistungsausbeute.

Was aber die eigentliche Überraschung darstellt: es hat sich gezeigt, dass der Sportsvan vermutlich der bessere SUV ist. Denn das, was als Argumente für einen SUV so gerne ins Feld geführt wird – Übersichtlichkeit, Praktikabilität und eine erhöhte Sitzposition – kann der Golf Sportsvan locker bieten. Und wer unbedingt glaubt, die Bodenfreiheit zu brauchen, der kann sich ja dann noch das „Schlechtwegefahrwerk“ im Konfigurator anhaken – dann halt ohne Stammtisch-DCC

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