Erste Fahrt: Der neue Toyota Proace

Mit drei Karosserielängen und zwei verschiedenen Radständen ist der bullige Toyota Proace vielseitig. Er tritt wahlweise robust als karger Transporter oder elegant als luxuriöser Van auf.

Toyota hat den Proace erneuert und dabei die Baureihe erweitert. Das Angebot reicht nun vom Transporter mit schlichter Ausstattung bis zur edlen Großraumlimousine. Ganz neu ist eine kompakte Version mit nur 4,60 Metern Gesamtlänge dabei, die ergänzend zu den beiden Ausführungen mit 4,96 und 5,30 Metern Länge im Programm steht. Ob Kastenwagen, Kombi oder Bus – das typische Toyota-Familiengesicht zeigen alle Proace-Varianten.

„Bisher fehlten uns ein Bus und ein Kombi“, gibt Bart Eelen zu, verantwortlich für Produkt-Kommunikation bei Toyota. Das Manko ist also behoben. Dennoch hatte sich der Vorgänger im Markt der Medium Duty Vans gut behauptet. Mit dem neuen, bulligen Auftritt stehen die Chancen für einen Markterfolg noch besser.

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Der Bulli von Volkswagen ist nur ein Wettbewerber, dem Toyota dank erweiterter Vielfalt Paroli bieten will. Der Japaner ist verwandt mit den Modellen Traveller und SpaceTourer von Peugeot und Citroen. Bei einer ersten Probefahrt im Rahmen der Produktvorstellung im polnischen Warschau konnte nun dem Neuling auf den Zahn gefühlt werden. Es ging los mit dem Proace als Transporter mit einem 85 kW/ 115 PS starkem 1,6 Liter-Dieselmotor.  Mit gleichem Hubraum sind auch 70 kW/95 PS zu bekommen, der Zweiliter leistet 90 kW/ 122 PS, 10 kW/ 150 PS oder sogar 130 kW/ 177 PS.

Wie erwartet, ist die Funktionalität hoch. Die Orientierung im Cockpit gelingt auf Anhieb und gibt keine Rätsel auf. Das Lenkrad steht trotz Verstellmöglichkeiten etwas flach, aber der Schalthebel liegt gut zur Hand, die Instrumente sind klar gezeichnet. Je nach Motorisierung gibt es fünf manuell schaltbare Gänge, sechs automatisierte, sechs manuelle oder eine Sechsgang-Automatik. Letztere ist nur in Kombination mit dem stärksten Motor zu haben.

Mit den 115 PS zieht der (leere) Proace nach Überwindung der Anfahrschwäche munter los. Der Antrieb arbeitet weich und akustisch zurückhaltend. Bei nur 1750 U/min liegt bereits das maximale Drehmoment von 300 Nm an. So lässt es sich sparsam fahren. Der Normverbrauch wird mit 5,1 bis 5,2 l/100 km angegeben. Bei 160 km/h ist aber bereits die Höchstgeschwindigkeit erreicht. Mit einer Breite von 1,92 Metern (mit Spiegeln: 2,20 m) und einer Höhe von 1,89 bis 1,905 Metern wird es in Baustellen eng, aber – gut gemacht – für Tiefgaragen reicht es.

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Die Übersichtlichkeit nach hinten schränkt die Trennwand ein, nach vorne sind es die breiten A-Säulen. Aber es gibt Piepser. Die sprechen etwas zu nervös an und legen schon los, wenn an der Ampel ein Hintermann etwas dichter auffährt. Mit 12,4 Metern Wendekreis zwischen den Bordsteinkanten bleiben mittlere und lange Version ausreichend handlich, der Kompakte schafft den Wendekreis mit nur 11,3 Metern auf kleinerem Raum.

