Erste Fahrt: Der neue Ford Mondeo
Die Produktion eines Autos ist dann doch ein wenig komplizierter, als Kuchen zu backen. Viele Zutaten, viele Stationen, viele Zulieferer, viele Prozesse sind zu durchlaufen, bis aus einem Stück Blech, viel Kunststoff-Granulat, einer Menge Kupfer und Elektronik und der Arbeit von Menschen und Maschinen ein Auto entsteht. Üblicherweise arbeiten Automobil-Hersteller bereits am Nachfolge-Modelle, während man gerade das neue Auto vorstellt. Wenn dann eine Krise die Planungsphasen durcheinander wirft, dann muss man einen Marktstart absagen und verschieben.
Ford hat genau dieses Problem gerade durchgemacht. Das Werk im belgischen Genk erlebte nicht den Produktionsstart für den neuen Mondeo, sondern sieht seiner Schließung entgegen. Das war anders geplant, aber eine Sachen namens „Wirtschaftskrise“ kam dazwischen. Also musste umgeplant werden. Von Belgien nach Spanien. In Valencia wird Ford nun den Mondeo vom Band laufen lassen. Aber dafür musste das Werk dort erst einmal erweitert und modernisiert werden. Den neuen Ford Mondeo kostete das zwei Jahre. Zwei Jahre Verspätung, die aus einem „Neuwagen“ einen „lang erprobten Neuwagen“werden lassen.
Aber jetzt hat das Warten ein Ende, der neue Mondeo konnte in seinem Geburtsland zu einer ersten Ausfahrt antreten.
Ford Mondeo: Nummer 4 lebt.
Spießgeselle oder Gute Laune-Laster?
Der neue Ford Mondeo im ersten Fahrbericht
Ford Fusion nennt FORD USA den baugleichen Bruder des Mondeo. Gemäß der „One Ford“ Strategie gibt es keine Sonderlösungen mehr. Was hier funktioniert, muss auch dort funktionieren und andersherum. Zum Glück lässt FORD aber auch bei der „One Ford“ Idee nicht alle Chancen verstreichen, wenigstens ein wenig auf die Anforderungen der Märkte einzugehen. Das ist bei einem Fahrzeug wie dem Mondeo besonders wichtig. Wie eine erste Fahrt im Mondeo Hybrid im letzten Jahr zeigte, erwartet der europäische Käufer von einer Limousine der Mondeo-Klasse ein wenig mehr Feinarbeit im Inneren. Der damals gefahrene „Fusion Hybrid“ war doch noch arg abenteuerlich in der Verarbeitung und von überschaubarer Materialqualität. Der neue Mondeo will das besser machen, muss das besser machen!
Und? Er macht es besser!
Mondeo – Die Generation Nummer vier lebt!
Verdammt, sieht der gut aus. Wenn James Bond seinen Job im Auftrag Ihrer Majestät an den Nagel hängen würde und in einer großen Firma in den Außendienst wechseln würde, der neue Mondeo wäre seine Dienstwagen-Wahl! Ganz klar. Die Aston Martin „look-a-like“ Front mit dem eleganten Kühlergrill, die dynamisch und schmal ausfallenden Scheinwerfer und dazu die Motorhaube mit den Powerdomes. Wer vermisst da noch das „New Edge“ Design aus der letzten Dekade? Der neue Mondeo setzt eine aggressiv-sportliche, aber dennoch unaufdringliche, mehr eine sympathische Duftmarke im Bereich der sonst so biederen Klasse von langweiligen Dienst- und Firmenwagen.
Mehr als 70 % aller Ford Mondeo landen bei uns in Deutschland nicht in Privatbesitz, sondern in den Flotten von Firmen- und Dienstwagen-Zulassungen. Und der neue Mondeo hat bereits optisch das Potential, in der Zukunft aus dem Segment des preissensiblen Flottenkunden in das Feld der „User-Chooser“ vorzudringen. Bewusst für einen Ford Mondeo entscheiden? Gegen Audi A4 und Dreier BMW? Warum nicht? Der neue Aston Martin Ford Mondeo hat das Design und die Technik.
Am Hubraum gespart – nicht an der Dynamik!
Für 2015 stehen die Zeichen auf 1.0 Liter und EcoBoost im neuen Mondeo. Das wird spannend. Für die erste Ausfahrt standen indes erst einmal der neue 1.5 Liter EcoBoost Vierzylinder Turbobenziner und der 2.0 Liter TDCi-Turbodiesel zur Verfügung. Und zum Reinschnuppern für eine kleine Runde der neue Ford Mondeo mit Hybrid-Antrieb und 182 PS Systemleistung. Zu diesem 99 g/km CO2 Spar-Meister gibt es jedoch demnächst einen eigenen Artikel. Zurück zum 1.5 Liter Benziner.
