Erster Test: Der neue Ford Ranger Raptor

Längst sind Laster mit Ladefläche hierzulande auch bei denen angekommen, die sie nicht unbedingt im Forst, auf dem Bauplatz oder in der Landwirtschaft brauchen. Mangels ausreichend Platz in den Innenstädten und ihren Parkhäusern liegt der Fokus aber eher auf Mittelklasse-Pick-Ups. Marktführer ist der Ford Ranger mit mehr als 51.000 verkauften Einheiten allein in Europa. Zur Modellpflege in diesem Jahr radikalisierten die Entwickler bei „Ford Performance“ den „kleinen“ Ranger und gaben ihm den Beinamen Raptor. Der Räuber. In den USA das Synonym von Ford für brachiale Kraft wie beim F-150, dem großen Bruder des Ranger Raptor, der in Deutschland gar nicht erst angeboten wird.  

Pick-ups sind eigentlich Arbeitsgeräte, erfreuen sich aber hierzulande auch in der Freizeit zunehmender Beliebtheit.

Die Höhe von 1,84 Meter muss erst einmal erklommen werden 

Der Frontgrill des „Räubers“ mit dem matt schwarzen überdimensionalen FORD-Schriftzug beeindruckt, keine Frage. Neben dem 1,84 Meter hohen und 5,30 Meter langen Pick-up beschleicht einen ganz heimlich die Sorge, ob der normale PKW-Führerschein zum Fahren dieses Ungetüms auch wirklich ausreicht. Der Einstieg über das Trittbrett zwischen den weit ausgestellten Kotflügeln gerät wie bei einem richtigen Lastwagen zur Kletterei, bis man sich mit viel Schwung auf dem Fahrersitz in der „Doppelkabine“ wiederfindet.

Einmal drin, erfreut die hohe Sitzposition auf den vielfach elektrisch verstellbaren Ledersitzen.

Für ein Arbeitsgerät ist der Preis von 66.771 Euro schon ambitioniert

Innen geht es sachlich und zweckmäßig zu, wie es sich für ein Arbeitsgerät gehört. Der eingesetzte Kunststoff ist nicht vom Schlechtesten. Allerdings kann das ebenso wenig wie elektrisch verstellbaren Ledersitze, eine Klimaanlage und ein WLAN-Hotspot für bis zu zehn Endgeräte darüber hinweg trösten, dass man für den Pick up immerhin mindestens 66 771 Euro und 90 Cent anlegen muss. Viel Geld für einen fahrbaren Untersatz, dessen bevorzugtes Umfeld eher gewagte Geröllstrecken und Matschlöcher als glatter Asphalt sind.

Eine Anhängerkupplung ist zwar immer dabei, aber die Zuglast auf nur 2.500 Tonnen begrenzt. Das können andere besser.

Ford beziffert den WLTP-Verbrauch des Ranger Raptor mit akzeptablen 8,9 Litern 

Nach dem Druck auf den Startknopf meldet sich der Vierzylinder grummelnd zu Wort. Mit den beiden Turbos bringt er es auf 213 PS und 500 Nm. Die Schaltung übernimmt die 10-Gang-Automatik, die auch im F-150 Raptor arbeitet, dort allerdings im Team mit einem 3,5 Liter EcoBoost V6. Dessen kaum zügelbare Energie hätte man sich auf dem Asphalt auch für den immerhin 2500 Kilogramm schweren Raptor gewünscht, der sich dort mit dem Diesel für den Spurt von 0 auf 100 km/h 10.4 Sekunden reichlich Zeit lässt.

Zur digitalen Anbindung gibt es einen WLAN-Hotspot für bis zu zehn verschiedene Endgeräte.

Der Leiterrahmen-Pick-up mit einem Böschungswinkel von 32,5 Grad vorn ist Geländeprofi

Dafür ist der Raptor mit deutlich verbessertem Leiterrahmen, 30 Prozent mehr Bodenfreiheit, 85 Zentimeter Wattiefe, einem Fahrwerk weitgehend aus dem Rallyesport und sechs Fahrprogrammen offroad voll in seinem Element. Mit zugeschalteter Geländeuntersetzung, gesperrter Hinterachse sowie „Rock“-Fahrmodus klettert er unbeirrbar eine durch seine Scheinwerfer sicher eher belanglos wirkende Geröllstrecke hinauf. Das Gelände im Bergischen Wald raubt dem Räuber nicht mal annähernd seine Kraft. 

Stoisch bahnt sich der Ford Ranger Raptor auch über schwierigere Streckenabschnitte seinen Weg.

Text und Fotos : Solveig Grewe