Erste Fahrt: Das neue C-Klasse Cabriolet

Die gute Nachricht vorneweg, wobei es hierzu keine eigene Pressemeldung von Mercedes-Benz gibt und auch die offiziellen Pressemappen waren von der Neuigkeit überrascht. Aber: Airscarf ist wieder on board. Sah es nach dem überraschenden Patentstreit-Fiasko so aus, als müsste sich Mercedes bei seinen Cabriolets eine „Übergangslösung“ einfallen lassen, ging es nun plötzlich doch ganz schnell. Oben ohne Auto fahren? Auch weiterhin mit dem Heißluft-Föhn in der Sitzlehne. Und auch eine andere Sache bleibt „wie immer“, natürlich gibt es den Nackenföhn Airscarf nur gegen Aufpreis. 

Das neue C-Klasse Cabriolet von Mercedes-Benz im ersten Fahrbericht

Das Schöne erleben.

Das „offene C“ vervollständigt die Modellvielfalt der Stuttgarter in diesem Segment. Von der Limousine über den Kombi, den SUV, das SUV-Coupé bis hin zum Cabriolet hat Mercedes-Benz alles auf Linie gebracht. Dass man dabei den SLK-Nachfolger SLC mit in die Familie packt und als C-Klasse Roadster einparkt, geschenkt. Das einzig wahre Cabriolet in der C-Klasse Familie bleibt dieses – jetzt ganz frisch – vorgestellte Cabriolet mit vier Sitzen. Von der aufwendigen Vierlenker-Vorderachse über die Luftfederung bis hin zum 9-Gang Automatikgetriebe und der motorischen Spreizung von 156 bis 510 PS. Cabriolet-Feeling für das „hohe C“, dafür ist das C-Klasse Cabriolet verantwortlich.

Mercedes-Benz 032 Erste Fahrt C400 4matic Cabriolet

Fast stark bis ganz stark

Mercedes-Benz erfindet das Cabriolet mit dem offenen C nicht neu. Alles wirkt sehr vertraut, einzig der Hintern ist adrett neu geformt. Ein wenig irritierend mag für den einen oder anderen die optische Nähe zum S-Klasse Cabriolet ausfallen. Marken-Identität nennt man das. Es muss so sein. Sagt man. Bei Mercedes. Wir stören uns daran nicht. Die sauber gezogene, gestreckt wirkende Seitenlinie mit dem prägnanten Schwung, der „Dropping-Line“ von Chef-Designer Gordon Wagener, stämmige Radhäuser und ein Markengesicht mit dem „sportlichen“ Zentralstern im Kühlergrill – es passt alles zusammen. Selbst die weit in Richtung Innenraum geschwungene A-Säule fügt sich in diesem Kontext perfekt ins Bild. Dass das Cabriolet zudem immer 15 Millimeter tiefer liegt als die Limousine schadet dem optischen Eindruck natürlich auch nicht. Mit dem elektrischen Stoffverdeck haben die Stuttgarter zudem alles richtig gemacht. Vier Farben sind verfügbar und ein Cabriolet braucht nun einmal einfach ein Stoffverdeck. Dass die Karosserie bereits bei der Konstruktion der Limousine für ein Cabriolet mit ausgelegt wurde, erspart uns unerfreuliche Gewichtszunahmen.

Zum Start lässt Mercedes-Benz bereits eine bunte Palette an Motoren auftraben. Vom bescheidenen 1.600 ccm Motörchen mit 156 PS bis hin zum 333 PS starken V6 mit 3.0 Liter Hubraum und – natürlich – Turboaufladung. C180, C200, C250, C300 und C400 und darüber dann die AMG-Derivate. Die Light-Lösung C43, vor kurzem noch als 450er bekannt und die feisten V8 Bi-Turbo Triebwerke im C63 und C63s mit 467 und 510 PS. Dazu gesellen sich drei Selbstzünder, der C220d (170 PS), der C220d mit Allradantrieb 4matic (vermutlich die bunteste Cabrio-Variante, die man sich vorstellen kann: Diesel, Allrad, Cabrio) und das C250d Cabriolet mit 204 PS.

Schön ist die Tatsache, dass für alle (nicht AMG-) Motoren die Neungang-Automatik zur Verfügung steht. Man mag die kleinen Triebwerke auch von Hand geschaltet ordern können, zum entspannten Sonnenanbeter-Feeling passt jedoch die Automatik viel besser.

Mercedes-Benz 039 Erste Fahrt C400 4matic Cabriolet

Erste Fahrt im C400 4matic Cabriolet

Für den ersten Sonnen-Trip in Italien hat Mercedes-Benz alles organisiert. Von Triest und dem Meer in Richtung Slowenien über abenteuerliche wie wundervolle Landstraßen. Einzig das Wetter wollte nicht wirklich mitspielen. Von einem Sonnenbrand ungefährdet ließ sich die Kombination aus Airscarf und Innenraumheizung nutzen und für „sachlich“ gut befinden. Wenn auch kein männlicher Cabriolet-Fahrer am Stammtisch die Nutzung des Nackenföhns zugeben würde.

