Fahrbericht Mercedes-Benz C250T CDI 4matic

Ich könnte es mir an dieser Stelle sehr einfach machen und schreiben: Die Kombiversion der C-Klasse ist mit dem Daimler’ischen Zusatz 4matic für den Allradantrieb und in Verbindung mit dem Streber-Diesel 250 eine perfekte Wahl für jeden Autofahrer. Punkt.

Damit hätte ich alles gesagt und vollständig erwähnt, welche Details aus dem ehemals stupiden Handwerker-Kombi mit Stern auf der Haube, eine kleine Luxusflucht für Außendienstmitarbeiter werden lässt. Und ich hätte das Gesamtergebnis umfassend genug zusammen gefasst.

Auch wenn ich mir vorgenommen habe, die extra langen Fahrberichte ein wenig einzudampfen, so einfach mache ich es mir dann doch nicht – also denn, auf zum Fahrbericht über das:

Mercedes-Benz C250 CDI 4matic T-Modell

Kein Taxi gerufen und dennoch zufrieden im Daimler unterwegs gewesen.

Allrad, Diesel und Kombi – Autofahrer-Herz was willst Du mehr?

Klassischer Kombi: So sehr die Verkaufszahlen der SUV, Kompakt-SUV und Crossover-Modelle durch die Decke gehen, der klassische Kombi ist noch nicht ausgestorben und Mercedes-Benz gehört traditionell zu den Marken, die immer einen hohen Anteil an “Kombinationskraftwagen” in den eigenen Verkaufsstatistiken führen kann. Die C-Klasse “T” macht da keine Ausnahme. Dabei wirkt auch die jüngste modellgepflegte C-Version noch immer so bieder, als müsste sie eine Dienstwagen-Ausschreibung im Vatikanstaat gewinnen.

Potenter Diesel:  Mercedes, Taxi, Diesel – Finde den Fehler? Kein Fehler vorhanden. Es ist eine ebenso klassische wie erfolgreiche Kombination. Effizienz und Langlebigkeit sind die Pfeiler des Daimler’ischen Erfolgs unter den Droschken-Kutscher. Mit dem 250 Diesel schießen die Stuttgarter jedoch den Vogel ab. Selten war ein Dieselmotor so wenig Diesel wie dieses Triebwerk. Leistung, Effizienz und Drehfreude sind diesem modernen Bi-Turbo-Dieselmotor so nachhaltig angezüchtet geworden, als müsste das Phlegma der alten W123 Diesel mit Nachdruck in die Geschichtsbücher der Marokkanischen Taxifahrer-Gewerkschaft befördert werden.

Cleverer Allrad: Power is nothing without control – so der Werbe-Claim eines Reifenherstellers und wer dem vermeintlich unbedarftem Mercedes-Kombi-Käufer einen 500 Nm starken Power-Diesel einpackt, der ist durchaus in der Pflicht, dafür Sorge zu tragen, dass diese Kraft nicht in blauen Reifenqualm aufgeht. Mit dem Daimler’ischen 4matic-System ist hierfür dann auch Sorge getragen.

Was das Herz begehrt? Ein sparsamer Diesel. Ein kraftvoller Diesel. Ein dynamischer Diesel und das alles mit Allradantrieb, Automatik und verpackt in die unauffällige Hülle eines Kombis.  Mission Accomplished?

  • Modellbezeichnung: Mercedes-Benz C-Klasse
  • Ausstattung:  Avantgarde
  • Testwagenpreis: 66.033,10 €
  • Grundpreis Baureihe: 45.904,25 €
  • Hubraum: 2.143 ccm³
  • Leistung: 204 PS
  • Höchstgeschwindigkeit: 230 km/h
  • Beschleunigung: 0-100: 7,4  Sekunden

Doomsday beim Mercedes-Händler:

Es bleibt ein steter Quell der Überraschungen. Da kostet eine famose C-Klasse in dieser Kombination mit dem ebenso effizienten wie sportlichen Dieselmotor in Serie 45.000 Euro und dennoch schafft es man es mühelos weitere 21.000 Euro an Extras in das Fahrzeug zu packen.

Beispiele gefällig, weswegen jeder – und ich meine damit wirklich jeden Käufer einer C-Klasse – nicht ohne diesen jüngsten Tag der Offenbarung, aus dem eitlen Kampf mit der Aufpreisliste herausgeht?

