Fahrbericht: Forester XT (240PS)

Einen Boxermotor verwenden, weil das den Schwerpunkt senkt? Gleichzeitig die größte Bodenfreiheit (22 cm!) in der Klasse der Crossover und SUV-Kollegen? Klingt widersprüchlich, ist aber ein Sinnbild für die technische Leidenschaft eines Automobil-Herstellers, der scheinbar völlig ohne Marketing und Lifestyle-Department auskommt. Eine Wohltat für Autotechnik-Freunde.

Weil robuster einfach besser ist.

Im 240 PS starken Forester durch die Welt

Ja – der Innenraum wirkt, als könnte man das harte und schwarze Plastik mit dem Dampfstrahler reinigen, aber das ist gut so. Es lenkt nicht ab. Es lässt dem Fahrer die Möglichkeit, die technische Extravaganz des Forester XT zu sortieren, zu verstehen. Unter der hohen Haube, jenseits der steil stehenden Scheibenrahmen, brummt ein Turbo-Vierzylinder im Boxerformat vor sich hin. Die stärkste Variante, den 240 PS-Turbo, verkuppelt SUBARU ausschließlich mit einem stufenlosen Getriebe. Eine Getriebevariante, die kaum Verwendung findet und – eigentlich auch zu Recht – ausgestorben scheint. Die Kraft des Boxers landet nach der “Lineartronic” an einem echten Allradantrieb. Keine verkrüppelte Hang-On Lösung. Zentraldifferential und eine elektrische Drehmomentverteilung sorgen für eine zuverlässige Verteilung der Kraft.

Wer sich vom hochbeinigen Forester über Land schaukeln lässt, treibt Boxermotor und stufenlose Automatik zum Perfektions-Patt aus Drehmomentwoge und beruhigend niedriger Drehzahl an. Faszinierend, wie weit die Entwicklung des CVT-Getriebes getrieben wurde. Der Forester XT  drückt mit 350 Nm in die Schaltbox und diese versteht es tatsächlich, den Alltag immer mit der geringstmöglichen Drehzahl zu garnieren. Stufenlos bedeutet dann auch: Rucklos. Da unterbricht nichts den Vorwärtsdrang, gediegen schiebt der Boxermotor durch das variable Übersetzungsverhältnis.

[one_half] [=“notification_mark“ ]Die Basics:
[star_list]

  • 2 Wochen im Test
  • 1.661 Testkilometer 
  • Basispreis: 43.000 €
  • Testwagenpreis: 43.560 €

[/star_list]

[/one_half]
[one_half last=last] [=“notification_mark“ ]Der Testverbrauch:
[star_list]

[/star_list]

[/one_half]

 

Aufjaulen der Drehzahl? Nur, wenn man das Pedal stumpf in Richtung Asphalt drückt. Animierend wirkt  die Sport und Sport-Sharp Stellung des SUBARU Intelligent Drive. Wo andere den Tempomat-Taster unterbringen, überlässt SUBARU den XT-Fahrern das Gamepad für eine angeschärften Motor- und Getriebesteuerung. Mehr Druck gleich mehr Agilität. Im „sport-sharp“ simuliert das stufenlose Getriebe zudem: Schiebt man den Schalthebel in die manuelle Gasse mit 8 anstelle von sonst nur 6/7 virtuellen Gängen, bringt es sogar Schaltrucke mit ein. Sie und die Schaltstufen lassen sich auch per Schaltpedal steuern. Wer es mag. Auf der Autobahn kann es helfen, die Drehzahl zu halten, vor allem, wenn man zügig unterwegs ist. Ansonsten ist die CVT so gut abgestimmt, das man durchaus dem Automaten die Arbeit überlassen kann. Dass ich so etwas mal über eine stufenlose Automatik schreibe, hätte ich auch nicht erwartet.

Subaru046 Galerie Neuer forester

Förster-Mobil

Interessant wird es,  wenn man den Forester von der Landstraße abbiegen lässt. Dass man die Marke SUBARU oft im Wald sieht, hat einen guten Grund. Der permanente Allradantrieb ist ein echter und wirkungsvoller Allradantrieb. Die Kraft wird über ein perfekt symmetrisch aufgebautes Antriebslayout permanent an alle vier Räder verteilt und reagiert dank cleverer Regel-Elektronik schnell und flexibel. Der Forester lässt sich mit Wonne durch Wasserdurchfahrten jagen, bei denen andere Lifestyle-SUV vor lauter Schreck ihr Make-Up verlieren würden. Doch der Forester XT verzichtet auf optische Reize, bei ihm folgt die Form der Funktion. Er ist ein Arbeiter, ein Kletterfreund, ein echter Naturbursche und auch ein jovialer Trink-Kumpane.

