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Während dem Volkswagen-Konzern sein Diesel-Problem ein ums andere Mal um die Ohren fliegt und Volvo ankündigt, in Zukunft komplett auf Selbstzünder zu verzichten, gehen die Briten einen anderen Weg. Im Jaguar F-Pace 25d zeigt die britische Nobelmarke einen 2.0 Liter Diesel mit 240 PS, der die Lücke zwischen dem 180 PS Diesel und dem 3.0 V6-Diesel mit 300 PS schließen soll. Wir haben den SUV bewegt und klären die Frage, ob es zwingend ein Sechszylinder-Diesel für den hübschen Briten sein muss.
Der erste Schock ist verdaut: Ein SUV von Jaguar, kann das gut gehen? Es kann – und wie! Die Briten haben mit dem Jaguar F-Pace einen großen Wurf gelandet. So groß sogar, dass der SUV zum „World Car of the Year 2017” im Bereich Design gewählt wurde. Kein Wunder, schaffen es die Briten einen echten Eyecatcher auf seine vier Räder zu stellen, die dynamische Linienführung der Marke aufzugreifen und nicht plump zu wirken. Andere britische Hersteller schafften dies mit ihrer ersten SUV-Eigeninterpretation nicht: Der Bentley Bentayga – wenn auch weitaus höher positioniert – wirkt schwülstig und „over the top“.
Design – F-Type für Familien
Der Jaguar F-Pace hingegen wirkt so, als hätte man den Sportwagen Jaguar F-Type genommen, seine Vorzüge beibehalten und mit den Soll-Vorstellungen eines SUV verknüpft. Zwar macht der Brite einen stattlichen Eindruck, vermeidet es aber gekonnt, übergewichtig zu wirken. So trägt er ganz selbstbewusst den großen, vergitterten Markengrill mit Raubkatzen-Emblem und setzt ihn mit auffälligen Lufteinlässen ringsum in Szene. Den Blick fangen aber besonders die schmalen Scheinwerfer ein, die wie konzentriert zusammengekniffene Augen wirken – ganz wie bei einer Raubkatze auf Beutezug. Ihre filigrane LED-Tagfahrlicht-Signatur unterstreicht diesen Eindruck.
Die Seitenansicht wirkt wie ein gespannter Muskel: Einzelne Partien stellen sich markant heraus und werden vom Blechkleid sanft umspielt. Das kleine Greenhouse erzeugt dabei den Look von Massivität, da die Karosserie präsenter wirkt. Die 20-Zoll-Felgen könnten indes größer sein: Sie sind in den großen Radhäusern fast schon verloren – trotz des nicht eben kleinen Formats. Aus optischen Gesichtspunkten wären die 22-Zoll-Felgen optimal – was der Komfort dazu sagt, steht auf einem anderen Blatt. Aufgelockert wird die Seitenlinie zusätzlich durch feine, aber sehr hübsche Details, wie die Plakette am vorderen Radhaus.
Am Heck guck´ weg? Nicht beim Jaguar F-Pace. Der SUV trägt einen ausladenden Dachkantenspoiler, der die Dachlinie streckt und die Heckpartie noch dynamischer macht. Hinzu kommen Rückleuchten im Stil des F-Type mit einer feinen LED-Lichtsignatur. Sie sind mit verantwortlich für den angriffslustigen Ausdruck des Hecks. Die beiden, etwas zu weit Richtung Fahrzeugmitte gesetzten Endrohre scheinen hingegen etwas unterdimensioniert für den nicht gerade kleinen Jaguar F-Pace.
Jaguar F-Pace Interieur: Moderner Clubraum
Unterdimensioniert ist der Innenraum des F-Pace hingegen nicht. Platz ist für vier Reisende vorhanden. Riesig sollten die Passagiere in der ersten Sitzreihe hingegen nicht sein, da der Beinraum hinten ihnen schnell knapp werden kann, werden die Vordersitze weit zurückgefahren. Ansonsten fühlt man sich bestens im Briten untergebracht: Es wirkt geradezu so, als wollte der SUV seine Insassen einmauern. Die hochgezogene Karosserie schafft ein Ambiente, das große Geborgenheit ausstrahlt. Zudem sind die „Fensterbänke“ schön breit ausgefallen und laden die Ellenbogen zum Verweilen ein. Überhaupt: Das Design ist auch im Interieur eine große Stärke des Briten. Allein der elektrisch ausfahrende Wahl-Dreher für das Automatikgetriebe – ein optisches Highlight. Der praktische Nutzen ist nicht unbedingt gegeben, da das Ein- bzw. Ausfahren eine paar Sekunden dauert. Aber die Wirkung ist umso bezaubernder.
