Für wen lohnt sich der Plug-in Hybrid GLC 350e?

Ein SUV mit einem Coupé zu kreuzen, ist das eine. Dem Fahrzeugklassen-Hybrid dann auch noch einen Hybrid-Antriebsstrang zu verpassen, etwas ganz anderes. Mercedes-Benz setzt für die Zukunft auf eine Elektrifizierung der Fahrzeuge, die erste Ausbaustufe sind die aktuellen Plug-in Hybridmodelle. Die Coupé-Version des GLC bietet jedoch erstmalig eine spannende neue Kombination. 

Mercedes-Benz GLC Coupé 350e

Ein Sport-SUV mit Stecker?

Automobil-Hersteller bedienen sich der eigenen Baukästen und realisieren mit weniger Aufwand mehr Modelle. Ohne diesen technologischen Baukasten wären viele Varianten überhaupt nicht umsetzbar. Zu hoch die Kosten für Sonderlösungen. Auch für den Plug-in Antriebsstrang besitzt Mercedes-Benz einen Baukasten. S-Klasse und GLE erhalten einen V6-Benziner, einen 85 kW starken E-Motor und eine 8.7 kWh große Batterie. Die C-Klasse und E-Klasse als Plug-in Hybrid müssen mit einem gut 6 kWh großen Akku und einem 65 kW starken E-Motor auskommen. Die E-Klasse erhält hierzu die 9-Gangautomatik, die C-Klasse die 7-Gangautomatik, beide den 2 Liter Vierzylinder Turbobenziner.

Im neuen GLC Coupé werden nun Batterie und E-Motor aus den großen Brüdern (S- und GLE) verbaut, kombiniert mit dem “kleinen” Turbo-Benziner. Eine Kombination, die mehr Gewicht, mehr Wert, den größeren Focus auf die E-Komponenten legt und damit den Plug-in Gedanken deutlich mehr in den Blickpunkt rückt.

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Bis zu 34 Kilometer elektrisch

Mit 8.7 kWh ist die Batterie des GLC 350e noch immer deutlich kleiner als bei unserem Dauertestfahrzeug, dem Mitsubishi Outlander Plug-In Hybrid. Allerdings setzt Mercedes-Benz auch einen größeren Focus auf die Hybrid-Strategie im Ganzen und weniger auf den rein elektrischen Alltag.

Die nach NEFZ-Norm ermittelten 34 Kilometer elektrische Reichweite sind für unseren Dauertester bereits die Normalität, für den GLC 350e sollte man eher mit knapp 20 Kilometern rechnen.

Mercedes-Benz GLC Coupe 008 Test erste Fahrt Fahrbericht

Erste Fahrt im GLC 350e

Binnen 5.9 Sekunden soll die Systemleistung von 320 PS das SUV-Coupé in Richtung Landstraßen-Tempo beschleunigen. Durchaus vorstellbar. Doch bei der ersten Ausfahrt war der Gedanke eher: Gleiten lassen. Allerdings offenbaren SUVs wie der GLC, ganz egal ob Coupé oder nicht, ein konzeptionelles Problem. Die Ruhe, der Frieden, dieses nervenschonende elektrische Fahren, lassen sich kaum als Vorteil genießen, da bereits so, ab Werk, dank Doppelverglasung und viel Dämmung, primär nur die Reifenabrollgeräusche wirklich wahrgenommen werden. Und die bleiben. Auch im elektrischen Modus.

Die Platzierung des E-Motors zwischen Benziner und Automatikgetriebe ermöglicht die Nutzung der sieben Gangstufen für den E-Motor und damit eine noch effizientere Nutzung der Bereiche, in denen der e-Motor am wirkungsvollsten arbeitet.

Gefühlvoll und sanft rollt der GLC 350e elektrisch an. Selbst ein leises Surren vom E-Antrieb ist kaum noch zu vernehmen. Elektrisch einen Hügel hinauf, auch kein Ding. Der E-Motor stellt 340 Nm ab Drehzahl Null zur Verfügung und steht dem Benziner damit kaum nach. Dessen 350 Nm wollen von 1.200 bis 4.000 genutzt sein.

