Felix Baumgartner beim 24h-Rennen

Wenn Motorsport zum PR-Stunt wird

Ein paar Gedanken zum Einsatz von Felix Baumgartner:

Wer wünscht sich nicht, seine Kindheitsträume in die Realität umsetzen zu können? Den meisten von uns bleibt dies vergönnt, ein paar wenige erhalten diese Chance. Felix Baumgartner sprang im letzten Jahr aus einer Kapsel in der Stratosphäre hinab auf die Erde. Es war ein waghalsiges Manöver und nicht wenige sagten, hierfür braucht es vor allem eines: Die Lust am Wahnsinn. Felix Baumgartner tat etwas, wozu zweifelsohne eine gehörige Portion „Cojones“ gehört. Ob der Wahnsinn mit von der Partie war – keine Ahnung. Er tat es im Umfeld einer hoch professionellen Medienarbeit von RedBull.  RedBull ist schon lange mehr als nur eine Koffein-Brause. RedBull ist vor allem ein Medien-Imperium.  Und wer sich mit den z.T. gefährlichen Sportarten beschäftigt die von RedBull vermarktet werden – der kommt auch an diesem Video nicht vorbei:

Aber es soll ja gar nicht um RedBull gehen, denn die Idee zum Einsatz von Felix Baumgartner beim 24h-Rennen kommt anscheinend alleine aus dem Hause Audi.

Nun hat sich die Audi-Sportabteilung in den Windschatten des Medien-Erfolges von Felix Baumgartner gehängt. Und wenn man Felix Baumgartner bei der Pressekonferenz zum pre24h-Rennen vor zwei Wochen zuhörte, so war das Rennen fahren schon immer ein „Buben-Traum“ von ihm. Und das 24h-Rennen auf dem Nürburgring die größte Herausforderung.

2014 will Felix Baumgartner am 24h-Rennen in der Eifel teilnehmen. 

Audi ermöglicht ihm diesen Traum und bereitet ihn entsprechend auf den Einsatz vor. Anders als von Profis empfohlen, startet Felix Baumgartner jedoch nicht in einem langsamen Fahrzeug, es muss gleich die Königsklasse am Ring sein, ein GT3-Fahrzeug mit soviel Druck, um den Österreicher notfalls wieder ins All zu schießen. Um das Potential eines GT3-Rennwagen zu nutzen, reicht es jedoch nicht aus lebensmüde Stunts vollführt zu haben. Das war an den Rundenzeiten der Startnummer 22 gut abzulesen. Wann immer der R8 LMS ultra Zeiten über 9 Minuten fuhr (VLN Lauf 3), saß Felix Baumgartner am Steuer. Lagen die Zeiten wieder auf dem Niveau der anderen SP9-Fahrzeuge, steuerte Pierre Kaffer den Rennwagen über das Eifelrund. Das bei der Vorbereitung bereits zwei Fahrzeuge zu Kernschrott verwandelt wurden, dazu gibt es keine Aussage und in den üblichen Medien ist dafür auch kein Platz. Talent ist das eine, Rennen fahren in der grünen Hölle – etwas ganz anderes.

Motorsport vs. Medienstunt

Es ist ein PR-Stunt den Audi hier vollführt. Die Risiken? Sie sind anscheinend kalkulierbar, oder?

Die Meinungen hierzu sind kontrovers und das ganze Vorhaben wird im Fahrerlager heiß diskutiert. Auf der einen Seite steht die Meinung: Na klar, wer würde diese Chance nicht ergreifen? Und sicherlich, als Nicht-Profi in einen GT3 zu steigen, bedarf mindestens drei Eiern. Aber auf der anderen Seite steht die Frage nach dem Sinn des Motorsports? Geht mit Geld alles? Es gibt viele Talente denen der Aufstieg in eine höhere Klasse verwehrt bleiben – mangels Sponsor.
Nicht das Talent entscheidet – der Sponsor entscheidet. Das aber führt den Motorsport in eine Sackgasse.

Wenn Medienprofis den Motorsport für sich entdecken, dann führt dies selten zum Wohle des Motorsports. Und ein 24h-Rennen braucht eigentlich keinen weiteren Promi mit Drang zur Selbstverwirklichung. Es gibt bereits genug Herrenfahrer die sich in schnelle Porsche eingekauft haben und dann, mit mangelnden Kenntnissen der Strecke, selbst kleineren Fahrzeugklassen im Weg stehen.

Audi R8 #22

Man kann einem Rennstall nicht vorschreiben, wen er verpflichtet. Die Motorsport-Historie ist voll mit Beispielen von Promis, die sich im Rennwagen versucht haben. Die Nordschleife und speziell das 24h-Rennen ist jedoch eine Veranstaltung mit wenig Spielraum für Fehler. Wer hier nicht aufpasst, der landet schnell in der Leitplanke, oder dahinter.

Schlechtes Wetter und miese  Sichtbedingungen sind ebenso üblich – es wird spannend wie weit sich Felix Baumgartner noch verbessern kann. Und wie die Strategie von Audi am Ende aussehen wird.

Felix Baumgartner fährt übrigens einen R8 mit Werbung für die Audi Driving Experience – und dort kann sich jedermann zum Rennfahrer ausbilden lassen. Das nötige Kleingeld vorausgesetzt. 

 

 

 

 

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