Ooooh Karl
Erste Fahrt im neuen Opel Karl
Karl Lagerfeld ist nicht gerade der Mann, den ich mir bei einem Tête à Tête wünschen würde. Es sei denn, es geht um die neueste Sommerkollektion, die er mir selbstverständlich gratis zur Verfügung stellen würde. Beim Opel Karl sieht das allerdings ganz anders aus. Hier kann man sich eigentlich ein tägliches Stelldichein gönnen. Denn der kleine Flitzer hat alles, was Frau (und auch gern Mann) braucht. Zumindest, wenn es Stadtmenschen sind. Angefangen hat alles anno dazumal, als Adam Opel seinen Sohn auf den Namen Georg Adolph Karl taufen ließ. Und wenn die Rüsselsheimer schon den alten Herren mit einem Auto ehren, wieso nicht auch gleich den Sprössling?
Der kleine Karl ist ein ganz Großer und das trotz seiner Länge von gerade mal 3,68 Meter. Seiner Positionierung als geräumiger, vollwertiger Kleinstwagen mit Charakter und überzeugend günstiger Preisgestaltung für den Einstieg in die Opel-Welt wird er beim ersten Antesten definitiv gerecht. Wenn es auch hier und da ein wenig hakt. Beim Ladevolumen zum Beispiel. Da bietet der Karl nur 1.013 Liter. Überschaubar und doch ausreichend für den kleinen Einkauf am Wochenende. Dafür passen fünf Personen bequem rein, ohne sich die Knie zu quetschen. Bei Sitzriesen wird es natürlich wieder etwas schwieriger, aber diese würden dann wohl eher nicht zum kleinen Karlchen greifen.
Eine Ode an die Einfachheit
Alles ist an seinem Platz. Nichts wirkt überflüssig oder aufgesetzt. Der Opel Karl bietet in seinem Interieur eine überschaubare Anzahl an Funktionalität, die absolut ausreicht. Kein Knopf-Wirrwarr wie in manch anderem Opel. Simpel und Clean heißt die Devise. Dank Intelli-Link, das das Display des eigenen Handys widerspiegelt, wird auch die Navigation bedeutend einfacher. Auch wenn es hier immer noch einer guten Mobilfunk-Leitung bedarf. Für den Auslandseinsatz wohl eher unpraktisch, aber mit dem kleinen Karlchen möchte man auch eher in der heimischen Stadt herumfahren. Hier wiederum ist er ganz weit vorn, besonders, wenn man sich plötzlich in einer vollen Einkaufspassage wiederfindet. Zum Glück sind die Holländer entspannt und bestaunen den kleinen Flitzer eingehend, ehe sie ihn durchwinken. Das Navigationsgerät hat es zumindest gut gemeint. Die Aussicht konnte sich sehen lassen. Dank geschwindigkeitsabhängiger Servolenkung mit City-Modus war diese Herausforderung schnell gemeistert. Nur der Wendekreis lässt ein wenig zu wünschen übrig.
Sollte aber doch mal ein Passant vor die kleine Stupsnase des Karl geraten, hilft der Opel Onstar Service, der 24/7 an jedem Tag im Jahr Bereitschaftsdienst hat, gern aus. Zum Glück war das bei der Testfahrt der etwas anderen Art nicht notwendig. Der gern bestaunte Opel Karl 1.0 Ecotec zeigt sich ganz im Opel Design. Eine kurze, knackige Gestaltung mit klarer Linienführung, einem freundlichen Gesicht und Klarglas-Scheinwerfern im Adleraugen-Look verleihen ihm das typische Aussehen. Eine dynamische Seitenführung mittels horizontal verlaufender Linien und eine stimmige Heckgestaltung mit optisch verbundenen Rückleuchten runden das Äußere ab. Sein komplett neu konstruierter Vollaluminium-Dreizylinder mit 75 PS bieten für die Stadt einen tüchtigen Motor, der zwar ein wenig braucht, bevor er auf Touren kommt, aber sich dann im Stadtverkehr von seiner zügigen Seite zeigt.
Oooh Karl, oooh Mio
Schon ab einem Basispreis von 9.500 Euro ist der Opel Karl zu bekommen. Allerdings kriegt man hier wirklich nur einen Motor samt Auto drum herum. Ganz einfach und simpel. Wer ein wenig „mehr“ möchte, kann sich aus 10 verschiedenen Lackierungen, drei Ausstattungsvarianten und vielen kleinen Extras sein eigenes Karlchen zusammen stellen. Hier schnellt der Preis aber gern ganz flott nach oben und plötzlich wird man schnittige 15.000 Euro los. Doch in dem Segment immer noch ein annehmbarer Preis, bekommt man hier schon fast alles, sogar ein Panorama-Glasschiebedach.
Wer noch ein bisschen warten kann, darf sich ab Herbst 2015 zusätzlich über das neue Intelli-Link-Infotainment-System, das mit Apple CarPlay und Android Auto kompatibel ist und Apps vom Smartphone auf den Bildschirm spiegelt, freuen. Zusätzlich ist dann auch der Telematikdienst OnStar erhältlich, unter anderem mit LTE-Internetzugang über eingebaute SIM-Karte, WLAN-Hotspot, Notruf und persönlichem Assistenten.
Fazit:
Der kleine Karl ist ganz groß, wenn man es einfach und simpel mag. Der bequeme Cityflitzer bietet alles, was man von einem Stadtauto erwarten kann. Mehr darf man aber auch nicht erwarten. Er ist praktisch, funktional und sympathisch. Mehr braucht man auch nicht. Bleibt nur abzuwarten, ob es irgendwann auch einen Opel Adolph oder einen Opel Georg geben wird. Die Opel Erben bieten dafür ja genug Inspiration.
Weitere Impressionen:
Fahrbericht: Simone Amores Fotos: Simone Amores / Robert Basic