Kia Rio – Ambitioniert in jeder Hinsicht

Die Koreaner wollen es VW scheinbar so richtig schwer machen. Zeitgleich mit dem aufgefrischten Golf schickt Hyundai den neuen i30 ins Rennen, und ruft ihn direkt zum „new people’s car“ aus, also zum neuen Volkswagen. Und noch ehe im Laufe des Jahres der nächste Polo aus Wolfsburg in die Welt entlassen wird, legt die Hyundai-Schwester Kia mit dem Rio in der Kleinwagenklasse vor. Ab 11. Februar steht die neue Generation im Schauraum und lockt mit Preisen von 11.690 Euro an aufwärts sowie der bekannten Sieben-Jahres-Garantie.

Der Koreaner will es dem VW Polo schwer machen

Spätestens seit dem Facelift vor knapp zwei Jahren sieht der Rio richtig gut aus, und auch heute wirkt die nun schön ältere Generation noch modern. Trotzdem haben es die Designer geschafft, die Neuauflage deutlich aufzuhübschen. Dank der langen und hohen Motorhaube wirkt der nur minimal auf 4,07 Meter angewachsen Kia bulliger. Klare, gerade Linien und das schnörkellose Heck lassen ihn selbstbewusster und reifer auftreten. Im geräumigen Innenraum präsentiert sich der Koreaner aufgeräumter und hochwertiger als bisher und, noch wichtiger, auch das Fahrwerk ist erwachsen geworden. Hoppelte und polterte der Vorgänger manchmal noch in jugendlichem Leichtsinn über den Asphalt, präsentiert sich der Neue spürbar ausgeglichener und komfortabler. Gleiches gilt für die Lenkung, die präziser arbeitet als bisher; im Stadtverkehr ist sie ausreichend leichtgängig und im kurvigen Geläuf direkt genug, um auch mal Spaß zu haben.

. Im geräumigen Innenraum präsentiert sich der Koreaner aufgeräumter und hochwertiger als bisher

Das alles schlägt sich allerdings auch in den Preisen nieder: Zwar punktet die nach wie vor günstige Basis-Version unter anderem mit Bordcomputer, Lichtsensor, Stopp-Start-System, Radio mit USB-Anschluss und Multifunktionslenkrad, doch ist die Einstiegslinie nur für den 62 kW/84 PS starken 1,2-Liter-Saugbenziner erhältlich. Der ebenfalls frei atmende 1.4er mit 73 kW/99 PS fängt erst bei 15.090 Euro an, der neue Ein-Liter-Dreizylinder mit Turboaufladung und wahlweise 74 kW/100 PS oder 88 kW/120 PS sogar erst bei 16.890 beziehungsweise 19.290 Euro. Letztgenannter fährt dann zwar mit einer ganzen Reihe an Sonderausstattungen wie Notbrems- und Spurhalteassistent, Tempomat, Klimaautomatik, Sitz- und Lenkradheizung, Parksensoren hinten und Rückfahrkamera vor – weit vom VW Polo ist man preislich aber dann nicht mehr entfernt. Wer das einfach zu bedienende Navigationssystem (790 Euro) mit 7-Zoll-Touchscreen auf der Mittelkonsole haben will, muss mindestens zur zweihöchsten Ausstattung greifen. Nur zum Marktstart ist es außerdem für die limitierte Sondereditionen Dream-Team erhältlich.

Immerhin: Selbst der schwächste Motor ist anders als üblich mit der besten Ausstattung kombinierbar und wem es nicht auf fahrdynamische Höchstleistungen ankommt, ist damit gut bedient. Per Fünfgang-Getriebe lässt sich der Vierzylinder gut bei Laune halten und die bei 4.000 Touren anliegenden 122 Newtonmeter Drehmoment reichen für Stadtfahrten und kleinere Ausflüge ins Umland aus. Schließlich müssen nur gut 1.100 Kilogramm bewegt werden. Mit maximal 173 km/h kann sich der Basis-Rio sogar auf der Autobahn zunächst sehen lassen, wo ihm allerdings schon bei geringen Steigungen dann doch die Puste ausgeht. Den Verbrauch des Saugers gibt Kia mit 4,8 Litern an.

Selbst der schwächste Motor ist anders als üblich mit der besten Ausstattung kombinierbar

Etwas souveräner zeigt sich der neue, laufruhige Dreizylinder, der allerdings – untypisch für einen Turbo-Motor – auch durchaus nach hohen Drehzahlen giert. Die Zwangsbeatmung beschert ihm zwar 172 Newtonmeter bei 1.500 U/min, doch so richtig in die Gänge kommt er erst, wenn die Nadel des Drehzahlmessers in höhere Gefilde vordringt. In Anbetracht der Drehfreude des Motörchens ist das kein Problem, und der dann kernige Klang macht Lust, öfter mal einen Gang runter zu schalten. Der Normverbrauch von gut viereinhalb Litern ist dann allerdings Geschichte.

Dank der langen und hohen Motorhaube wirkt der nur minimal auf 4,07 Meter angewachsen Kia bulliger

Die 100-PS-Version kommt mit einem manuellen Fünfgang-Getriebe, dem 120er hat Kia eine Übersetzung mehr spendiert. Eine Automatik gibt es auch, allerdings nur für den 99-PS-Benziner – und nur mit vier Gängen, was den Verbrauch schlagartig von 5,0 auf 6,1 Liter schnellen lässt. Für alle, die keinen Otto-Motor wollen, hält Kia auch noch einen Diesel mit 1,4 Litern Hubraum und 66 kW/90 PS bereit (im Sondermodell Dream-Team vorläufig auch mit 55 kW/75 PS), der zwar beim EU-Verbrauchstest eine 3 vorm Komma einfährt, aber mit Preisen ab 20.190 Euro wahrscheinlich auch in Zukunft keine große Rolle spielen wird. (Michael Gebhardt/SP-X)

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