Man sollte schon einen gefestigten Charakter haben, wenn man einen FX fährt. Allzu schnell könnte sich sonst das Gefühl einstellen, man wäre in die Promi-Liga aufgestiegen. Aber es ist eben nicht die eigene Visage die von der Umwelt mit viel Beachtung belohnt wird, sondern das auffällig gezeichnete Blechkleid des Nischenmodells; Infiniti FX. Neben dem in kleiner Serie produzierten, 415 PS starken V8-Dienstwagen von F1-Star Sebastian Vettel, gibt es den FX auch mit einem drei Liter großen V6-Diesel und genau der durfte bei mir zeigen was er kann.
Crossover für Individualisten
Im Fahrbericht:
Infiniti FX30d S Black & White
Eye-Catcher oder Blender?
Die Form ist ungewöhnlich und sticht wohlwollend aus dem Einerlei der europäischen SUV-Mode heraus. Wobei der Begriff „Japan-Barock“ nicht falsch ist. Man muss es mögen, oder nicht – ein sich „daran gewöhnen“ erscheint eher schwer. Der FX verwischt die Grenzen zwischen den Fahrzeug-Gattungen und darf sich zu Recht als „Crossover“, als ein Wandler zwischen den Welten, bezeichnen.
Die Dachform und der Bogen der Fensterlinie interpretieren deutlich ein Coupé, wohingegen die von kurzen Überhängen und sachte gerundeten Flächen geprägte Karosse, hoch aufbauend auf den dominanten 21 Zoll-Felgen sitzend, als SUV verstanden werden will.
Zurückhaltung ist nicht sein Metier. Der Kühlergrill trägt alleine mehr Chrom zur Schau als ein Rapper Goldketten um den Hals. Im Kontrast zum „Obsidian“ schwarzen Lack des „Black & White Sondermodells“ wirkt die Glanz-Attacke an der Front besonders beeindruckend. Am Heck setzen die zwei großen und ebenso verchromten Auspuffrohre eine Duftmarke und die Chromspangen um das hintere Nummernschild herum, nehmen die Formensprache des Kühlergrills wieder auf. Alles in allem ist der FX für einen SUV sportlich, flach und stämmig geraten.
Der Infiniti FX30d in der Black & White Edition:
Unterwegs im FX
Handlich, er ist ungewöhnlich handlich. Der FX gehört zu der Sorte SUV mit denen die Fahrt auf Landstraßen zum Spaß-Ausflug wird. Er giert förmlich nach Kurven und seine Siebengang-Automatik hält den V6 nah an seinem Drehmoment-Maximum. Natürlich wird aus einem 2.2 Tonnen SUV kurz unterhalb der Fünfmeter-Marke auch mit der beeindruckenden Hilfe von Allradlenkung und 265er Reifen rundherum kein agiler Sportwagen, aber er bemüht sich wirklich. Auf unseren Straßen ist einzig seine Breite von knapp zwei Metern (ohne Spiegel!) eine echte Dynamikbremse. Vor allem wenn man den Spurwarner an hat. Dann piepst im Prinzip ständig irgendwas. Also den Spurwarner mit Hilfe des tief unterhalb des linken Fahrerknie versteckten Tasters deaktiviert und dem wohligen Kurvenwedeln gewidmet.
Am kleinen Dreispeichen-Lenkrad kommt Freude auf, der FX tänzelt so locker durch die Kurven, dass man erst spät und weit jenseits des üblichen Landstraßen-Tempo an das Gewicht des FX erinnert wird. Bei der Nissan-Tochter Infiniti hat man, um dem Crossover ein agiles Fahrverhalten an zu trainieren, tief in die Trickkiste gegriffen. Dämpfer die per Elektronik ihre Dämpfkraft regulieren, der voll automatische Allradantrieb und eine Allradlenkung die bis 60 km/h in die Gegenrichtung einschlägt und ab 60 km/h zusammen mit den Vorderrädern in die gewünschte Richtung zeigen. Natürlich nur minimal, aber die Wirkung ist phänomenal. Der FX fährt sich extrem handlich und agil – seine SUV-typische Adipositas ist kein Thema.
