Fragen und Antworten zum Reifenwechsel: Die Wintersaison naht

Dutzende Größen, hunderte Hersteller, tausende Modelle: Das Reifenangebot ist groß und unübersichtlich. Doch in sieben Schritten lässt sich der richtige Saison-Pneu finden.

Noch sind die Temperaturen recht mild. Doch der Winter naht. Zeit also, sich mit dem Reifenwechsel zu befassen. Und einige Fragen zu klären.

Brauche ich neue Winterreifen?
Reifen sollten spätestens gewechselt werden, wenn sie älter als zehn Jahre oder zu stark abgefahren sind. Auch wenn der Gesetzgeber mindestens 1,6 Millimeter Restprofil fordern, empfehlen Experten, Winterreifen schon ab 4 Millimetern oder nach sechs Jahren auszutauschen. Häufig sind die Reifen auf den Antriebsrädern schneller runtergefahren als die auf der anderen Achse. Dann reicht es, nur diese zu wechseln. Idealerweise gegen Pneus vom gleichen Typ. Auch wenn Mischbereifung grundsätzlich erlaubt ist, ist eine Bereifung mit stark unterschiedlichen Pneus nicht zu empfehlen, da sich das Fahrverhalten verändern kann.

Wie erkenne ich die richtigen Reifen für den Winter?
Für den Winter geeignete Pneus erkennt man am Schneeflockensymbol auf der Reifenflanke. Das „Three Mountain Snow Flake“-Logo zeigt einen Berg mit drei Gipfeln, eingerahmt von einer Schneeflocke. Das „M+S“-Symbol (Matsch und Schnee) allein reicht laut Reifenhersteller Michelin seit dem 1. Januar 2018 nicht mehr aus. Allgemein unterscheiden sich Winterreifen von der Sommer-Kollektion vor allem durch eine weichere Gummimischung und – auf einen Blick erkennbar – die sägezahnartigen Lamellen in der Lauffläche. Diese krallen sich im Schnee fest und sorgen für gute Traktion.

Tun es auch Ganzjahresreifen?
Ganzjahresreifen sind ein Kompromiss zwischen Sommer- und Winterreifen, schlagen sich bei jeder Jahreszeit ordentlich, sind aber nie spitze. Sie eignen sich beispielsweise für flache Gegenden mit milderem Klima und für Fahrzeuge, die vornehmlich in der gut geräumten Stadt genutzt werden. Vorteil ist die Zeit- und Geldersparnis, kann doch auf den zweimal jährlichen Wechsel verzichtet werden. Nachteil: Bei schneebedeckten Straßen kommen die Reifen deutlich schneller an ihre Grenzen als echte Winterpneus.

Welche Reifengrößen sind erlaubt?
Besitzer eines alten „Fahrzeugscheins“ finden die zulässigen Standard-Dimensionen dort unter den Ziffern 20 und 21 beziehungsweise 22 und 23. Zusätzliche Größen werden häufig im Feld 33 unter „Bemerkungen“ aufgeführt. Komplizierter wird es, wenn beim eigenen Auto die seit 2005 genutzte „Zulassungsbescheinigung Teil I“ den Fahrzeugschein ersetzt. Dort ist nur noch die kleinste zulässige Größe angegeben. Die restlichen Dimensionen finden sich in der beim Neuwagenkauf mitgelieferten EU-Übereinstimmungserklärung (auch COC-Papier genannt). Die Liste ist allerdings nicht erschöpfend, je nach Achslast und Höchstgeschwindigkeit sind auch andere Dimensionen erlaubt. Hier fragt man am besten den Fachmann. Alternativ bieten die großen Reifenhersteller auf ihren Internetseiten Suchmaschinen an, die anhand der Fahrzeugdaten die passenden Pneus ermitteln.

Welche der erlaubten Größen nehme ich?
Meistens gilt: Je größer die Felgen und je breiter die Reifen, desto besser sehen sie am Auto aus. Gleichzeitig steigt der Preis mit mehr Durchmesser und Aufstandsfläche stark an. Jenseits der Optik bieten breite Pneus aber noch weitere Vorteile: Zumindest auf trockener Fahrbahn bremsen sie besser. Und auch die Kurvenstabilität erhöht sich. Allerdings sind Breitreifen anfälliger für Aquaplaning und steigern den Verbrauch. Gleichzeitig bieten sie weniger Federungskomfort. Am Ende ist die Wahl also in erster Linie von Geschmack und Geldbeutel abhängig.

Welche Marke oder welches Produkt genau kaufe ich denn?
Von ausgesprochenen Billigreifen, meist aus China importiert, ist in der Regel abzuraten. Bei Tests von Autoclubs und -zeitschriften schneiden sie immer besonders schlecht ab. Zu den Testsiegern zählen meist die Pneus der großen Premiummarken Michelin, Continental, Goodyear-Dunlop oder Pirelli. Wer weniger Geld ausgeben will, fährt mit Markenherstellern aus der zweiten Reihe aber nicht schlecht. Zudem haben viele Premiumhersteller preisgünstige Tochtermarken im Programm, die nicht immer die allerneueste Technik, aber durchaus solide Eigenschaften bieten. Die letztendliche Wahl hängt auch vom eigenen Fahrprofil ab: Wer viel und gerne sportlich unterwegs ist, sollte nicht ausgerechnet beim Reifenkauf sparen. Wer nur gelegentlich in der Stadt unterwegs ist, braucht sicher nicht das neueste Hightech-Modell.

Wo kaufe ich meine Reifen?
Reifen gibt es mittlerweile überall: im Autohaus, beim Reifenhändler, im Internet und im Baumarkt. Besonders günstig ist letztgenannte Quelle, allerdings finden sich dort häufig eben jene nicht empfehlenswerten Billigreifen aus China. Auch im Internet werden solche Problempneus gerne offeriert. Es gibt allerdings auch zahlreiche seriöse Spezialseiten für den Reifenkauf. Viele davon haben auch Werkstattpartner vor Ort, die die Montage übernehmen. Wer nur den nackten Reifen kauft, muss ihn nämlich noch von einem Fachmann auf die Felge ziehen und auswuchten lassen. Vermeintliche Billigangebote vom Baumarkt oder über Ebay relativieren sich dann schnell, denn der Monteur am Wohnort nimmt in solchen Fällen häufig höhere Preise, als wenn die Pneus bei ihm direkt gekauft werden. Auch an die Entsorgung der Altreifen sollte man beim Kauf denken; Fachbetriebe übernehmen das in der Regel für ihre Kunden.

Foto: Michelin

 

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