Dass es Zeit ist umzudenken, wissen wir nicht erst seit Al Gores spektakulärer Rede 2006. Heute gibt es bereits viele Unternehmen, die sich das Thema „Umwelt“ zu Herzen nehmen und kontinuierlich der Optimierung ihrer Produktionsabläufe oder Produkte arbeiten, um ihren Beitrag zur Ressourcenschonung beizutragen. Dass auch die Autoindustrie eine Verantwortung trägt, zeigte sich jüngst auf dem Genfer Autosalon. Der internationale Reifenhersteller Goodyear stellte dort seine jüngste Mobilitätsvision für die Städte von morgen vor: den neuen Konzeptreifen „Oxygene“, der dazu beiträgt, dass urbane Mobilität in Zukunft sauberer, komfortabler, sicherer und nachhaltiger wird. Das Besondere: In der Seitenwand des Reifens wächst echtes Moos.
Doch wozu soll das gut sein? Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind mehr als 80 Prozent der Menschen, die in Städten mit gemessener Luftverschmutzung leben, einer Luftqualität ausgesetzt, welche die von der WHO gesetzten Grenzwerte überschreitet. Mit seinem Konzeptreifen will amerikanische Konzern Materialabfall, Emissionen und Energieverluste reduzieren. Dabei machen sich die Amerikaner die offene Struktur des Reifens zunutze. Mithilfe seines intelligenten Laufflächendesigns kann der „Oxygene“ Wasser von der Fahrbahnoberfläche absorbieren und zirkulieren lassen. So wird der Prozess der Fotosynthese in Gang gesetzt, der Sauerstoff freisetzt.
„Bis 2050 werden voraussichtlich mehr als zwei Drittel der Weltbevölkerung in urbanen Zentren leben. Der Bedarf nach Mobilitätslösungen für die Städte von morgen wird damit enorm ansteigen“, sagt Jürgen Titz, Vorsitzender der Geschäftsführung D-A-CH bei Goodyear. „Um die größten Herausforderungen im Bereich urbane Mobilität und Entwicklung zu meistern, werden Lösungen für eine intelligente und grüne Infrastruktur inklusive öffentlichem Nahverkehr eine Schlüsselrolle spielen.“ Solch eine Lösung stellt der Konzeptreifen alle mal dar. Als Beispiel wird eine Großstadt wie Paris mit 2,5 Millionen Autos angeführt. Sollten diese alle auf dem „Oxygene“ fahren, würden auf diese Weise jährlich fast 3000 Tonnen Sauerstoff produziert und mehr als 4000 Tonnen Kohlendioxid absorbiert werden. Eine ehrende Vision.
Zudem werden für den Konzeptreifen Altreifen recycelt. Dabei wirkt seine Leichtbaustruktur stoßdämpfend, ist pannensicher und besonders langlebig. Zudem speichert er die Energie, die der Fotosyntheseprozess freisetzt, um seine eingebettete Elektronik mit Strom zu versorgen, die nicht nur Verkehrsteilnehmer und Fußgänger auf die nächsten Fahrmanöver hinweisen, sondern auch eine hochleistungsfähige Mobilkonnektivität in Lichtgeschwindigkeit möglich macht. Die sogenannte „LiFi“ vernetzt den Reifen mit dem Internet für eine Kommunikation von Fahrzeug zu Fahrzeug (V2V) sowie von Fahrzeug zu Infrastruktur (V2I).
„Wie auch die Konzeptreifen, die wir in den vergangenen Jahren in Genf präsentiert haben, soll der „Oxygene“ unser Denken in gewohnten Bahnen infrage stellen und der Diskussion rund um intelligente, sichere und nachhaltige Mobilität neue Impulse verleihen“, sagt Titz. „Da unser aktueller Konzeptreifen zur Verbesserung der Luftqualität beiträgt, könnte er dabei helfen, die Lebensqualität und Gesundheit von Stadtbewohnern zu verbessern.“ Eine Vision, die wir gern schon bald in die Realität holen möchten.