333 PS und 480 Nm hören sich nach einem wilden Abenteuer an. In der Tat ist das C400 Cabriolet mit dem V6-Turbo und der Neungang-Automatik vor allem aber eines: Souverän motorisiert. Es mag sich dekadent anhören, aber erst mit dem Sechszylinder wird das C-Klasse Cabriolet so richtig rund. Vollständig. Sicherlich ist ein C300 mit 245 PS Benziner nicht wirklich untermotorisiert, aber es ist eben nur ein Vierzylinder. Und so fängt das Fahrvergnügen des C400 bereits im Kopf an und führt über den Bauch, der empfänglich ist für die surrende Sämigkeit, mit der sich ein V6 durch das Drehzahlband bewegt. Dass man unter dem Blechkleid die Aufpreis pflichtige Luftfederung fährt, es versteht sich doch von alleine – oder? Erstaunlich immer wieder, wie fein balanciert das Fahrwerk ist, wie freudig motiviert die Dämpfung an ihr Werk geht. Für ein Cabriolet ist Souveränität im Aufbau alles. Wehe es knarzt, wehe es verwindet. Das neue C-Klasse Cabriolet ist weit entfernt von einer Schwäche. Fiesen Landstraßen, die eigentlich nicht mehr für die Öffentlichkeit geeignet scheinen, bügelt der Schwabe in der Comfort-Stellung seines Dynamic Select Fahrdynamikprofils die Schrecken aus der Asphaltdecke. Er erinnert nicht nur optisch an die elitäre S-Klasse in der Cabrioletform, es fährt sich auch eindeutig nicht mehr mittelklassig.

Dass sich das C-Klasse Cabriolet mit den aktuellsten Assistenzsystemen aufrüsten lässt und dank Staufolge-Assistent und Spurhalte-Bingo-Paket im Großstadt-Dschungel fast von alleine fährt, nimmt dem täglichen Stau-Chaos ein wenig den Schrecken. Aircap und Airscarf kümmern sich derweil um die Klimatisierung des Innenraums und gerade das Aircap sorgt auch akkustisch für eine Wohlfühlatmosphäre. Leise ist es nicht nur bei geschlossenem dreilagigen Dach. Auch offen sorgten die Aerodynamiker für ausufernde Ruhe.

Und so fährt sich das C63s Cabriolet

Mercedes-Benz 035 Erste Fahrt C400 4matic Cabriolet

Muss ja nicht unpraktisch sein, so ein Cabriolet

Zu den sehr soften und emotionalen Argumenten, wegen derer man sich ein Cabriolet bestellt, packen die Stuttgarter noch ein paar praktische. Die Rücksitzlehne lässt sich 50/50 umklappen und der überschaubare Kofferraum (285 bis 360 Liter) eignet sich dann wenigstens für ein paar Gardinenstangen. Die LED-Scheinwerfer sind im Cabriolet, im Gegensatz zur Limousine, bereits Serie. Dazu gesellen sich gegen Aufpreis ein Head-Up Display und die Komfortmerkmale einer Reiselimousine, die man bereits kennt. Die Klimaanlage arbeitet überaus zackig und wuchtet früh und schnell warme Luft in den Innenraum, zudem reagiert sie fix auf das Öffnen des Daches und sorgt – sollte es noch ein wenig frisch sein – für warme Luft im Bereich der Hände des Fahrers.

Offen fahren, jederzeit

Ein elektrisch betätigtes Windschott hinter der Rücksitzbank, Air-Cap und Airscarf sorgen für ein Wohlfühlklima im Innenraum. In Verbindung mit der effizient heizenden Klimaanlage lassen sich auch kühle Tage in den Bergen mit versenkten Dach genießen.

Mercedes-Benz C-Klasse Cabriolet – Das Fazit

Der offene Himmel, im besten Fall blau und wolkenfrei, beruhigt das Gemüt. Ein Tag im Cabrio cruisen ist wie ein Tag Urlaub. Mit allen Sinnen kann man seine Umwelt erleben, da ist es von Vorteil, wenn der rasende Urlaubsort von überzeugender Qualität ist. Mit dem C-Klasse Cabriolet bedient Mercedes-Benz genau das Segment von „DreamCars“, das man sich als Otto-Normalo gerade noch so leisten kann. Dass man dabei die Leistungswelten so weit spreizt und vom „kleinen“ C180 bis zum C63s alles möglich ist, ermöglicht dem C-Klasse Cabriolet einige Fahrzeugklassen mehr abzudecken, als das früher denkbar gewesen wäre. 

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