Erste Fahrt: C 450 AMG 4matic

Keine 11 Monate ist es her, da waren wir in Marseille und machten Bekanntschaft mit dem neuen Mercedes-Benz C400 4Matic und waren schwer angetan. Wir sprachen von BMW-artigen Fahrverhalten, gierig am Gas hängendem Motor und direkter Lenkung. Was wir damals noch nicht wussten, die Stuttgarter können das noch besser. Geholfen haben ihnen dabei Affalterbacher und das Ergebnis heißt: C 450 AMG 4matic. Um herauszufinden, wie viel sportlicher diese C-Klasse als ihre Basis ist, mussten wir jedoch nicht wieder nach Frankreich reisen, sondern an den südlichsten Zipfel der iberischen Halbinsel, nach Portugal. Rund um Faro fanden wir perfekte Bedingungen für den Lückenfüller zwischen C400 und C63: leere, kurvige Landstraßen, die vor allen Dingen eins waren, feucht.

Audi hat es viele Jahre vorgemacht: zwischen den Hardcore RS Modellen und der höchsten Standardmotorisierung ist noch Luft für sportlich angehauchte Fahrzeuge mit einem S als Erkennungszeichen. BMW hat mit seinen Performance Modellen mit einem M als Namenszusatz nachgezogen und jetzt kommen auch die Schwaben auf den Trichter. Es scheint auch in der Mercedes Kundschaft potenzielle Interessenten zu geben, die keine über 70.000 Euro teure C-Klasse mit mehr als 400PS wollen und sich trotzdem einen ordentlichen Schuss Fahrdynamik für den automobilen Alltag wünschen. Die Antwort heißt C450 und darf sich als Zusatz das schwäbische Akronym für Sport auf die Kotflügel kleben: AMG.

Mercedes C63 AMG 10 Fahrbericht Test

Doch wer jetzt glaubt, dass ein 450er knapp 4,5 Liter Benzin-Luft Gemisch auf 8 Zylinder verteilt verdichtet und zündet, der ist noch nicht im Zeitalter des Downsizings angekommen. 450, das steht für V6 Biturbo, 2.996 ccm, 367 PS und 520 Nm. Zum Vergleich: der C400 besitzt den gleichen Motor mit 333 PS und 40 Nm weniger. Wer jedoch vermutet, dass es sich beim Baby-AMG nur um einen per Software gedopten 400er handelt, liegt falsch. Die AMG Entwickler haben tief im Teileregal des großen Bruders C63 gekramt und gleich mal dessen Achsschenkel und Traggelenke der Vorderachse auf den Allradantrieb angepasst und verbaut. Das Ergebnis: Mehr negativer Sturz an den Vorderrädern, sowie steifere Lager. Fahrdynamiker wissen, dass dies ein direkteres Einlenken zur Folge hat. Und weil im Mercedes-AMG Lego Baukasten alles so schön zusammenpasst, hat man gleich auch noch die C63 Bremsanlage mit 360mm großen Bremsscheiben  an der Vorderachse verbaut. Damit ist der C450 AMG 4Matic auf Portugals hügeligen Kurvenlabyrinthen in jeder Anbremszone über jeden Zweifel erhaben.

Mercedes C63 AMG 11 Fahrbericht Test

Der AMG des „kleinen Mannes“ ist nicht billig!

Die Schwaben meinen es also Ernst, denn auch der Allradantrieb wurde nicht einfach 1:1 aus dem Organspender C400 übernommen, sondern auf Fahrdynamik getrimmt. So fließen jetzt permanent 67% der Leistung an die Hinterachse. Und da wir bei unserer Testfahrt sehr feuchte Streckenbedingungen vorfanden, schnüffelten wir mit diesem Setup nicht nur penetrant am Heck des einen oder anderen C63, sondern überholten den AMG Dampfhammer auch. Denn wo der Heckgetriebene V8 noch vergeblich nach Grip am Kurvenausgang sucht, hat der Allrad V6 ihn schon längst gefunden. Der 450 schenkt einem schnell großes Vertrauen und so bremst man tief in die Kehren hinein, nur um noch schneller wieder die Drosselklappen voll zu öffnen. Nur leicht drängt dann die Hinterachse nach außen, während die Vorderachse unterstützend die knapp 1,7 Tonnen nach vorne zieht. So macht man bei diesen Bedingungen etliche Meter gut auf vermeintlich unbesiegbare Gegner.