Qualität, Ausstattung, Haptik
Sieht man von den schlecht platzierten Schaltern (el. Heckklappe, el, Spiegel, ESP, u.w.) in Höhe des linken Fahrerknies ab, passt die Ergonmie im Innenraum. In der S-Premium Version werden Fahrer und Beifahrer von komfortablen Sitzen in der richtigen Position gehalten und der Fahrer kann sich die Wangen der Sitzfläche und die Breite der Rückenlehne elektrisch einstellen. Eine Sitzklimatisierung für Fahrer und Beifahrer ist ebenso in der Voll-Ausstattung enthalten, wie auch Sensoren für die Arbeit von Licht und Scheibenwischer.
Die Aufpreisliste für das S-Premium Modell ist erfreulich übersichtlich: Genau eine Option für 950 € gibt es: Metallic-Lack. Beim gefahrenen Sondermodell aus der „Black & White“ Version entfällt allerdings auch dieser Posten und so bleibt es beim „all inclusive“ Preis von 66.750 €.
„Ja aber, einen Porsche Cayenne Diesel bekommt man bereits für 62.928 €“
Das stimmt. Aber Infiniti bietet derzeit deutlich mehr Service [klick] als jeder andere Hersteller in Deutschland. Was aufgrund des aktuell noch mageren Händlernetzes aber auch sinnvoll und notwendig erscheint. Und zudem ist der Infiniti bereits vollständig ausgestattet. Ohne die Fähigkeiten des Cayenne in Frage stellen zu wollen, ein ähnliches Ausstattungs-Niveau erreicht man jedoch erst ab 85.000 €.
„Aber, was ist mit der Verarbeitung? Mit der Qualität? Der Haptik? Das ist doch ein Japaner mit Wurzeln irgendwo zwischen Nissan, Renault und den USA“
Stimmt. Der Motor wurde ursprünglich vom Konzernpartner Renault entwickelt und die Wurzeln des Infiniti liegen in den USA. Dennoch überzeugt der FX im Innenraum mit einer gelungenen Verarbeitung und einer guten Materialwahl. Keine Frage, einen Cayenne Diesel kann man deutlich exclusiver ausstatten, aber dann kommt auch schnell der Gegenwert eines kleinen Einfamilienhaus zusammen.
My Fahrersitz ist my castle
Der Motor
Mit seinen drei Liter Hubraum, verteilt auf sechs Zylinder ist der Commonrail-Dieselmotor im FX ein ganz potenter Kerl. 238 PS stark und mit der Kraft von 550 Nm gesegnet, trübt einzig eine Anfahrschwäche das Gesamtbild. Ob es der aus der Allianz mit Renault stammende V6 ist, oder eher eine Sache der Abstimmung mit dem Siebengang-Automatikgetriebe kann ich final nicht beurteilen. Gerade in der Stadt und beim rangieren fällt der leicht verzögerte Antritt des Motors auf. Einmal in Fahrt bestimmt das üppige Drehmoment die Fahrleistungen. Besonders sämig und voll fühlt sich das Kraftangebot des FX bis Tempo 180 an. Darüber hinaus braucht es ein wenig, bis die Höchstgeschwindigkeit von 212 km/h erreicht ist.
Die Schaltvorgänge von Nissans eigenem Siebengang-Getriebe sind im Alltag verschliffen und kaum merklich, das Getriebe ist nur im siebten Gang ein wenig zu lange übersetzt, davon profitieren kann allerdings der Verbrauch, sobald man es gemütlich angehen lässt.
Die Automatik stellt sich, wie das heute üblich ist, auf die Fahrweise des Fahrers ein. Wer will, greift per Magnesium-Schaltwippen in die Gangwahl ein. Besonders auf kurvigen Straßen und bergigen Routen lässt sich so die Drehmomentfülle sauber nutzen.
Leistungsdaten:
PS
238
bei 3.750 U/min
Drehmoment
550
bei 1.750 U/min
Höchstgeschwindigkeit
212
km/h
Vorteile – Nachteile – Fazit … auf der nächsten Seite geht es weiter.
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Fahrbericht Infiniti FX von passion:driving | fx50 auf bycan
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