Der EcoBoost-Vierzylinder bringt 240 Nm mit und gönnt sich vom Start weg eine kaum fühlbare Gedenksekunde. Mit mehr als 1.5 Tonnen ist der Turnier (Kombi-Version) kein Leichtgewicht, dennoch fühlt sich der 1.5 Liter Vierzylinder nicht überfordert an. Ein wenig energischer bringt sich der TDCI-Diesel ein, wie gewohnt sind die 2 Liter großen Turbodiesel mit mehr Drehmoment am Start. Was beiden Kraftstoff-Varianten gut tut, ist der gelungene Kompromiss aus Durchzug im Drehzahlkeller und der Bereitschaft, auch fein über das gesamte Drehzahlband hinaus zu touren. Zum Start bietet FORD drei Benzinmotoren an. Alles EcoBoost-Turbos, einmal mit 1.5 Liter (der neue Motor!) und 160 PS und zweimal als 2.0 EcoBoost mit 204 und 240 PS. Bei den Dieselmotoren handelt es sich um 1.6 Liter große TDCIs mit 115 PS als Basistriebwerk, einem weiteren 1.6 Liter Diesel im „Spritspar-Modell“ ECOnetic, der sich auf 94 Gramm Emissionen beschränken soll und zwei weitere 2.0 TDCI-Leistungsstufen mit 150 PS und 180 PS. Auch von diesen beiden Leistungsstufen wird es jeweils eine Econetic-Version geben.
So fährt sich der neue FORD MONDEO
Spaniens Landstraßen bieten die ideale Teststrecke. Enge gewundene Strecken, welliger Asphalt, hängende Kurven, weite Kurven, schmale Gassen. Das Programm ist abwechslungsreich und vollständig. Und der neue Mondeo beweist wieder einmal, die Kompetenz zum Thema Fahrwerke, die haben sie in Köln. Dass der neue Mondeo mit dem US-Ford Fusion verwandt sein soll, ist kaum zu glauben. Behände wie ein Hot Hatch lässt sich auch der lange Kombi durch schnelle Wechselkurven werfen. Er federt geschmeidig durch, schwingt nicht nach, schlägt nicht in die Dämpfer, rüttelt nicht am Lenkrad. Sauber, astrein, an einer imaginären Schnur gezogen, durcheilt der große Ford die Kurvenkombination auf der A-7000 hinauf auf den „Montes de Malaga“. Frostaufbrüche, Schlaglöcher und fiese Fahrbahn-Absenkungen pariert das aufwändige Fahrwerk des Mondeo. In der vierten Generation hat FORD die Schwertlenker-Hinterachse gegen eine aufwändige Integral-Lenker Hinterachse getauscht und in diesem Zuge eine passiv mitlenkende Hinterachse integriert. Während man bei den Dämpfern zusätzlich noch auf eine Version mit variabler Wirkung umsteigen kann, bietet aber bereits der Aufstieg zu einer „State-of-the-art“ Hinterachse einen nicht erwarteten Fahrspaß im neuen Mondeo.
Und der Mondeo ist leise. Still wie im Mädchen-Pensionat nach dem „Licht aus“. NVH (Noise, Vibration, Harshness) nennen die Automobil-Experten das hör- und fühlbare Paket aus Geräuschen, Schwingungen und Vibrationen in einem Auto. Natürlich hört man im Stand leise das Rumoren der Direkteinspritzer, dieses harte Verbrennungsgeräusch lässt Dieselmotor und Benziner im Stand näher zusammenrücken. Einmal in Fahrt, geht der Motorklang beider Aggregate im angenehmen Mix aus Lauf- und Windgeräuschen unter. Wobei das Niveau extrem niedrig ist. Der Mondeo hat in diesem Punkt einen weiteren großen Schritt gemacht!
Technik, Haptik, Sicherheit
Man kann den neuen Mondeo als günstiges Flottenmobil ordern, greift zum kleinen EcoBoost Turbo mit 160 PS, Handschaltung und der Basis-Ausstattung Trend und fängt beim Kombi mit 28.150 € in der Preisliste an. Der Mondeo bleibt weiterhin gute 4.80 Meter lang, hat dank eines fast 2.90 Meter langen Radstandes in beiden Sitzreihen viel Platz und verstaut 488 bis 1.630 Liter im Kofferraum. Auch die aufwändige Hinterachse und die gelungene Fahrwerksabstimmung bleiben erhalten. Oder man rüstet den MONDEO zum modernen Familienkombi mit umfangreicher Sonderausstattung aus.
