Fünf ist Trumpf
Seit der Umstellung der Postleitzahlen vor 20 Jahren wissen wir: Fünf ist besser als vier. Das haben sie auch bei Seat erkannt und der Schwester Audi deshalb erstmals den famosen Fünfzylinder abgeschwatzt. Im Cupra Formentor markiert er jetzt die sportliche Speerspitze der Spanier.
Er hat einen unnachahmlichen Klang und eine grandiose Geschichte: Kaum ein Motor ist so eng mit der sportlichen Seite von Audi verbunden, wie der Fünfzylinder. Kein Wunder, dass die Bayern eifersüchtig über seinen Einsatz gewacht und ihn der großen Konzernfamilie bislang vorenthalten haben. Doch nach dem Einbau in RS3, TTRS und RSQ3 wird der 2,5-Liter jetzt doch noch zum Fremdgänger und gibt im Herbst sein Auslandsdebüt im Cupra Formentor. Als erstes eigenständiges Modell der sportlichen Seat-Tochter ohnehin schon ein Aushängeschild der Spanier, wird das schmucke SUV-Coupé damit dann gar vollends zum Traumwagen der stilsicheren Schnellfahrer. Allerdings dürfte dieser Traum auch seinen Preis haben – selbst wenn Cupra den noch nicht genau beziffert. Aber wenn das bisherige Top-Modell schon mit 46.390 Euro geführt wird, steht künftig eine Fünf an erster Stelle – mindestens. Denn wenn es dumm läuft oder man ein paar extra Ansprüche stellt, könnte es auch schnell eine Sechs werden.
Kraft, die man hört
Dafür gibt es allerdings auch Leistung satt. Obwohl Seat gegenüber der stärksten Ausbaustufe bei Audi einen kleinen Respektabstand wahrt und dem Spender zehn PS Vorsprung gewährt, locken die Spanier mit soliden 390 PS – mehr als je zuvor in einem Modell aus Barcelona und obendrein fast ein Drittel mehr als im bisherigen Top-Modell, das mit 310 PS im Datenblatt notiert wird. Dabei entwickelt der Turbo nicht nur einen spektakulären Klang, der seinen Weg über vier kupferfarbene Endrohre nach draußen findet, sondern auch jede Menge Kraft: Mit 480 Nm reißt er an den 20-Zoll-Rädern, die für den Cupra, dem Allradantrieb sei Dank, überraschend stabil mit dem Asphalt verzahnen, während eine neue 18-Zoll-Bremsanlage genügen Biss hat, der Raserei jederzeit ein Ende zu setzen.
Zwar beschränkt Cupra den Auslauf auch beim Top-Modell auf die gleichen 250 km/h wie beim bisherigen Top-Modell, während die Fünfzylinder bei Audi mittlerweile bis zu 290 Sachen erreichen. Doch mit einem Sprintwert von 4,2 Sekunden nimmt er der VZ5 dem stärksten Vierzylinder die kleine Ewigkeit von sieben Zehnteln ab, und mit seiner völlig neuen Abstimmung treibt er die Mundwinkel deutlich weiter nach oben.
Driftmode
Dafür hat Cupra den Formentor nicht nur einen weiteren Zentimeter tiefergelegt und die 15 Stufen der adaptiven Dämpfer strammer programmiert, die siebenstufige Doppelkupplung schaltet zudem schneller, der Auspuff klingt kehliger und die Lenkung zwingt den Fahrer zu ein bisschen mehr Krafteinsatz. Es sei denn, er wechselt – natürlich nur auf abgesperrter Strecke – am Drehknopf im Lenkrad in den ebenfalls neuen Driftmode: Dann wird die Stabilitätskontrolle deaktiviert, das Differential leitet alle Kraft ans hintere äußere Rad und statt mit den Händen lenkt man den Formentor mit dem Fuß, bis er quer und mit quietschenden Reifen die Ideallinie entlang schliddert.
Nichts für Tempolimits
Aber man muss es nicht zum Äußersten treiben, um den Puls zu beschleunigen. Dafür reicht schon eine kurvige Landstraße. Während man sich auf der Autobahn gerne am Messer zwischen den Zähnen verschluckt und bei so viel ungenutzter Kraft eher Frust verspürt als Lust, vor allem bei einem kategorischen Limit von 120 km/h in ganz Katalonien, fühlt sich der Cupra in den einsamen Kurven etwa rund um den Montserrat in seinem Element. Nach nur wenigen Metern schon lodert im Fahrer ein Feuer, wie man es in kaum einem anderen Konzernmodell kennt. Zwei kurze Sprints, zwei enge Kehren, schon übernimmt man für das DSG die Regie und greift immer dann zu den Paddeln hinter dem Lenkrad, wenn jenseits der 7.000 Touren gelbe LED-Blitze durchs animierte Cockpit zucken. Links, rechts, links, anbremsen, einlenken, Gas geben, und immer wieder kurz vor dem Abheben über eine Kuppe – eine Achterbahnfahrt ist nichts dagegen. So wird die Landstraße zur Lustmeile und jede Fahrt zu einem Flamenco, der heiß ist, innig und sehr sündig.
Natürlich ist der VZ5 damit vor allem dem Vergnügen verpflichtet und nicht der Vernunft. Doch das schlechte Gewissen der Spanier hält sich vermutlich in engen Grenzen – selbst wenn der Verbrauch schon auf dem Prüfstand ins Zweistellige gehen dürfte. Denn erstens ist die Auflage des sportlichen Spitzenmodells auf 7.000 Exemplare limitiert, und zweitens kommt ja bald der rein elektrische Born, der den CO2-Ausstoß des Heißsporns wieder kompensiert.
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