Hauptsache flexibel und ein Bett an Bord

Der Trend zu kompakten Campingfahrzeugen hält an. Mehr noch. Die bei der digitalen CMT-Messe präsentierten Neuheiten konzentrieren sich auf die Campingbusse im California-Format und sogar noch darunter.

Zwar musste die Stuttgarter Freizeitmesse CMT Corona-bedingt frühzeitig abgesagt werden, einige Hersteller aus der Caravaning-Branche nutzten dennoch das digitale Angebot der Messeleitung zur Präsentation ihrer Neuheiten. Dass kompakte Reisemobile dabei im Mittelpunkt stehen, überrascht nicht, treiben sie doch das anhaltende Wachstum der Camping-Fahrzeuge stärker voran als jede andere Kategorie. Allerdings zeigen einige Debütanten, dass es noch minimalistischer geht und auch Kleintransporter wie der Citroen Berlingo als vollwertige Camper taugen.

Vanderer

Wie etwa das neue Kemptener Unternehmen Vanderer, das sich selbst als „ein Spezialisten-Team aus Outdoor-Sportlern, Natur-Liebhabern, Campern und Weltenbummlern“ beschreibt und sein ganzes Knowhow in die Entwicklung eines Minivan-Ausbaus auf Basis des Berlingo gesteckt hat. Die Allgäuer sehen ihr Produkt als ein Alltagsgefährt, das in jede Garage passt und maximale Flexibilität bietet, um jederzeit für einen Kurztrip zum Biken, Surfen, Wandern, Angeln oder auch für das Camping-Wochenende zu viert bereit zu sein. Grundlage des Vanderer Urban Campers ist der 4,75 Meter lange Fünfsitzer Citroen Berlingo XL (alternativ sind auch Peugeot Rifter, Opel Combo oder Toyota Proace City möglich) mit dem 110 PS starken Turbo-Benziner und immer mit nach hinten öffnendem Aufstelldach. Erstens, um zwei Doppelbetten oben (1,85×1,10 Meter) Serie) und unten (2,05×1,20 Meter) für vier Personen zu ermöglichen, sowie zweitens, damit man in der Tageskonfiguration unter dem hochgedrückten Dachboden genug Bewegungsfreiheit hat. Drei schicke, modulare Möbelboxen hinter den Frontsitzen erfordern je nach Bedarf zwar immer einige Umbautätigkeiten, verwandeln den Berlingo aber in eine rollende Drei-Zimmer-Wohnung. Die beiden Längsblöcke hinten werden zur ausziehbaren Outdoor-Küche mit Induktionskochfeld und portablem Gaskocher sowie gegenüberliegender Spüle. Wenn die linke Box dank Höhenverstellung zum Tisch umgebaut wird, verwandelt sich das Ganze in ein Wohn-Esszimmer mit Ecksitzbank. Und mit ein wenig Polster-Origami entsteht daraus ein Doppelbett für die Nachtruhe.
Der Basispreis beträgt 29.000 Euro. Mit dem stärkeren 131-PS-Diesel, Elektro-, Komfort-, Style- und Assistenten-Paketen sowie Markise und zwei zusätzlichen Sitzen für eine Siebener-Konfiguration lässt sich der Preis aber noch um rund 12.000 Euro in die Höhe treiben.

Crosscamp

Eine Klasse darüber angesiedelt ist der Opel Zafira, den es seit vergangenem Jahr ja auch als Campingbus der noch jungen Marke Crosscamp gibt, die in der Erwin-Hymer-Gruppe bei Dethleffs angesiedelt ist. Der Camper mit dem Blitz am Kühlergrill ebenso wie das baugleiche Toyota-Proace-Verso-Modell wird nun auch in einer Lite-Variante angeboten, die völlig auf den Küchenblock sowie den hinteren Schrank verzichtet und damit 1.500 Euro billiger wird. Dabei steht die Toyota-Variante ab 42.500 Euro exakt 2.000 Euro günstiger in der Preisliste als der von Haus aus etwas besser ausgestattete Opel. Vorteil des abgespeckten Campers: Ohne die Möbeleinbauten wächst das untere Doppelbett auf eine stattliche Breite von 1,40 Meter an. Und ein ausziehbarer, einflammiger Gaskocher im Heck garantiert zudem eine Zulassung als Wohnmobil.