Dafür eignet sich dann die Titanium-Ausstattung, im übrigen bislang die meistverkaufte Ausstattungslinie. Vom Fahrspur-Assistenten zum Müdigkeitswarner, vom großen Ford SYNC2 Multimedia-System bis hin zu den aufpreisflichtigen LED-Frontscheinwerfern. Der neue Mondeo lässt sich dank attraktiver Pakete zu einem fairen Preis in die Liga der Premium-Kombis rüsten. Der gefahrene Mondeo Turnier (blaues Modell auf den Fotos) kostete laut Liste 40.245 € und bot neben den Ford-typischen Extras wie der beheizbaren Windschutzscheibe auch das ganze Paket an neuen Assistenzsystemen. Dazu den neuen Park-Piloten, der beide Parkvarianten beherrscht, das Sony-Soundsystem mit 12 Lautsprechern und 700 Watt Leistung. Der Fahrersitz mit der 10-Wege Einstellung gehört ebenso zum Komfort-Paket wie das interaktive Fahrwerk. Damit ist der 160 PS starke Kombi ein Preisbrecher. Weder Volkswagen Passat, Audi A4 noch BMW Dreier bieten diese Ausstattungsfülle zu diesem Gesamtpreis. Und auch bei der Fahrdynamik (Handling) dürfte der Mondeo seine schnittige Nase vorne halten.
Im Innenraum ist die Mittelkonsole rund um das Sync 2 und dem großen (20.3 cm) Touchscreen ein wenig „einfach“ geraten. Armaturenbrett und andere Kunststoff-Elemente waren dafür ordentlich. Auf jeden Fall nicht billig. Die Verarbeitung wirkte solide und selbst auf den Rüttelpisten war es still im Innenraum. „Da scheppert nix“.
Safety first
Der Mondeo bietet als erster Vertreter in seinem Segment einen Gurt-Airbag in der zweiten Reihe. Der Gurt-Airbag mindert die sekundären Verletzungen im Falle eines Unfalles, indem er die Belastungen für den Brustkorb der Mitfahrer minimiert. Im Falles eines Crashs bläst sich der Gurt zu dreifacher Breite auf und verteilt so die Rückhaltekräfte auf mehr Fläche. Ford bietet dieses System leider nicht in Serie an, ebenso wenig wie den City-Notbrems-Assistenten. Beide Systeme erhält man im empfehlenswerten Technologie-Paket, zusammen mit weiteren Assistenten, ab 750 € Aufpreis.
Bleibt das Fazit:
Ein größeres Stück vom Kuchen. Dem Mondeo hängt ein Stück Spießer-Image an. Zu Unrecht. Das neue Modell kommt spät, aber es kommt ordentlich fein geschliffen. Die Motoren sind frisch, sparsam und machen dennoch Laune beim Fahren. Die Sicherheitsausstattung ist vollständig, die Multimedia-Einheit perfekt gelungen.
Ich sehe keinen Grund, weswegen der neue Mondeo sein Stückchen vom Kuchen am Markt der Dienstwagen, Firmenwagen und auch Familienkombis nicht massiv vergrößern sollte. Die Verspätung bringt ihn zusammen mit dem neuen Passat auf den Markt, was ihm ein wenig Aufmerksamkeit kostet, aber ein Mondeo war nie näher am Klassenprimus als heute!
Ist James Bond ein Spießer? Nein. Der Mondeo Turnier auch nicht mehr!
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[tab title=“Technische Daten:„]
Ford Mondeo Turnier 1.5 EcoBoost
Verkaufsstart: | -sofort / Marktstart offiziell: Februar 2014 |
Basispreis: | 28.150 € |
Motorleistung: | 1.5 Liter Vierzylinder Benziner Turbo – 160 PS / 240 NM |
Antrieb und Getriebe: | 6-Gang Schaltgetriebe |
Beschleunigung: | 9.3 Sekunden von 0-100 km/h |
Normverbrauch: | 5.9 Liter auf 100 km |
Höchstgeschwindigkeit: | 217 km/h |
Länge, Breite, Höhe, Radstand | 4.876, 1.852, 1.501, 2.850 mm |
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[tab title=“Gut zu wissen„]
LED-Frontscheinwerfer
Ford bietet für den neuen Mondeo ein adaptives LED-System für die Hauptscheinwerfer an. Der Lichtkegel der Frontscheinwerfer wird hierbei in Helligkeit und Winkel an die jeweilige Fahrsituation angepasst. Um die ideale Ausleuchtung der Fahrbahn zu berechnen, beachtet das System die gefahrene Geschwindigkeit, Umgebungslicht, Lenkeinschlag, andere Fahrzeuge und ob die Scheibenwischer arbeiten. Jeder der beiden Scheinwerfer besteht aus über 500 Einzelteilen und beheimatete über 80 LED-Elemente. Im Gegensatz zu Halogenlicht erreicht ein LED-Scheinwerfer bis zu 80% Wirkungsgrad. Das hilft auch beim Sprit sparen!
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[tab title=“Link-Tipps:„]
Wie die anderen den neuen Ford Mondeo erlebten:
Galerien:
- Ford Mondeo Hybrid
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Fotos im Artikel: Bjoern Habegger / Ford-Werk, Titelbild: Bjoern Habegger
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