Es ist das entspannte Rollen des E-Antriebs, mit dem man Käufer überzeugt. Vollends still. Kaum spürbare Gangwechsel, allseits mit genug Reserven. Was der E-Motor alleine nicht kann, nimmt der binnen Wimpernschlag anspringende Turbo-Benziner auf sich. Dass man hier – so lange die Batterie wenigstens 20% Leistung besitzt – mit der Kraft nicht geizen muss, man spürt und genießt es.

Vorstellung Mercedes-Benz GLC

Mercedes-Benz GLC Coupe 082 Test erste Fahrt Fahrbericht

Leichtbau beim SUV?

Die schiere Größe – immerhin sind es 4.73 Meter Grundlänge, die großen Räder, der Allradantrieb, die Batterie, der E-Motor, der Komfort, die ganzen Features und Assistenzsysteme  -man sieht die Bemühungen, ein Eierlegendes-Wollmilch-Rennpferd zu erschaffen, auch auf der Waage. Nicht einmal Full-Size Größe, wiegt der GLC 350e dennoch 2.040 Kilogramm. Es wäre noch mehr gewesen, hätte man sich nicht fleißig am leichten Aluminium bedient. Kotflügel vorne, Motorhaube und Dachhaut, Crashboxen und Frontend, dazu Achsen und Träger – alles aus Aluminium. Man gibt sich also wirklich viel Mühe. Und man spürt es am Fahrverhalten.

Der GLC 350e fährt sich als Coupé relativ leichtfüßig. Agil möchte man fast sagen. Sportlich? Im Rahmen des Möglichen.

Die Reichweiten-Frage

Bis zu 135 km/h schnell, bis zu 34 Kilometer weit, aber auf keinen Fall beides auf einmal. Mit der “größeren” der vorhandenen PHEV-Batterien. Mercedes wird schon bald die elektrischen Reichweiten aufbohren. Neue Generationen von Batterien, gleich groß, aber mit einer höheren Leistungsdichte, stehen bevor – damit werden in der nahen Zukunft neue elektrische Reichweiten möglich.

Ein anderer Kritikpunkt ist der lahme Ladeanschluss, für den man sich bei Mercedes-Benz noch einmal entschieden hat. Mit 3.6 kW lässt sich das  GLC 350e Coupé über einen Mennekes-Stecker hinten rechts in der Stoßstange laden. Da wäre mehr machbar. Und wie bei der Batterie-Größe, so zählt auch beim Ladestandard jedes kW. Das ist wie früher mit dem Hubraum.

Mercedes-Benz GLC Coupé – Der Plug-in Hybrid – Das Fazit

Reichen 34 (realistische 22) Kilometer? Gewöhnt man sich an die Sache mit dem Stecker? Ergibt der Plug-in GLC 350e im eigenen Alltag einen Sinn? Das sind Fragen, die man sich stellen muss. Wer viel fährt, der entscheidet sich die nächsten 5-10 Jahre noch für einen Diesel. Der Vertreter für den 220d, der Chef für den 350d. Wer es sich leisten kann, das Schöne mit dem Sinnvollen zu verbinden – wer ein GLC Coupé zum Beispiel für die Frau anschafft, wer eine Garage hat, selten lange Strecken fährt – für den ist das GLC 350e Coupé genau die richtige Wahl. Es scheint einzig, als wäre die Zielgruppe noch sehr überschaubar. 

Fakt ist: Wem das GLC Coupé nicht auf den ersten Blick gefällt, der sollte sich einen zweiten Blick gönnen. Auch bei mir hat es ein wenig gedauert, aber dann … ach – und aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Bereits 20 Kilometer elektrisch sind nicht verkehrt und die Sache mit dem Stecker, die ist nur halb so wild!

Der Preis ist noch nicht bekannt.

Mercedes-Benz GLC Coupe 110 Test erste Fahrt Fahrbericht

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