Kundenbindungs-Programme der Autohersteller

Exklusive Reisen, Opernkarten oder Renn-Wochenenden: Die Autohersteller werden immer einfallsreicher beim Versuch, ihren Kunden mehr als nur ein neues Fahrzeug zu liefern. Die Bemühungen rechnen sich sogar – gerade in Zeiten des großen Umbruchs in der Branche.

Sie ist die wohl berühmteste Traumfrau der Welt – und hier erst mal die gute Nachricht: Jeder Bewunderer darf die Dame zu Hause besuchen. Oh, lá lá …Allerdings muss das Rendezvous Wochen vorher geplant werden. Und auch danach ist Geduld gefragt. Ziemlich unromantisch geht es Schritt für Schrittchen wie beim Flughafen-Check-in im Zickzack durch einen Saal, bis die Dame einem tief in die Augen schaut. Aber auch nur für ein paar Sekunden, dann drängt von hinten schon der nächste Wartende. Bon jour – und au revoir, Mona Lisa.

Wer möchte sie nicht sehen?

Das Gemälde der Frau mit dem magischen Blick hat Leonardo da Vinci gemalt. Es hängt im Louvre und wird jedes Jahr von rund zehn Millionen Menschen besucht. Da muss es eben wie am Fließband zugehen. Es sei denn, Fatimata Kane greift ein. Die Managerin des Kundenclubs „Only You Privilege“ macht ein ganz privates Treffen im kleinsten Kreis möglich – nachts, wenn die Tore des Louvre längst geschlossen sind. Die zehn glücklichen Kunstfreunde brauchen dazu nur eine Voraussetzung: Sie müssen ein Auto Marke DS fahren.

„2.200 Menschen sind in Deutschland Mitglied in unserem Club“, erzählt die Französin. Ihnen soll die Edelmarke im Stellantis-Konzern, mit bürgerlichen Schwestern wie Peugeot, Citroen, Fiat oder Opel, sozusagen ein Champagner-Gefühl vermitteln. Momente, die es nirgendwo zu kaufen gibt. Die zehn Louvre-Besucher haben sich dazu einfach angemeldet, als Kane das Wochenende mit Museumsbesuchen, Hotelaufenthalt und edlem Speis und Trank im Club bekannt gemacht hat. Wer zuerst reagiert hat, ist nun dabei. Da geht es ganz nach dem französischen Versprechen von Egalité; auch, wer das Topmodell DS 9 fährt, ist nicht gleicher als die anderen …

Premium-Aktionen für Premium-Autofahrer

Die erst sieben Jahre junge Premium-Marke aus Paris ist nicht allein mit dem Öffnen sonst verschlossener Türen. Ob bei Formel-1-Rennen – plus Händeschütteln mit Lewis Hamilton –, bei den Salzburger Festspielen – plus Dinner mit dem Jedermann – oder beim Abenteuertrip durch die Kalahari – geführt von früheren Rallye-Stars: Wer Autos der Premium-Marken besitzt, der darf sich auf solche Möglichkeiten freuen. Mal einige Tausend Euro teuer, mal zum echten Freundschaftspreis. Die Louvre-Besucher etwa haben gerade 300 Euro für das Wochenende berappen müssen. Dafür bekommen sie normalerweise im gewählten Hotel nicht einmal eine halbe Nacht – ohne Sterne-Menüs und Mona Lisa.

Natürlich sind aber Autokonzerne keine karitativen Wohltäter – und das Sponsoring des Museums mit seinen mehr als 35.000 Kunstwerken hat auch einen wirtschaftlichen Sinn. Kundenbindung wird immer wichtiger, denn gusseiserne Anhänger sind selbst bei alteingesessenen Marken eine aussterbende Gattung.

Der DS Louvre

„In der Experience-Gesellschaft ist nicht mehr das Auto selbst das Statussymbol, sondern das Instagram-Fotoalbum des letzten Roadtrips“, sagt Sven Henkel. Der Wiesbadener Marketing-Professor zieht daraus den Schluss: „Der Hersteller muss sicherstellen, dass er dem Kunden genau diese einzigartige Erfahrung ermöglicht.“ Das Sondermodell „Louvre“ reicht da eben nicht – obwohl DS auch das bietet. 182 Podcasts erläutern da exklusiv im Mäusekino an Bord jeweils ein Kunstwerk des Museums.