Subaru028 Galerie Neuer forester

Durst hat er

Bei 240 PS aus einem Turbo-Benziner mit der Aerodynamik eines in Eiche rustikal ausgeführten Wohnzimmerschrankes bleibt der Durst nicht lange unterdrückt. Man kann mit 7.3 Liter auf 100 Kilometer auskommen, dann darf man vom lüsternen Drehmoment des Boxers nicht mal nippen. Da hält man sich besser von allen Drehzahlen jenseits der 2.000 U/min fern und rollt mit dem Wind. In der Ökorunde hatte mich jedoch der Ehrgeiz gepackt – für den Alltag sind gute 9.3 Liter zu kalkulieren.

Im weltfremden NEFZ-Drittelmix gibt SUBARU einen Normverbrauch von 8.5 Liter auf 100 Kilometer an. Das immer zu treffen, dürfte schwer werden.

Wer sich jedoch an den 240 PS des Turbos fröhlich tut, den Forester XT auf die Jagd nach Diesel-SUV auf die linke Spur der Autobahn stellt und dabei dem nachfolgenden Verkehr den Windschatten seines Lebens spendiert – der erlebt nicht nur, wie unfassbar stabil der Hochsitz über die Autobahn zu jagen ist, sondern auch Verbrauchswerte aus einer längst verloren geglaubten Welt. Vor-Ölkrisenfähige 16 Liter im Q5/X3/GLK-Jagdmodus? Kein Problem!

Der Forester XT unterwirft sich auf schnellen Autobahnkurven der Schwerkraft wie die Costa Concordia ihrem Kapitän Schettino, jedoch ohne Schiffbruch zu erleiden und mit einem soliden Gefühl von: „Das geht hier alles gut.“

Trotz großer Bodenfreiheit, komfortabler Dämpferabstimmung und breiten Geländereifen spurtet der XT gerne auch flott über lange Strecken. An die Seitenneigung gewöhnt man sich. Der Rest ist purer Spaß. Der Kick des Turbo-Benziners muss an der Tankstelle bezahlt werden, kann jedoch süchtig machen.

Subaru IMG_4582 Der neue Forester Fahrbericht

Auf der Jagd

Selbst wenn der Forester XT der Liebling der Förster ist, auch Familien werden glücklich. Die nüchterne Grundform, die steilen Scheiben, das praktische Kombiheck. Der Forester bietet ordentlich Platz. Fünf Mitfahrer und deren Urlaubsgepäck? Kein Thema. Auf nur 4.60 Metern bringt der Forester XT eine Menge praktische Tugenden mit. Der 505 Liter große Kofferraum lässt sich auf 1.547 Liter erweitern und wer die Anhänger-Kupplung nutzt, der kann bis zu 2 Tonnen an den Haken nehmen.

Fazit:

Ein pragmatischeres Automobil für 99% aller Situationen im Alltag habe ich nicht erlebt. SUBARU ist der letzte Automobil-Hersteller, bei dem man sich als Auto-Tester wirklich zum “Auto testen” animiert fühlt. Marketing-Sprüche? So genanntens Premium-ChiChi? Alles Bullshit. Ein SUBARU wird aus grundsoliden Ideen und dem Anspruch, einen Sinn, einen Zweck, eine Funktion zu erfüllen, gebaut. Das gefällt. Ist aber nichts für Menschen, die einen SUV auch mit Frontantrieb fahren würden.

 

Der Fahrzeugschein:
Hersteller: Subaru
Typ: Forester 2.0 XT Platinum
Klasse: SUV
Motor: B4
Getriebe: CVT
Antrieb: Allrad permanent
Hubraum: 1.998 ccm
Leistung / Leistung (E-Motor): 240 PS / –
Drehmoment: / Drehmoment (E-Motor): 350 Nm / –
Gewicht Fahrfertig: 1.636 kg
Von 0 auf 100: 7.5 s
Höchstgeschw.: 221 km/h
Verbrauch (NEFZ): 8.5 Liter
CO2-Ausstoß (NEFZ): 197 g/km
Emissionsklasse: EU 5
Effizienzklasse: E
cW-Wert: 0.33
Kommentar:

 

Hinweis: Die Fotos stammen von der Fahrveranstaltung zur Deutschland-Premiere des SUBARU Forester. Ich hätte  gerne eigene vom Testwagen gemacht, aber leider kam ein Parkplatz-Rempler (Fahrerflucht) dazwischen. 
Daher - mitten im August, die Fotos mit Schnee ;)