Wenn man in der heutigen Zeit schon noch an einem Weihnachtsbaum festhält, sollte man den ökologischen Fußabdruck beim Kauf so klein wie möglich halten. Ein Öko-Christbaum, aufgewachsen ohne Dünger und Pestizide nahe dem bayerischen Ismaning, soll es in diesem Jahr sein. Der Einfachheit halber transportiert in einem kleinen Laster, aber bitte schön umweltschonend ohne Emissionen. Dass das kein reines Wunschdenken mehr bleiben muss, dafür sorgt der Automobilhersteller Ford, der seine Transporter jetzt behutsam elektrifiziert. Während andere Hersteller bereits auf voll elektrische Fahrzeuge in diesem Fahrzeugsegment setzen, kündigen die Kölner das für den Ford Transit erst für 2021 an. Für die Zwischenzeit gibt es den neuen Transit neuerdings auch in einer verbrauchsreduzierenden 48-Volt Mild-Hybrid-Variante und die kleineren Transit Custom und Tourneo Custom erstmals als Plug-in-Hybride.
Nicht der Verbrenner, sondern der Elektromotor treibt die Vorderräder an
Der für Transporte zuständige geschlossene Kastenwagen und die verglaste PKW-Variante teilen sich den gleichen Antrieb, bei dem Ford nicht – wie der überwiegende Teil der Branche – den Weg des Parallel-Hybrids wählt, sondern den des seriellen Hybrids, bei dem Verbrenner, Generator und Elektromotor in Reihe aufgebaut sind. Anders als bei den meisten Plug-In-Hybriden treibt nicht der Verbrenner die Vorderachse an, sondern ein Elektromotor. Der Strom dafür kommt aus einem 13,6 kWh großen Lithium-Ionen-Batterie, die voll aufgeladen eine Reichweite von rund 56 Kilometern nach NEFZ (beim Tourneo Custom PHEV 53 km) ermöglichen soll. Ist sie leer, liefert der 1,0-Liter-Turbobenziner über einen Generator Strom nach. Als Systemleistung notiert Ford 126 PS, insgesamt sollen alltagstaugliche 500 Kilometer Reichweite (NEFZ) möglich sein. Spätestens dann muss die Batterie über einen Anschluss im vorderen Stoßfänger an einer Haushaltssteckdose in 4,3 Stunden komplett wieder aufgeladen werden. Mit einem handelsüblichen Typ-2-Stecker reduziert sich die Ladezeit auf 2,7 Stunden.
Der direkte Weg von München nach Ismaning beträgt knapp 15 km. Los geht es im Transit Custom in der Nähe des Deutschen Museum nach Drehen eines klassischen Schlüssels. Nur der innere Gutmensch bremst einen, mit dem 2,6 Tonnen schweren Transporter und einem Systemdrehmoment von 355 Nm den Golf GTI an der ersten Ampel zu überraschen. Das wäre ein Punktsieg für den Elektroantrieb, der mit seinem Elan sofort Gewehr bei Fuße steht, was aber im Wiederholungsfall den Ladestand der Batterie empfindlich schmälern würde. So stellt man besser den Wahlhebel brav in den L(ow)-Modus. Sobald der Fuß vom „Gas“-Pedal genommen wird, verzögert der Transporter so stark, dass zur Warnung der Fahrzeuge hinter einem automatisch die Bremsleuchten zum Einsatz kommen. Über den Mode-Knopf rechts vom Lenkrad kann man zwischen vier Modi wählen, die entscheiden, wie und wann die verfügbare Akku-Ladung genutzt wird. Der „EV Auto“ Modus wechselt automatisch je nach Fahrsituation zwischen rein elektrischem Fahren und dem Benzinmotor, in „EV jetzt“ wird der Verbrenner deaktiviert, bis der Akku-Ladezustand nicht mehr für Elektro-Fahrten ausreicht, in „EV später“ wird das Fahren mit aktiviertem Verbrenner genutzt, um regenerativ aufzuladen, und in „EV Aufladen“ erzeugt der Verbrenner zusätzlich zum Fahrstrom noch mehr elektrische Energie erzeugen, um den Ladezustand zu erhöhen. Das zahlt sich aus, wenn künftig Umweltzonen für E-Autos eingerichtet werden. Ab Frühjahr 2020 will Ford dafür eine Geofencing-Fähigkeit im Custom PHEV einführen. Fährt man in die Elektrozone hinein, wird dann automatisch auf EV umgeschaltet.
Der lautlose Kastenwagen lässt sich durch die Münchener Innenstadt leicht wie ein PKW dirigieren. Ein Vorteil, weil es natürlich genau die Zeit ist, in der alle Lieferanten durch die zugeparkten Straßen wuseln. Man sitzt aber hoch wie in einem Truck und hat den besseren Überblick über das Geschehen. Optional mit an Bord sind Park-, Totwinkel- und Spurhalteassistent. Im städtischen Stopp and Go wird fleißig rekuperiert und der Blick auf die restliche Reichweite stimmt optimistisch. Doch kaum geht es etwas flotter und hinaus auf die Landstraße, schaltet sich der Verbrenner bei Leistungsabruf unüberhörbar und überraschend hochtourig zu. In der Kombination mit dem reinen Elektroantrieb und der Unterstützung des Range-Extenders kann man von einem Durchschnittsverbrauch von 2,7 Litern ausgehen. Ist aber die Batterie leer und der Generator produziert des Strom, steigt der Verbrauch auf über acht Liter an. Wer also überwiegend in der Stadt unterwegs ist, den Modus „EV-Aufladen“ vermeidet und das Fahrzeug, wann immer es geht, an den Strom hängt, kann den Verbrauch eines Diesel toppen. Wer allerdings eine weihnachtliche und emissionsfreie Einkaufstour von der Stadt ins Umland machen will, der sollte bis 2021 und auf eine rein elektrisch betriebene Variante warten. Der Transporter Transit Custom mit der Kraft von zwei Motoren startet mit einem Basispreis von 57.114 Euro, der achtsitzige Tourneo Custom Bus damit zum Preis von ebenso ambitionierten 71.900 Euro. Für den Kastenwagen in vergleichbarer Konfiguration, aber mit dem Basis-Dieselmotor, ruft Ford einen Listenpreis von 33.855 Euro auf.