Da wäre zum Beispiel das “Intelligent Light System” eine Bi-Xenon Scheinwerfer-Ausführung mit Fernlicht-Assistent, Kurvenlicht und angepasster Lichtverteilung je nach Fahrsituation – und wer dieses Manifest der Lichtwerdung in auch nur einer einzigen dunklen Nacht erlebt hat, der wird den Haken auch dann setzen, wenn dafür eben weitere 1.660,05 Euro fällig sind.

Oder die Sitzklimatisierung der vorderen Sitze: Sitzheizung ist für Hartz4-Empfänger, wer wirklich Eindruck schinden will, der lässt sich seine Sitzgarnitur nicht nur anwärmen, sondern auch mit frischer und kühler Luft durchfluten. Das wirkt auch im Winter als Wohltat – eine Art Lufthauch-Fangobad für gestresste Rückenmuskel. Meine Lieblings-Einstellung war hier die Sitzheizung auf 2 und die Lüftung auch auf 2 und dann wärmt die Sitzheizung den Rücken und die stete Lüftung der Sitzfläche sorgt für eine Luftzirkulation die “schwitzen” und unangenehme Hotspot-Bildung vermeidet. Schlichtweg genial und jeden einzelnen Euro des 1.285,20 Euro kostenden Aufpreises wert!

Am Ende pfeffert man die stolze Summe von fast drei neuen Dacias, in Form von kleinen Extra-Haken auf der Bestellliste, über den Tisch des freundlichen Mercedes-Händlers. Schon ein wenig, äh: Merkwürdig.

Dazu muss ich etwas sagen:

Dieselwumme:

204 PS und 500 Nm zwischen 1.600 und 1.800 Umdrehungen sind die Leistungsdaten des energisch zu Werke gehenden Bi-Turbo-Diesels. Und wer es nicht erlebt, der wird es nicht glauben – diese kühne Leichtigkeit mit der dieser Selbstzünder über das Drehzahlband in Richtung 4.200 Umdrehungen sprintet. Einen sportlicheren Diesel wird man in der Mittelklasse nicht finden!

Siebengang-Automatik:

Daimler ist stolz auf die selbst entwickelten und selbst gefertigten Siebengang-Automatikgetriebe. Aber gerade in diesem Testwagen war ich vom Daimler-Automaten nicht überzeugt. Zu ruppig die Arbeitsmoral, zu  hektisch der Alltag. Hier hätte ich mir einen Achtgang-Automaten eines anderen großen Herstellers gewünscht. Dennoch, es bleibt eine Aussage von Bestand: Wenn Daimler, dann Automatik!

Taxifahrer:

Nicht nur der Klang des Öl-Brenners unter der besternten Motorhaube, auch die barocke Gestaltung des Innenraums erinnert eher an funktionsorientierte Droschken des Öffentlichen Nahverkehrs, denn an einen Wagen mit dem stolzen Gegenwert von 66.000 Euro. Die C-Klasse ist 2013 im letzten Jahr ihres Modellzyklus – ich denke wir werden gegen Ende des Jahres bereits die ersten klaren Bilder einer neuen Generation präsentiert bekommen. Und dann dürfte die Zeit dieser übertriebenen nüchternen Funktionalität auch in der C-Klasse abgelaufen sein. Orientiert man sich am Lifestyle der neuen A-Klasse, dürfte auch die C-Klasse moderner werden.

Garantie:

Ja warum eigentlich nicht einfach mal den eigenen Claim: ” Das Beste oder Nichts” auch mit einer echten Aussage zur Langzeit-Qualität untermauern? Warum nicht einfach mal sagen: Jawohl, unsere Autos sind so gut – wir geben auf diese Fahrzeuge gerne 5-Jahre Garantie (oder mehr!).

Es würde einem deutschen Premium-Automobil-Hersteller gut zu Gesichte stehen, würde er die Kundenfreundlichen langjährigen Garantieversprechen nicht nur den Asiaten überlassen. Hier könnte man mit einem Statement zur eigenen Qualität, einen echten Eindruck hinterlassen!

Mängel?

Warum muss man in Stuttgart eigentlich beim Thema Lenkstockhebel alles anders machen, als die restliche Automobilindustrie?  Warum müssen nahezu alle Funktionen links in den Blinkerhebel gepackt werden? Ich kann es nicht verstehen – ich sehe keine Vorteile und ich habe zigmal den Distronic-Plus Hebel (Tempomat mit Abstandsrader) mit dem Blinkerhebel verwechsel und andersherum. Das nervt!