Flowcamper

Auch der Mercedes Vito wird als Basisfahrzeug immer beliebter und erschließt neue Ausbau-Partner. So geht, nachdem schon Pössl als Nummer eins unter den Kastenwagen-Herstellern erstmals den Stuttgarter Transporter in sein Programm aufgenommen hat, der Van-Tourer Urban des Koblenzer Unternehmens Eurocaravaning mit dem Stern am Kühlergrill neu an den Start. Und zwar in Vollausstattung, wandelbar vom 6-Sitzer über das mobile Büro bis hin zum Camping-Fahrzeug für vier Personen. Als Clou verfügt der Vito-Van-Tourer im Gegensatz zum hauseigenen Einsatz als Marco-Polo-Einstiegsmodell über einen herausnehmbaren Küchenblock, der dank Außenanschlüssen für Gas, Wasser und Strom auch als Outdoor-Küche verwendet werden kann. Mit weniger als zwei Metern Höhe sind Parkhäuser nicht tabu und zu Preisen ab 50.000 Euro ist er deutlich günstiger als ein vergleichbarer Marco Polo.
Auf eine wesentlich minimalistischere Ausführung des Vito setzt die Manufaktur Flowcamper aus Hagen, bekannt für ihre meist recht bunten Modelle, deren Innenausstattung aus Holzmöbeln und anderen Naturmaterialien besteht. Der „Frieda Stern“ mit Schlaf-Sitzbank, Ein-Flammen-Kocher, 21-Liter-Kühlbox und einem Aufstelldach, das sich rundherum öffnen lässt und so zur Sonnenterrasse mutiert, wird ab 45.000 Euro angeboten.


Wer es etwas komfortabler möchte, entscheidet sich für den neuen Casper, wahlweise als VW-T6.1- oder Vito-Variante erhältlich. Die beiden verschiebbaren und herausnehmbaren Einzelsitze in der zweiten Reihe schaffen flexiblen Stauraum. Die fest montierte Küchenzeile aus nordischer Fichte beinhaltet einen zwei-Flammen-Kocher, Staufächer mit Schiebetür, eine 30-Liter-Kompressor-Kühlbox und die Frisch- und Abwassertanks (20 und 17 Liter). Preise: ab 59.100 Euro.


Rocket One

Mit dem Rocket One auf einem Fiat-Ducato-Fahrgestell sind wir zwar bereits in der Kastenwagen-Klasse angelangt, aber auch hier spielt das Thema Verzicht eine Rolle. Denn auch wenn eine kleine Camping-Toilette an Bord ist, einen Sanitärraum sucht man hier vergebens – zugunsten eines großzügigen Raumgefühls und eines breiten Querbetts (1,93×1,40 Meter) im Heck. Die bisherige Sechs-Meter-Variante wird nun ergänzt durch eine 6,36 Meter lange XL-Version mit Längs-Einzelbetten im Heck. Aber auch hier montiert das noch junge Unternehmen aus Stuttgart in der zweiten Reihe drei Einzelsitze, alle mit Isofix-Befestigung, und dahinter eine großzügige Querküche über die gesamte Wagenbreite. Eine 5,40 Meter kurze S-Version für zwei Personen ohne die Dreierreihe in der Mitte, aber ansonsten mit den gleichen Möbelmodulen und Querbett hinten ist für Mitte des Jahres geplant.  

Ebenfalls ungewöhnlich: der Rocket Moto mit einem großen Hubbett hinten, unter dem sich eine 2,20 Meter tiefe Garage bilden lässt, in die sogar ein Motorrad passt, und der für Ende des Jahres versprochene Allräder auf Basis eines MAN TGE. Der ebenfalls neue Rocket Ocean ist der Umbau eines Van-Tourer 600 D mit Querbett im Heck, der über ein besonders stylisches Exterieur und im Innenraum über edle Möbelklappen in mattweiß verfügt. Als Sondermodell zu einem Preis ab 64.790 Euro bietet er einen Preisvorteil von fast 7.500 Euro. Ansonsten erfolgt der Einstieg in die Rocket-Camper-Welt bei knapp unter 60.000 Euro. 

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