Das Antriebspaket ist dabei ein unterhaltsamer Partner, denn der Sechszylinder trompetet seinen kehligen Sound genussvoll in die von Orangenbaum Plantagen gesäumte Landschaft und brabbelt herzerfrischend im Schiebebetrieb. Dabei will der 3,0l aber auch bei Laune gehalten werden und liebt trotz seiner zwei Lader die Drehzahlen jenseits der 4.000 U/min. Unterstütz wird er dabei durch das bekannte Mercedes 7-Gang Automatikgetriebe, dass für den C450 zusätzlich optimiert wurde. Im Fahrprogramm „Sport +“ überraschen die kurzen Schaltzeiten und gerne greift man auch zu den Schaltwippen hinter dem Lenkrad. Erstaunlich, was in der Wandlerautomatik für ein Potenzial steckt, wenn man sie mit der richtigen Software bestückt.

Doch der AMG des kleinen Mannes kann auch anders: das Fahrprogramm auf „Comfort“ gestellt und die ganze Fuhre entspannt sich, die dreistufige Dämpferverstellung inklusive. Plötzlich segelt man kraftstoffsparend und komfortabel ins nächste portugiesische Dörfchen und hat das Gefühl, den derben Jogginganzug unter dem eleganten Äußeren der Baureihe W205 geschickt verstecken zu können. Besonders, wenn man – wie wir – im T-Modell unterwegs ist. Der C450 AMG 4Matic ist also nicht nur „AMG light“, sondern wirklich eine Überlegung Wert, wenn man nicht ständig Testosteron-geschwängert im V8 durch den Alltag wummern will, sondern nur gelegentlich, wenn man die Kinder zur Schule gebracht und alle Einkäufe erledigt hat, ein wenig Spaß mit sich und seiner C-Klasse haben möchte. Günstig wird dieser Spaß aus dem Hause Mercedes-Benz natürlich nicht. 60.000 Euro sollte man mindestens zur Seite gelegt haben, denn der genaue Preis wird erst im April 2015 in Stuttgart verkündet.

 

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[tab title=“Technische Daten:„]

Technische Daten:

Verkaufsstart: Ab Mitte 2015
Basispreis: Noch unbekannt
Motorleistung: 367 PS 2.996 cm³
Antrieb und Getriebe: 7-Gang Automatikgetriebe
Beschleunigung: 4,9 von 0-100 km/h
Normverbrauch: 7,6 Liter auf 100 km
Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h
Länge, Breite, Höhe, Radstand 4.702, 2.020, 1.440, 2.840 mm

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[tab title=“WWTBO?„]

What would the Blogger order??

Erstmal nichts, denn noch steht der Preis für den C450 AMG 4matic nicht fest. Der C400 kostet aktuell 52.389,75, der darüber rangierende C63 bei 76.100,50 Euro. Unsere Vermutung: Der 450er liegt bei über 60.000 Euro, aber unter 65.000 Euro. Das entsprechende T-Modell liegt dann nochmals rund 1.500 Euro über dem Preis der Limousine und den Kombi würden wir dann auch wählen.

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[tab title=“Gut zu wissen„]

Der Motor des C450 ist ein alter Bekannter und erblickte im Jahre 2010 als Saugmotor das Licht der Welt. Richtig Leben eingehaucht wurde dem Vierventilmotor jedoch erst 2013 mit der Hilfe von zwei Turboladeren. Der so beflügelte 3,0l V6 findet mit der Zahlenkombination 400 in fast alle Baureihen Verwendung. Ausnahme: E400 und CLS400, die bei identischer Leistung (333 PS) interessanterweise über 3,5l Hubraum verfügen. Der C450 ist aktuell die stärkste Ausbaustufe von Motorenbaureihe M276. 2017 wird diese Motorengeneration durch den Reihensechszylinder M256 abgelöst.

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[tab title=“Link-Tipps:„]

Mercedes-AMG C63 und C450 – Link-Empfehlungen:

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