Wer dem SUV-Herdentrieb nichts abgewinnen kann, der fährt in einer C-Klasse mit Allradantrieb, Automatik und Vorzeige-Diesel beinah die Automobile-Quadratur des Kreises.

Die Preisgestaltung und vor allem die Aufpreisliste ist eine K.O.-Erklärung für jedes Arbeitnehmer-Girokonto.

  • Testverbrauch min:  4.9l auf 100km
  • Testverbrauch max: 10.2l auf 100km
  • Testverbrauch Schnitt: 6.5l auf 100km

Perfekt:

  • Sitzposition und Einstellmöglichkeiten für den Fahrer.
  • Der Dieselmotor der ein Sportmotor sein will.
  • Das Narrensichere Fahrverhalten.

Vermisst:

  • Mehr Persönlichkeit und Individualität im Innenraumkonzept.
  • Den Wischerhebel rechts.

Geht gar nicht:

  • Die Aufpreisliste.

Komfort – 19 von 25 Punkten

  • Federung leer:  4 von 5 Punkten
  • Federung beladen:  4 von 5 Punkten
  • Fahrgeräusche innen: 4 von 5 Punkten
  • Serien-Ausstattung: 3 von 5 Punkten
  • Assistentsysteme: 4 von 5 Punkten

Fahrverhalten – 21 von 25 Punkten

  • Kurvenhandling: 4 von 6 Punkten
  • Stabilität Vmax:  6 von 6 Punkten
  • Fahrspaß subjektiv: 2 von 3 Punkten
  • Beschleunigung: 3 von 4 Punkten
  • Grenzbereich: 6 von 6 Punkten

Kosten – 16 von 25 Punkten

  • Grundpreis: 2 von 6 Punkten
  • Ausstattungaufpreis:  2 von 6 Punkten
  • Verbrauch: 6 von 6 Punkten
  • Wartung: 2 von 3 Punkten
  • Wertverlust: 4 von 4 Punkten

Antrieb – 20 von 25 Punkten 

  • Laufkultur des Motors: 5 von 6 Punkten
  • Beschleunigung: 4 von 5 Punkten
  • Höchstgeschwindigkeit: 3 von 4 Punkten
  • Getriebe: 2 von 4 Punkten
  • Traktion: 6 von 6 Punkten

Punktzahl gesamt: 76 / 100 Punkten

Fazit:

Taxifahrer vertrauen auf Mercedes-Benz und auch der Papst fährt einen Daimler (M-Klasse Sonderdingens)

Mir persönlich war Mercedes-Benz immer zu “bieder”, zu wenig “jugendlich” – aber mittlerweile bin ich dem Jugendalter ja lange entflohen und in der C-Klasse habe ich mich pudelwohl gefühlt. Ich fand den C250 CDI 4matic sogar deutlich passender für mich selbst, als die M-Klasse mit dem gleichen Antriebs-Paket.  Über diese erfolgreiche Umsetzung von einem Motor (250er Diesel) in gleich drei Fahrzeugkonzepten werde ich übrigens noch einen eigenen Blogbeitrag schreiben.

Diese C-Klasse ist in dieser Kombination aus kraftvollem Diesel, cleverem aber unauffälligem Allradantrieb und dem bewährten Konzept eines Kombimodells einfach ein Automobil, dass wirklich viele Wünsche erfüllen kann.

Macht Autofahrer-Herzen glücklicher – das sagt auch die Punkte-Wertung:

Ranking: 76 von 100 Punkten

Da gibt es keinen Spielraum  für Diskussionen:  Die Punkte ergeben ein Gesamt-Ranking und sind über alle Fahrzeugklassen vergleichbar – da direkt objektiv auf Modellklasse und Zielgruppe eingerichtet. Je mehr Punkte, desto besser ist das Fahrzeug. Ein Sportwagen kann keine 100 Punkte erreichen, weil der Alltagsnutzen gering ausfällt. Ein Familien-Van fällt eventuell in der “Straight-Performance” durch. Das Ranking ist natürlich ein völlig subjektives – es ist das mein-auto-blog Ranking. Bjoern Habegger

P.S.: Der Kaufpreis des Testwagen macht Girokonten allerdings unglücklich!

Mein Testurteil ist  unverkäuflich und wurde daher ohne Einfluss und Kontrolle des Herstellers erstellt!
Dennoch: Danke an Mercedes-Benz  für das Testfahrzeug.

Text: Bjoern Habegger | autohub.de | 2013 |  by-nc-nd

Fotos: offen

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