Apropos Raum: Die kurze Ausführung bietet mehr als zwei Meter Laderaumlänge, über 1,6 Meter Breite (1,25 zwischen den Radkästen) und über 1,8 Meter Höhe. Zwei Europaletten steckt er also locker weg.  In die Langversion passen auch drei Paletten auf über 2,8 Meter Laderaumlänge. Und für die Freunde des Zollstocks: Die Ladekantenhöhe liegt bei knapp 55 Zentimetern (Langversion: 60 cm). 4,6 bis 6,6 Kubikmeter beträgt das Laderaumvolumen bei einer Zuladung von 1000 bis 1360 Kilogramm. Wem das nicht reicht: Es dürfen 1,8 bis 2,5 Tonnen am Haken gezogen werden.

Wenn wir das bequeme Fahrergestühl neben den beiden Beifahrersitzen des Proace Transporters gegen die Plätze im komfortableren Proace Verso tauschen, finden sich im Heck wahlweise unterschiedliche Sitzkonzepte. Es gibt dann neben dem Fahrer bis zu acht Plätze in der Version „Familiy“ oder sieben im Executive. Sie sind je nach Ausführung faltbar, falt-, verschieb-  und vorklappbar oder sogar drehbar.

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Der Zweiliter mit 150 PS reicht für 170 km/h Höchstgeschwindigkeit und verkürzt die Beschleunigung auf 100 km/h im Vergleich zur 115 PS-Motorisierung um gut zwei Sekunden. Da wird die Landstraßen-Höchstgeschwindigkeit nach elf Sekunden erreicht. Der Verbrauch liegt immer noch bei gut fünf Litern (5,3 – 5,5 l/100km). Der Verso bietet optisch und technisch mehr, es gibt beispielsweise chromumrandete Instrumente und nette Zierleisten aber auch ein Head-up-Display und manche Annehmlichkeit mehr.

Auch beim Proace Verso sind fünf Dieselmotor-Antriebsvarianten für die Ausstattungsversionen „Shuttle“, „Familiy“ und „VIP/Executive“ wählbar.  Es gibt sie als „Kompakt“, „Medium“ und „Lang“ mit zahlreichen komfortablen Ausstattungsdetails wie einer separat aufklappbaren Heckscheibe, per Fußbewegung elektrisch öffnenden Schiebetüren oder großem Panorama-Glasdach über dem Fond. Nicht alles gibt es für jede Version, das Angebot ist verschachtelt und erfordert eine gründliche Auswahl. So bietet etwa die Version „Familiy“ innen wie außen schmucke Chromapplikationen, Nebelscheinwerfer und vieles mehr – wie Einzelsitze für Fahrer und Beifahrer, Isofix an den sechs rückwärtigen Plätzen und praktische Klapptischchen.

Ist ja alles ausgesprochen nett, aber mal im Ernst: Wie steht es um die Sicherheit? Im Euro-NCAP-Crashtest hat der Proace Verso fünf Sterne erhalten.  So weit, so gut. Es gibt noch mehr: Dabei hilft das Toyota Safety Sense System, ein optionales Paket.  Radar und Kamera-Technologie können hier kritische Fahrsituationen früh erkennen. Es gibt einen Kollisionswarner, autonomen Notbrems-, Spurhalte-, Tempo- und Totwinkel-Assi. Adaptive Scheinwerfer samt Fernlichtassistent runden die Sache ab.

Ab dem 17. September, also kurz vor dem Start der Nutzfahrzeug-IAA in Hannover, startet der Verkauf. Der Einstieg beim Transporter kostet netto ab 20 900 Euro – die Mehrwertsteuer kann hier ja abgesetzt werden. Der Proace Verso ist ab 35 300 Euro zu bekommen. Erst ab November ist dann die Langversion zu bestellen. Hier können dann auch über 52 000 Euro auf der Rechnung stehen, was dank Ausstattung, Garantieversprechen und Qualitätseindruck keineswegs zu viel erscheint. In der Klasse der Medium Duty Vans ist er damit eine attraktive Alternative zu Vito, Bulli und Transit.

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