Gebrauchtwagen-Check: Mini Countryman
Der Mini ist Kult, aber nicht unbedingt praktisch. Der Countryman-Ableger spielt wie der klassische Mini mit Retro-Design-Elementen, bietet aber deutlich mehr Platz. Leider ist er nicht unbedingt der Hellste.
Retro-Design und neuer Chic?
Mit dem 2010 vorgestellten Countryman der ersten Generation (bis 2017) betrat die BMW-Tochter Mini Neuland. Aus dem knuffigen Kleinwagen Mini wurde eine SUV-Version abgeleitet, die Retro-Design und Hochbeinigkeit kombinierte. Vier normale Türen sowie eine Heckklappe deuteten Alltagstauglichkeit an. Statt am Stammsitz in Oxford lief der Landmann in Österreich bei Magna Steyr vom Band und erstmals konnte ein Mini mit Allrad geordert werden. Der Kundschaft gefiel´s: Der Countryman etablierte schnell zu den beliebtesten Derivaten des Kult-Autos.
Auch größer, bleibt er klein
Karosserie und Innenraum: Der Countryman der ersten Generation streckt sich auf eine Länge von 4,11 Meter, überbietet damit den klassischen Mini-Bruder um fast 40 Zentimeter. Auch hinsichtlich der Höhe (1,55 Meter) überragt er seine Geschwister. Für einen Mini ist der Fünftürer also recht geräumig. Vier Erwachsene kommen dank verschiebbarer Rückbank zugunsten von mehr Knie- oder Gepäckraum bequem unter. Die Sitze sind in Ordnung. Der Gepäckraum bietet mit 350 Litern unteres Golf-Klasseformat, auch die Maximalgröße bei umgeklappter Rückbank (1.170 Liter) ist durchschnittlich. Die Übersicht gelingt dank rahmenloser Seitenscheiben gut. Bei der Verarbeitung sollte man bereit sein, Abstriche zu machen. Als Premiummodell überzeugt der hochbeinige Mini nur bedingt. Es klappert und knistert in den Kunststoffteilen, Getränkehalter neigen zum Auseinanderbrechen und die Bedienung erschließt sich nicht immer intuitiv.
Breites Leistungsspektrum
Motoren und Antrieb: Der Countryman wird klassisch in den Varianten One, Cooper, Cooper S und seit 2012 auch als John Cooper Works (JCW) angeboten. Dazu kommen die Diesel-Versionen One D, Cooper D und Cooper SD. Die Vierzylinder-Benziner stammen aus der BMW Kooperation mit dem französischen PSA-Konzern. Das 1,6 Liter große Grundtriebwerk gibt es in Sauger- und Turbovarianten in vier Leistungsstufen. Beim One kommt die Basisausführung mit 72 kW/98 PS zum Einsatz, ein Motor für eher geduldige Fahrer. Wer es spritziger mag, greift zur nächsten Stufe mit 90 kW/120 PS (Cooper) oder zur 135 kW/184 PS starken Ausbauversion im Cooper S. Im Spitzenmodell JCW sorgen 160 kW/218 PS für Vortrieb. Neben den Benzinern stehen auch drei Vierzylinder-Diesel zur Wahl. Diese haben ebenfalls 1,6 Liter Hubraum und stammen aus dem BMW-Motorenregal. Das Basisaggregat mit 66 kW/90 PS wird im One D eingesetzt, im Cooper D werkelt die 82 kW/112 PS-Variante und im Cooper SD der Top-Diesel mit 105 kW/143 PS. Die Motoren, die ab dem Facelift Mitte 2014 eingesetzt werden, erfüllen die Abgasnorm Euro 6 – die früheren Aggregate die Abgasnorm Euro 5.Frontantrieb ist Standard, die Cooper S-Modelle können auch mit Allrad bestellt werden. Dieser gehört beim JCW zum Serienumfang. Für die Kraftübertragung sorgt immer ein manuelles Sechsganggetriebe, bis auf den Basis-Diesel können alle Motoren alternativ mit einer Sechsgang-Automatik kombiniert werden.
5-Sterne beim Crashtest
Ausstattung und Sicherheit: Wie bei Mini-Modellen typisch, dürften die wenigsten Countryman-Fahrzeuge in der Basisausstattung (unter anderem mit manueller Klimaanlage und CD-Radio) vom Händlerhof gerollt sein. Im Schnitt legen Mini-Kunden 20 Prozent des Kaufpreises in weitere Extras an. Schließlich sind die Optionslisten lang und locken mit vielen Komfort- und Designfeatures. Interessenten eines gebrauchten Countryman müssen daher genau die Ausstattungsangaben vergleichen. Sechs Airbags sowie 5 Sterne beim EuroNCAP-Crashtest stehen auf der Sicherheitsseite. Moderne Assistenzsysteme sind in der ersten Landmann-Generation noch nicht an Bord.
Keine echte Leuchte
Qualität. Licht und Schatten liegen hier eng einander. Wobei besonders die Beleuchtungsanlage zu den Schwachstellen des Countryman gehört. Der TÜV bemängelt Scheinwerfer und Rückleuchten bei allen Jahrgängen. Hier liegt die Mängelquote deutlich über dem Durchschnitt der untersuchten Fahrzeuge. Außerdem patzt der Countryman überdurchschnittlich häufig durch Ölverlust. Interessenten sollten sich daher nicht nur Motor und Unterboden anschauen, sondern auch einen Blick auf den Stellplatzboden und eventuelle Ölflecke werfen. Punkten kann das SUV mit guten Ergebnissen bei der Bewertung von Bremsen und Fahrwerk. Käufer eines Turbos sollten genau hinsehen, da der anfällige Turbo zu Rückrufen führte. Der Vorbesitzer sollte die Reparatur belegen können, ansonsten drohen schwere Motorschäden.
Fazit: Wem der klassische Mini zu spack geschnitten ist, könnte mit dem Countryman glücklich werden. Allerdings muss man für einen Gebrauchten tief in die Tasche greifen, hier schlagen die hohen Anschaffungskosten durch. Rund 10.000 Euro muss man für einen Mini One mit 98 PS aus dem ersten Produktionsjahr anlegen. Interessenten, die auch mit weniger Platz und mit Türen auskommen, können sich auch beim seit 2013 angebotenen technisch weitgehend identischen Dreitürer namens Paceman umschauen. Dieser war weniger gefragt als der Countryman und steht etwas günstiger in den Gebrauchtwagenportalen.
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