Aber höchstselbst vor der Nike von Samothrake stehen oder vor Veroneses „Hochzeit von Kanaan“, das ist dann doch etwas ganz anderes. Florian Stilp beantwortet dabei gern alle Fragen zu den Werken und der Geschichte des Palast-Komplexes im Herzen der Hauptstadt: „Das ist schon eine Ausnahmeveranstaltung“, sagt der promovierte Kunstgeschichtler. Normalerweise brät der Louvre nämlich keine Extrawürste für VIPs. Aber DS sponsert das größte Museum der Welt ja noch bis mindestens 2025. An einigen wenigen Abenden haben die Kunden dadurch die prunkvollen Galerien ganz für sich.

Die zehn Teilnehmer des DS-Trips sind entsprechend bewegt in den langen leeren Gängen. Die Besitzerinnen und Besitzer vom kompakten DS3 bis zum deutlich wuchtigeren SUV DS7 Crossback zeigen sich von allen Programmpunkten Kanes angetan – und das ist mehr als nur Mona. Auch der plüschige Luxus des Hotel Louvre gegenüber vom Museum oder die Erlesenheit mehrerer ausgiebiger Speisenfolgen am Tag passt sichtlich zum Lebensgefühl à la française. Harte Sportsitze und technisch-unterkühltes Ambiente ist eher die Welt der Kundenbinder auf der anderen Seite des Rheins. Fahrtrainings etwa sind bei BMW- oder Audi-Fahrenden der Renner in den Kundenprogrammen.

Kundenbindungsprogramme funktionieren

Das Umgarnen der eigenen Kunden rechnet sich. Denn eine Eroberung von Fremdkunden ist nach Studien der Auto-Vermarkter rund dreimal so teuer wie das Halten der bisherigen Käufer. Die Millionen für Kundenbindungsprogramme sind also gut investiert. Der Wettkampf um die Käufer von morgen wird schließlich gerade deutlich härter und globaler. Mit Tesla, Polestar, Nio oder Lucid wollen auch junge Konkurrenzmarken aus den USA und China ein größeres Stück vom Premium-Kuchen.

Keine Loyalität mehr

Ihre Chancen stehen nicht schlecht. Bei der Elektromobilität fangen schließlich fast alle Marken ein Stück weit von vorn an beim Kampf um die Käufer. Und „betrachtet man die Entwicklung innerhalb eines Jahrzehnts, nimmt die Loyalität auf dem deutschen Automobilmarkt stetig ab”, sagt Marktforscherin Katharina Wolff von Dataforce. Nach ihren Studien bleiben nur rund 50 Prozent beim Neuwagenkauf ihrer Marke treu. Je jünger, desto geringer ist die Kundentreue. Da lässt sich der Interessent an einem Vinfast vielleicht von der Aussicht auf einen Gratis-Luxusurlaub in Vietnam anziehen. Dort hat der Hersteller seine Heimat – und besitzt praktischerweise auch die passende Hotelkette. Willkommen im Club.

 Umgekehrt setzt DS gerade in seinen Shops in Asien stark auf das französische Flair der Produkte – und hat dort neben den Fahrzeugen eine Menge weiterer Produkte „Made in Paris” im Programm seiner Clubs. Und auch in Deutschland, dem zweitwichtigsten Markt der Marke in Europa, macht Fatimata Kane nicht Halt bei zwei Museums-Wochenenden: Dieses Jahr ist noch der Besuch des Formel-E-Rennens in Berlin geplant. „Wir waren auch schon mit DS-Kunden bei der Verhüllung des Arc de Triomphe durch den Künstler Christo – und bieten immer wieder kulinarische Überraschungen”, sagt Kane. Champagner zum Einkaufspreis, Cocktail-Kurse per Video oder französische Gourmet-Boxen zum Vorzugspreis. Liebe geht schließlich durch den Magen, bei frankophilen Kunden erst recht. Bon appetit.

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