Attraktiv gibt sich auch das neue Infotainment des Jaguar F-Pace: Das Pro Paket 2 umfasst einen 10,2 Zoll Touchscreen sowie 12,3 Zoll TFT-Instrumente. Spannend sind nicht nur Funktionen wie Stauinformationen, sondern, dass der Bildschirm des InControl Infotainments als Split-Screen fungiert. Je nachdem, auf welcher Fahrzeugseite man sitzt, kann man ein anderes Bild mit entsprechender Funktion erblicken. Während der Fahrer also auf die Navigationskarte blickt oder seine Lieblingsmusik steuert, kann der Beifahrer einen Film auf ganzer Bildschirm-Größe schauen und den Ton über Kopfhörer verfolgen. Der Fahrer bekommt davon nichts mit.
Allerdings bekommt man reichlich Gepäck mit: 650 Liter Standard-Volumen überflügeln sogar die meisten Kombis der oberen Mittelklasse. Somit ist für allerlei Lifestyle-Zubehör genügen Platz. Maximal bis zu 1.740 Liter. Und damit man sich seine Finger nicht schmutzig machen muss – schließlich will ein SUV auch im rauhen Gelände toben und sich im Schlamm suhlen („räusper“) – fährt die Heckklappe automatisch auf und wieder zu.
Fahreindrücke – Vier Zylinder für ein Frohlocken?
Natürlich scheucht man einen F-Pace nicht über Stock und Stein – dafür ist der hübsche Brite viel zu schade. Obwohl er auf der anderen Seite mit Allradantrieb ausgerüstet ist. Dennoch: Ausgelegt ist der SUV eher für die Straße und wirft den 4×4-Antrieb als Sicherheitsgewinn in die Waagschale. Traktionsprobleme kennt der Jaguar F-Pace 25d AWD also nicht.
Hat der neue Vierzylinder mit 240 PS etwa zu wenig Dampf? Es kommt darauf an! Bei den Leistungsdaten erwartet man an und für sich einen Sechszylinder-Diesel. 240 PS und 500 Nm sind schon eine Wucht – zumindest auf dem Papier. Und auch die Fahrleistungen sprechen für sich: Von Null auf 100 geht es in 7,2 Sekunden, Schluss ist bei 217 km/h – für einen SUV dieses Kalibers durchaus gut. Zumal die 8-Stufen-Automatik einen sehr guten Job leistet. Sie hat immer den richtigen Gang parat, schaltet butterweich und unmerklich, braucht aber auch nicht lange, um auf spontane Befehle zu reagieren – ein gutes Paket.
Dennoch: Einen Sechszylinder-Diesel ersetzt der neue 25d nicht. Ihm fehlt einfach der Hubraum, der das Gefühl der nicht enden wollenden Vehemenz erzeugt. Nein, der F-Pace 25d ist nicht langsam – eigentlich fehlt es ihm an nichts. Wenn man aber den Druck eines V6-Diesel gewohnt ist, wird man diesen vermissen. Dabei verkneift sich der neue Vierzylinder-Diesel – nebenbei bemerkt, der 25d ist eine Eigenentwicklung von Jaguar – sogar ein Turboloch. Dennoch geht ihm die lässige Leistungsentfaltung des größeren Aggregats ab.
Dafür entschädigt der Verbrauch: Kombiniert soll sich der 1,8-Tonner lediglich 5,8 Liter genehmigen. Der 3.0 Liter Diesel benötigt allerdings nur 0,2 Liter mehr, bietet aber die satteren Fahrleistungen. Außerdem ändert sein Mehrgewicht von rund 70 kg kaum etwas an der Agilität des Briten: Das Fahrwerk gibt sich kommod, federt Verwerfungen gekonnt ab, lässt aber wenig Seitenneigung zu. Hinzu kommt die Lenkung, die die Fahrzeuggröße vergessen lässt, aber etwas weniger leichtgängig ausfallen könnte.
Fazit – Mehr ist manchmal eben doch mehr
Das Bessere ist nun mal des Guten Feind. Der Jaguar F-Pace ist mit dem 25d AWD ein souveräner SUV der oberen Mittelklasse. Mit seiner Optik betört er, mit seinem neuen Infotainment überzeugt er und mit seinem sparsamen, agilen Antrieb erfreut er. Dennoch merkt man einfach, dass es etwas mehr hätte sein können. Etwa mehr Leistung, etwa mehr Hubraum, etwas mehr Druck. Wer also aufs Budget schauen muss, gerade was den Unterhalt anbelangt, der sollte den großen Diesel einfach ausblenden und mit dem 25d glücklich werden.