Fahrbericht: Porsche Cayenne Turbo GT

Porsche legt bei seinem Spitzen-SUV nach und bringt als neues Top-Modell den Porsche Cayenne Turbo GT. Der größte Porsche löst damit die Eintrittskarte zum exklusiven Tempo-300-Klub.

Bei den wohlhabenden Familienvätern unter den Porsche-Fans können die Sektkorken knallen. Endlich bietet ihre Lieblingsfirma einen dicken Cayenne im sportlichen Coupé-Kleid, dessen Tachonadel auf der Zahl 300 zittern kann.

Teurer Spaß

Diese magische Marke schafft selbst das immer noch stärkste Porsche-SUV nicht, das als Hybrid mit Unterstützung eines E-Motors auf eine Systemleistung von 500 kW680 PS kommt. Im betont auf Sportlichkeit ausgelegten Turbo GT wurde die Leistung des bekannten Vierliter-V8-Biturbo-Triebwerks auf 471 kW/640 PS gesteigert. Er setzt sich mit 196.000 Euro auch an die Spitze der Cayenne-Preisliste. Mit ein paar Extras springt er locker über die 200.000er-Hürde. Im Hause Porsche würde man für etwa dieses Geld auch ein 911 Turbo Cabrio bekommen. Das allerdings ist nur ein Zweisitzer, ausschließlich auf festen Straßen zu Hause und insofern nur bedingt alltagstauglich.

Fahrbericht: Porsche Cayenne Turbo GT

Ein neues Modell aus Zuffenhausen also, das sich von allen Diskussionen unbeeindruckt zeigt, ob es um das Gewicht solcher „Stadtgeländewagen“, den hohen Verbrauch oder die gewaltige Motorleistung geht. Im Gegenteil: Die Kritiker werden von Provokation sprechen und nach dem Gesetzgeber rufen. Egal, welche Ingenieurskunst oder welche Detailarbeit im Cayenne Turbo GT steckt. Vom Fahrspaß ganz zu schweigen.

Der Porsche Cayenne kann schnell

Insofern ist die erste Begegnung mit dem 4,94-Meter-Brocken auf der beschaulichen schwedischen Insel Gotland zwiespältig. Die Lust auf einen heißen Ritt auf einer über sieben Kilometer langen Insel-Rennstrecke oder doch eher die Last, dass solche Art von Autos wohl längst aus ihrer Zeit gefahren sind. Die Zahlen sprechen für sich: Der 2,22-Tonnen-Bolide braucht nur 3,3 Sekunden bis Tempo 100 erreicht ist. Die Automatik tobt sich energisch dank verkürzter Schaltzeiten durch ihre acht Gänge. Das sogenannte „Traktions-Management“ wurde ebenfalls der höheren Leistung angepasst und hält den Cayenne Turbo dank ausgefeilter Elektronik selbst dann auf der Straße, wenn in einer schnellen Kurve das äußere Räderpaar mal neben der Piste nach um Bodenhaftung ringt.

Die 22-Zoll-Schlappen sind 2,5 Zentimeter breiter als gewohnt, die genial zupackende Keramik-Bremse ist ebenso serienmäßig wie die Luftfederung oder die Hinterachslenkung. Dieser Cayenne bietet ein Best-Of aller feinen Technikextras, die bei den anderen Modellen hohen Aufpreis kosten. Ein weiteres Beispiel ist die Wankstabilisierung, die zum Beispiel in Kurven der Seitenneigung des recht hohen Cayenne entgegenwirkt und den Kontakt der Räder zur Fahrbahn in Millisekunden wieder herstellt. Der Dachspoiler schiebt sich je nach Tempo aus seiner Ruhestellung und erhöht den Anpressdruck auf die Hinterachse um 40 Kilogramm.

Spaßmobil

Alles schön und faszinierend, vor allem bei dem Versuch, einen Profi auf einer Rennstrecke nicht aus den Augen zu verlieren. Adrenalin mischt sich mit Ehrfurcht vor der möglichen Geschwindigkeit, die Spurtkraft auf langen Geraden steigert den Puls und schwillt vor langgezogenen Biegungen weiter an. Das also ist der Fahrspaß, den die Porsche-Enthusiasten so lieben. Ein Spiel mit den überragenden Fähigkeiten der Technik, auch wenn Normalfahrer deren physikalische Grenzen nicht annähernd erreichen werden und wohl auch nicht wollen.

Fahrbericht: Porsche Cayenne Turbo GT
Fahrbericht: Porsche Cayenne Turbo GT

Braucht man den Porsche Cayenne Turbo GT?

Die meiste Zeit wird sich auch so ein Super-Cayenne im realen Leben bewegen, auf Landstraßen hinter Trucks einordnen oder im Stadtverkehr vor einer roten Ampel verharren. Vielleicht transportiert er dank bis 1.464 Liter Stauraum auch die Gartenmöbel für die Grillparty oder das Urlaubsgepäck. Da fragt keiner mehr nach 640 PS oder 300 km/h Spitze. Das Stuttgarter Rennpferd in Haflinger-Dimension kann auch Lastesel oder Komfortkutsche bei der Landpartie. Nur bei dieser Art von Alltagsnutzung begnügen sich die acht Zylinder und ihre zwei Turbo-Gehilfen mit weniger flüssigem Futter. Angesichts der Leistung mag da ein Schnittverbrauch von knapp zwölf Litern noch angemessen sein.

Fahrbericht: Porsche Cayenne Turbo GT

Wer mit einem Cayenne ans Spritsparen denkt, kann in der Preisliste stöbern und findet unter den 13 Versionen immerhin vier mit einem Plug-In-Hybrid-Antrieb, der dem Benzin-Hunger dank eines zusätzlichen elektrischen Motors entgegenwirkt. Keine Sorge, auch die Hybriden rennen 250 km/h und mehr.

Fahrbericht: Porsche Cayenne Turbo GT
Fahrbericht: Porsche Cayenne Turbo GT

Technische Daten

Fünftüriges SUV der Luxusklasse mit fünf Sitzen, Länge: 4,94 Meter, Breite 2,00 (mit Außenspiegeln 2,19 m), Höhe: 1,64 Meter, Radstand: 2,90 Meter, Kofferraumvolumen: 547 – 1.464 Liter. Liter, Leergewicht: 2.220 kg

Vierliter-Benziner mit Bi-Turbo und acht Zylindern, 471 kW/640 PS, Drehmoment: 850 Nm/2.300-4.500 U/min. Allradantrieb, 8-Gang-Automatik, 0-100 km/h: 3,3 s; Vmax: 300 km/h, Normverbrauch nach WLTP: 11,9 Liter/100 Kilometer, CO2-Ausstoß: 271 g/km, Effizienzklasse F

Preis: ab 196.078 Euro

Kurzcharakteristik


Warum: Weil Porsche seine Cayenne-Familie um einen echten Sportwagen ergänzt
Warum nicht: Weil man zeitgemäß unterwegs sein will und sich lieber für einen elektrischen Porsche Taycan entscheidet
Was sonst: Die anderen im 300-km/h-Club wie Lamborghini Urus oder Bentley Bentayga

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